Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Schreiben (Seite 1 von 7)

Vom Geschichtenweben

Oft werde ich gefragt, wie viel von mir selbst in meinen Geschichten steckt. Was davon ist „wahr“?

„Alles und nichts“, lautet die Antwort.

Der Plot ist fiktiv. Keine einzige Szene hat sich tatsächlich so zugetragen und eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zwar nicht immer rein zufällig, doch keiner der Charaktere existiert 1:1 so im „echten“ Leben. Zumindest nicht in meinem.

Wie Schriftsteller ihre Geschichten weben, aus welchem Material ihre Fäden bestehen, wie sie diese verknüpfen und wo sie sie ziehen, ist wohl eine recht individuelle Angelegenheit. 

Meine „Wolle“ stammt natürlich auch aus meinem  persönlichen Erlebnis- und Erfahrungsfundus. Doch all die bunten Knäueln, die sich im Austausch mit anderen Menschen und mittels der (subjektiven) Wahrnehmung persönlicher Schicksale und gesellschaftlicher Entwicklungen sowie dem aktuellen Zeitgeist formen, sind ebenfalls ein essentieller Bestandteil meines Geschichtengeflechts. 

Das eigentliche Zaubergarn aber steuert das Unterbewusstein bei. 

Wenn es gut läuft und der Zugang zu diesem kostbaren Material frei liegt, bin ich nurmehr das Schiffchen, welches vom eigentlichen Weber durch die Kettfäden bewegt wird. Vielleicht habe ich eine Ahnung davon, welche Muster mit meiner Hilfe abgebildet werden, aber wie das fertige Gewebe am Ende aussehen wird, das weiß ich nicht.

Allerdings glaube ich daran, dass das Unterbewusstsein, wenn es in diesen magischen Momenten alle Fäden in der Hand hält, eine tiefere Wahrheit ans Licht bringt als die gelebte Alltagsrealität.

Und wenn diese bewusst gemachte Wahrheit auf den passenden Empfänger, sprich Leser, trifft, kann das auch für ihn eine große Bereicherung und eine Chance sein, mehr über sich selbst zu erfahren.

(Sorry, Gendern ist nicht meins.  Es muss sich auch nicht jeder durch mich und das, was ich schreibe, angesprochen fühlen. Das ist völlig in Ordnung.)

Ich verstehe die Intention der Leser, mehr über den jeweiligen Autor erfahren zu wollen.  Auch ich lese häufig Bücher von Menschen, deren Persönlichkeit ich interessant finde – u.a. in der Hoffnung, dass sich diese Persönlichkeit in ihren Büchern weiter offenbart und mich bestenfalls zu inspirieren vermag.

Aber ist es nicht sogar noch spannender, wenn Romane einem dabei helfen, sich selbst zu entdecken?

Als Leserin zieht mich ein Buch in seinen Bann, wenn es Saiten in mir anstimmt, die klingen und gehört werden wollen.  

Und als Autorin habe ich gerade das Gefühl, über schier endlose Baumwollfelder zu wandern. Mit dem Ernten komme ich kaum hinterher und mit dem Garnspinnen erst recht nicht.

Das Gewebe wächst daher langsam, aber das Schiffchen steht niemals still. 

Ernährungs- und Schreibupdate

Beginnen wir mit dem Ernährungsupdate. Das bin ich euch schon lange schuldig. 

Zwei Monate lange habe ich mich tatsächlich fast ausschließlich ketogen ernährt. Unterbrochen von flüchtigen Low-Carb-Versuchen, die mir aber gezeigt haben, dass ich sofort wieder „voll auf Zucker“ war, sobald ich kohlenhydratreichere Lebensmittel in den Speiseplan aufnahm.

Nach diesen gescheiteren Ausflügen auf die Nur-ein-paar-Carbs-Schiene hatte ich mich also damit abgefunden, mich Zeit meines restlichen Lebens ketogen zu ernähren. 

