Wie bereits an anderer Stelle erwähnt war 2020 eines der intensivsten Jahre meines Lebens. Im negativen wie im positiven Sinne.
Ich wurde und habe mich ständig an meine selbsterrichteten Grenzen getrieben und die ein oder andere riss ich auch nieder.
Und das alles ganz unabhängig von Corona.
2020 hielt so einige Lektionen für mich bereit und trotz meines fortgeschrittenen Alters stehe ich erst am Anfang dieses essentiellen Lern- und Entwicklungsprozesses, der diesmal direkt an den Wurzeln ansetzt anstatt sich darauf zu beschränken, das, was an der Oberfläche sichtbar ist, in „Form“ zu trimmen.
2020 hat Insomnia neuerlich ein Ausmaß angenommen, welches mir sehr deutlich vergegenwärtigte, dass der seit Jahrzehnten andauernde unfreiwillige Schlafentzug einem Selbstmord auf Raten gleichkommt.
Und ich hab mich tatsächlich nicht nur einmal gefragt, ob ich mich damit nicht unbewusst selbst zu bestrafen versuche.
Dafür, dass ich meinen eigenen Erwartungshaltungen und jenen, die von außen an mich herangetragen werden, nach meinem eigenen Empfinden nicht einmal ansatzweise gerecht werde.
2020 war von ständigem Hinterfragen geprägt. Was ist richtig, was ist falsch? Und lässt sich das überhaupt so pauschal festlegen?
Ab wann macht Selbstverleugnung krank, und ab wann schadet Selbstverwirklichung dem Umfeld?
Wo kollidieren die eigenen Bedürfnisse mit denen der anderen? Welche sind wichtiger? Wo ist (Ver)Einigung möglich, wo nicht?
Wo endet die gesunde Selbstfürsorge und wo beginnt der ungesunde Egoismus?
Kontrolle versus Los- und Zulassen ist ein sehr großes, wenn nicht sogar ein Schlüsselthema. Gerade im Hinblick auf meine Schlaflosigkeit.
Das Bedürfnis nach Ich-Zeit und Alleinsein ist nun auch ausgeprägter denn je, muss ich gestehen. Rund um die Uhr von Menschen umgeben zu sein, macht mich echt fertig. Auch wenn es sich hierbei um die Liebsten handelt.
Allerdings befinden wir uns hier mit Haus und Garten in einer privilegierten Situation, und unsere Kinder gehen wirklich großartig und positiv mit den der Pandemie geschuldeten Einschränkungen um.
Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mädels.
Und nicht minder stolz bin ich auf meinen Mann. Meinen klugen, starken und gelassenen Mann, der mich nimmt, wie ich bin und der mir meine Freiräume zugesteht.
Meine sonstigen persönlichen Kontakte waren schon vor Corona handverlesen. Nun habe ich sie auf ein absolutes Minimum reduziert. Dennoch hat sich gerade 2020 viel getan an der zwischenmenschlichen Front und ich bin trotz aller Querelen unendlich dankbar für diese tiefgehenden Bindungen, die mein Leben auf einzigartige Art und Weise bereichern.
Lange Spaziergänge helfen ein wenig dabei, das Bedürfnis nach Ruhe zu stillen und das Gedankenkarussell für eine Weile anzuhalten.
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