Bezüglich der Lebensmittelauswahl ist mir das nicht sonderlich schwergefallen. Es gibt unzählige schmackhafte, gesunde und wohltuende ketogene Gerichte.  Zudem ist der Zuckerjieper in der Ketose wirklich völlig passé. 

Was nicht heißen soll, dass ich nicht dankbar dafür war, auch mal ein paar Beeren mehr verspeisen zu können, ohne gleich aus der Ketose zu fliegen. 

Ich bin ja tagtäglich sehr viel in Bewegung und ich habe festgestellt, dass ich nach einem 10km-Marsch mit Chinook ein gewisses Zeitfenster habe, indem mir auch ein Pfund Erdbeeren ketotechnisch nicht zum Verhängnis wird. 

Soweit ich weiß, ist dieses „magische“ Zeitfenster Teil des Keto-Cycling-Prinzips, mit dem ich mich allerdings nicht näher befasst habe. 

Jedenfalls hätte ich in diesem Intervall wahrscheinlich sogar einen Berg Pasta essen können, ohne dass diese Ausschweifung meinen Blutzuckerspiegel groß tangiert hätte.

Nichtsdestotrotz hätte mich die Kohlenhydratflut direkt wieder in die klebrigen Arme des Zuckermonsters getrieben. „Mich“ steht hier weniger für meinen Körper als für meinen Geist. Und der ist ein echter Quäl-Geist.

Eine lange Zeit hatte die ketogene Ernährung nur Vorteile für mich. Ich fühlte mich frei von der Zuckersucht und total fit in der Birne. Auf physischer Ebene registrierte ich zu Anfang sogar einen Konditionszuwachs. Die Angst, dass mir ohne Carbs der Kreislauf schlappmacht, schien unbegründet.

Die paar verlorenen Kilos motivierten mich zu Beginn ebenfalls, am Ball zu bleiben. Allerdings lässt sich mein Körper nach all den essgestörten Jahrzehnten nichts mehr vormachen. Was die Sättigung angeht, ist es ihm scheißegal, ob die Kalorien aus Fetten, Eiweiß oder Kohlenhydraten kommen. Viele Ernährungsprofis werden mir widersprechen und diesen Standpunkt als völlig veraltet deklarieren, aber das sind nun mal meine persönlichen Erfahrungswerte. Und ich glaube am ehesten das, was ich am eigenen Leib spüre. 

Zu oft habe ich es inzwischen erlebt, dass mein Körper zu Beginn einer Ernährungsumstellung zunächst irritiert ist. Während seiner Neuorientierungsphase nehme ich oft ein wenig ab und brauche insgesamt weniger Brennstoff. Teils ist das bestimmt auch psychisch bedingt.  Stichwort „Anfangseuphorie“. Wobei die bei mir auch mit jedem Mal weniger wird.

Aber spätestens nach ein paar Wochen weiß der Body wieder, wo`s lang geht und dann holt er sich seine Energie. Und zwar zuverlässig mindestens die Menge, die ihn beim aktuellen Kampfgewicht hält.

Das finde ich auch nicht weiter schlimm, denn dass ich in meinem Leben jemals nochmal dünn sein würde, habe ich mir eh abgeschminkt. Manchmal blitzt ein wenig Wehmut auf, aber die verschwindet auch schnell wieder.  Schlankheit aus rein ästhetischen Aspekten heraus ist mir schon lange nicht mehr wichtig genug. 

Es laufen so viele dünne und verhärmte Hackfressen herum. Ein Mehr an Ausstrahlung ist in meinen Augen attraktiver als ein Weniger an Kilos.

Doch ich will das nicht pauschalisieren. Inzwischen betrachte ich Schönheit ganzheitlich,. Nicht unabhängig von der körperlichen Gestalt, da ja einem Menschen meist auch deutlich anzusehen ist, ob er sich wohl fühlt – in seinem Selbst und seiner physischen Hülle. 

Wenn beides harmoniert und mich auf einer angenehmen Frequenz anfunkt, dann ist dieser Mensch in meinen Augen und meinem Herzen schön. Gleich, ob schlank oder üppig.

Aus gesundheitlichen Gründen muss ich nicht abnehmen. Da ist bis auf die üblichen Pappenheimer soweit alles im grünen Bereich. 

Insomnia schert sich einen feuchten Dreck darum, wie viel ich wiege, Und auch die Ketose vermochte sie nicht nachhaltig zu beeindrucken. Die Schlaflosigkeit hat sich während der „Keto-Diät“ zuerst verschlechtert, dann verbessert und schließlich war wieder alles beim Alten. 

Dennoch überwogen für mich die Vorteile der ketogenen Ernährung und ich hätte wohl ewig damit weitergemacht, wäre mir nicht eines Tages doch die Kraft ausgegangen.

Bereits nach anderthalb Monaten merkte ich, dass mir lange Läufe mit dem Hund immer schwerer fielen. 4-5km waren nach wie vor kein Problem, aber spätestens ab Kilometer 8 hatte ich zu kämpfen. Und das kenne ich so überhaupt nicht. Im Grunde kann ich auch 20 km stramm durch marschieren. Mein Problem ist eher, dass mir irgendwann die Haxen weh tun. Aber Kraft habe ich meist mehr als genug. Es sei denn, ich habe eine komplett schlaflose Nacht hinter mir oder einen Infekt in den Knochen.

Aber ich wollte nicht wahrhaben, dass die zunehmende Schwäche vielleicht doch mit der Ketose zusammenhing. Daheim und bei kurzen Anstrengungen war alles okay und mental war ich nach wie vor sehr klar und fokussiert. Also hab ich es einfach hingenommen, dass die Spaziergänge mit Chinook zum Ende hin immer mehr zum Kraftakt mutierten.

Bis zu jenem Tag, an dem ich dachte, ich schaffe es nicht mehr heim, obwohl ich nicht einmal mehr 1km vor mir hatte. Mir war schwindelig, schlecht und kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Chinook war plötzlich lammfromm – auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass mit dem Frauchen etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Ich hab mich noch bis zur nächsten Bank geschleppt und da saß ich dann. Mindestens eine halbe Stunde. Irgendwann sind wir schließlich im Schneckentempo nach Hause geschlichen und ich hatte nur 2 Gedanken im Kopf:

„Nudeln!!!!!“

Und:

„Kaum geht’s mir schlecht, lässt Chinook mit seiner extremen Rücksichtnahme jeden Blindenhund vor Neid erblassen. Interessant.“ 

Ein kurzer „Verschlurferer“, der meinen Tritt aus dem Takt brachte und schon erntete ich einen besorgten Blick aus warmen Hundeaugen. Mein Bubi trottete so eng neben mir her, als wollte er mich im Fall des Falles auffangen.

Daheim habe ich mir sofort eine Riesenladung Kohlenhydrate reingepfiffen. Schlagartig kehrte meine Kraft zurück. Der Zuckerhunger leider auch.

Kurz nach diesem Erlebnis ging es bei uns mit der Badrenovierung los und die Belastung durch Dauerbaustelle, den damit verbundenen Lärm, den vielen Leuten, dem Mangel an Privatsphäre usw. hat mein Stresslevel derart gepusht, dass ein Zurück zur kohlenhydratfreien Ernährung für mich undenkbar war.

Es kam, wie es kommen musste: Ich bin richtig derbe abgestürzt und obwohl ich weiß, dass ich mir pures Gift in den Blutkreislauf pumpte, habe ich Süßkram in mich reingeschaufelt, als ob es kein Morgen gäbe. Und bei diesem exoribitanten Zuckerkonsum ist tatsächlich die Frage, wie viele Morgen der Körper noch zu erleben in der Lage ist.

Aber ich konnte einfach nicht anders.  

Und irgendwann hat mein Geist resigniert und meinem Körper das Ruder überlassen. 

Ab da wurde es besser. 

Nicht gut, aber besser.

Momentan richte ich mich nach meinen Körpersignalen, esse die meiste Zeit nach Hunger und achte auf die Sättigung. Falls ich mich doch mal überfresse, warte ich, bis ich wieder richtig Kohldampf habe und das kann ganz schön lange dauern. Aber nehme ich dann schließlich etwas zu mir, ist das dann meistens nicht nur Müll, weil ich Bock auf etwas Richtiges habe. Doch auch diesen Zustand hatte ich schon öfter erreicht. Und ich weiß, dass das keine Heilung ist. Dazu mache ich dieses Spielchen schon viel zu lange mit,

Dabei hätte ich mir für mich selbst, für Fenja aus „FSK 40“ sowie für meine Leser eine handfeste und dauerhafte Lösung gewünscht. 

Immerhin weiß ich inzwischen, dass ich nicht esse, bis ich platze. Irgendwo existiert in mir doch noch eine Art natürlicher Regulationsmechanismus, der sogar dann greift, wenn ich die Zügel nicht nur locker, sondern völlig loslasse. 

Jetzt wollte ich mit Fenja eine elegante Überleitung zu meinen Kämpfen und Niederlagen an der Schreibfront schaffen, aber leider hab ich den Einsatz verpasst.

Also benutze ich diesen kleinen Schnipsel als plumpen Raumteiler und Signal an meine lieben Instaleute und FBler, dass sie ab hier nix mehr verpassen. 

Kaum hatte ich mich nämlich darüber ausgelassen, dass ich mich derzeit schwer damit tue, in fiktive Welten abzutauchen, eroberte mich das Schreiben mit aller Macht zurück.

Und nun hat es mich wieder. 

Ich weiß nicht, ob ich mir selbst einen Gefallen damit tue, euch an meinen Kämpfen bezüglich der Schriftstellerei teilhaben zu lassen. Professionell ist das sicherlich nicht, aber authentisch. Und ich glaube, Letzteres ist wichtiger. 

Grundsätzlich bin ich jemand, für den innere Zerrissenheit schon fast ein Lebensmotto ist bzw. die Heilung derselben eine Lebensaufgabe.  Und betroffen davon sind nahezu alle Lebensbereiche. Warum also sollte es mit dem Schreiben anders sein?

Mein „Warum“ in Worte zu fassen – sowohl das „Warum dagegen“ als auch das Warum dafür“ bzw. „wofür“, kann eine Schneise in den Dschungel schlagen, der in meinem Herz und Kopf wuchert und das Fruchtbare und Schöne dieser Wildnis zum Vorschein bringen und verhindern, dass sie mich verschluckt. 

Warum noch schreiben, wenn heutzutage die KI binnen Minuten eine spannende Geschichte zaubert, für die sich unsereins monate- oder sogar jahrelang abmüht?

Warum noch schreiben, wenn gefühlt immer weniger Menschen lesen und immer mehr stattdessen netflixen? Ja, es gibt auch solche, die lesen UND netflixen, aber oft ist es ein „entweder oder“ und dann siegt nicht selten das Oder. 

Bei mir ist das „Oder“ meist die Gitarre. Daher liegt mir so viel daran, die Worte mit der Musik zu verbinden. Ich will mich nicht gegen das Eine und für das Andere entscheiden. Ich kann mich nur für BEIDES entscheiden.  Und nichts – außer Zeit – steht dem entgegen. Aber (keine) Zeit ist halt nun mal der Endgegner. 

Und ich will ehrlich sein: Immer wieder habe ich mich gefragt, ob ich diese wenige Zeit mit Worten füllen oder gar vergeuden (?) soll.

Doch Worte sind nicht weniger als Taten. Worte SIND Taten. 

Mit meinen Romanen möchte ich unterhalten und berühren und im Rahmen meiner Möglichkeiten auch Unterstützung zu bieten. Sei es, indem ich meine Leser mittels einer spannenden Geschichte zumindest kurzzeitig von ihrer Alltagslast und chronisch zermürbenden Sorgen befreie oder sei es, indem ich ihnen das tröstliche Gefühl vermittele, mit ihren Konflikte, Ängsten und Sorgen nicht allein zu sein. 

Es ist erstaunlich, wie viele Probleme, so speziell und absurd sie auch erscheinen mögen, weil sie in der „offiziellen“ Gesellschaft kaum thematisiert werden, in Wirklichkeit gar nicht so „besonders“ sind, sondern einen ganzen Haufen Leute quälen. Und allein dieses Wissen kann schon helfen, auch wenn man für das eigentliche Problem keine (abschließende) Lösung parat hat. Siehe beispielsweise oben. Höhö.

„Hoppla, da trägt sich ja einer mit den gleichen Gedanken und Gefühlen wie ich.  Vielleicht bin ich gar nicht so krank und verrückt. Vielleicht bin ich einfach nur ein Mensch – echt und widersprüchlich, mit hellen und mit dunklen Seiten und sämtlichen Abstufungen dazwischen.“

Versteht mich nicht falsch: Ich bin absolut gegen Konformismus und ich finde es äußerst begrüßenswert, dass Menschen zunehmend in ihrer Individualität akzeptiert und respektiert werden. Doch ein zu starker Fokus auf die Einzigartigkeit des eigenen Selbst kann auch dazu führen, dass man sich sehr einsam, unverstanden und „unverbunden“ fühlt. 

Es gibt einen Unterschied zwischen Schubladen und Mustern. Schubladen sind klar abgegrenzt, nüchtern, wertend, nicht variabel. In Schubladen wird man gesteckt. Und einmal drin, kommt man so schnell nicht wieder raus. 

Muster sind vielschichtiger, bunter – ein Labyrinth aus vielen Gängen.  Die Gefahr, sich darin zu verlaufen, ist groß. Die Chance, neue Wege zu erschließen, aber auch. Und Muster können sich verändern, sich mit anderen Mustern verbinden und je nachdem, aus welcher Perspektive man sie betrachtet, komplett unterschiedlich aussehen.  

In the long run we are all dead …

… zitierte mein Vater kürzlich, aber nicht zum ersten Mal, John Maynard Keynes.

Und diese Tatsache, gepaart mit meinem starken Bauch(-über-Kopf-)Gefühl und der globalen Gesamtsituation, ist die beste Begründung dafür, dass ich inzwischen sehr viel mehr im Moment lebe als früher.

Wenn es nicht gerade um Umwelt- und Klimaschutz geht, interessiert mich alles, was sich auf lange Sicht auszahlt, ehrlich gesagt immer weniger. Mal ganz davon abgesehen, dass mein ureigenes Wesen noch nie ein besonders vernünftiges, aber dafür schon immer ein sehr emotionales war.

Wie schnell das, was in Stein gemeißelt schien, den Bach hinuntergehen kann, habe ich schon oft genug mitbekommen. Insbesondere dann, wenn es sich um Menschen handelt. Um ihre Gesundheit, die körperliche wie auch die mentale und um ihre hochtrabenden Versprechen und Bündnisse. Und das sage ich als jemand, dem es noch sehr viel bedeutet, jemandem sein Wort zu geben.

Allein meiner Kinder wegen richte ich den Blick überhaupt noch auf die Zukunft. Andernfalls würde ich inzwischen wohl kaum über die nächsten paar Monate hinausdenken.

Meinen letzten Beitrag vom Februar hatte ich kurz nach der Veröffentlichung wieder auf „privat“ gestellt, weil er mir im Hinblick auf meine Schreiberei zu radikal erschien.

Das Schreiben gehört mehr zu mir als mein Name an der Tür.

Ich habe tief in mich hineingespürt und dort brennt dieses Feuer noch hell und kräftig.

Der eigentlich Knackpunkt ist ein anderer.

Mir fehlt zunehmend der Zugang zu fiktiven Welten. Sowohl lesender- als auch schreibenderweise. Mein reales Leben ist bunt, turbulent und herausfordernd genug. Es bietet wenig Zeit, aber dafür viel Thrill und zum Glück auch Liebe.

Damit fallen diese beiden Genres schon mal flach, haha, bzw. reizen sie mich derzeit kaum. Dabei habe ich früher einen Thriller nach dem anderen inhaliert.

Aber aufgrund der ganzen echten Spannung – auf Mikro- wie auf Makroebene – habe ich irgendwie gerade keinen Nerv dafür, mir künstliche Dramen aus den Fingern zu saugen oder in die anderer Autoren abzutauchen. Hin und wieder mag mir das kurzfristig gelingen, aber halt „not in the long run“.

Schon lange habe ich kein Buch mehr in einem Rutsch durchgelesen, mich schon ewig nicht mehr völlig in einem verloren.

Leider?

Ich weiß es nicht. Dieser fortschreitende Prozess ist für mich nicht an ein „Verlustgefühl“ gekoppelt. Im Gegenteil: Ich fühle wesentlich mehr Fülle in meinem Leben als früher.

Vielleicht hängt es auch mit dem Alter zusammen. Je länger ich auf dieser Erde weile, desto weniger kann ich mit den gängigen Vorstellungen, Normen und Zielen anfangen. Zumal ich ohnehin von jeher eher gegen als mit dem Strom geschwommen bin. Und sobald ich merke, dass in Büchern die üblichen Klischees bedient werden, bin ich raus.

Ab und an fesselt mich ein Roman dennoch für gewisse Zeit – aufgrund des historischen oder aktuellen realen Bezugs etwa. Oder einfach wegen des höllisch guten Schreibstils wie z.B. bei „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl.

Trotzdem ist es einfach nicht mehr das Gleiche wie früher.
Und wenn ich selbst mit dem Schreiben zuverlässig und dauerhaft „mein Geld verdienen“ möchte, muss ich ständig schreiben, ohne Unterbrechungen am Ball bleiben und im Jahr mehrere Bücher raushauen. Ansonsten kann ich mir mit den paar „Notscherln“ nicht mal ein gescheites Taschengeld zusammenkratzen.

Doch Schreiben wie am Fließband killt bei mir die Kreativität.
Das bin ich einfach nicht, auch wenn ich unter Druck zu Höchstform auflaufen mag. Wobei Letzteres vor allem dann funktioniert, wenn es um außerordentliche Anlässe geht, aber – ihr ahnt es schon – „not in the long run“.
In the long run lege ich zuerst einen Zwischenstopp bei meinem alten Kumpel „Burn Out“ ein, bevor ich schlussendlich eh abnippele. Also, auf diesen Zwischenstopp kann ich getrost verzichten.

Im Klartext heißt das, dass gerade 250 fertige FSK-40-Seiten auf Halde liegen. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert, denn ich denke schon, dass die Geschichte gut ist. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich leider für nichts garantieren.

Was jedoch so sicher ist wie das Amen in der Kirche: Schreiben werde ich immer. Sieht man ja auch an diesem Blog. Im Gegensatz zu meinem Roman war der wirklich schon todgeweiht. Und irgendwann, wenn schon niemand mehr damit rechnet, komme ich doch wieder mit einem Beitrag um die Ecke. Hehe.

Dass das keine erfolgsversprechende Businesstaktik ist, braucht mir niemand zu erzählen. Das weiß ich schon selbst. Auch wenn ich weniger wirtschaftliches Verständnis und Handeln an den Tag lege, als man gemeinhin von einer diplomierten Kauffrau erwarten möchte – doch so viel ist zumindest noch hängengeblieben.

Aber in meinem Fall beißen sich Muse und Profitdenken wirklich dermaßen, dass es nicht nur schmerzt, sondern umbringt. Das eine das andere.

Wenn alle Stricke reißen, stelle ich mich wieder als Verkäuferin beim Bäcker rein. Die Fresserei geht immer und selbst als Studentin habe ich mit dieser Tätigkeit in einem Monat mehr Kohle verdient als mit der Schriftstellerei in einem Vierteljahr.

Auch Regale im Supermarkt einzuräumen halte ich für eine durchaus überlegenswerte Option. Hauptsache, ich kann weiterhin Gitarre spielen. Was Jobs angeht, bin ich wenig anspruchsvoll, null karriereorientiert – sogar als eine Karriere noch möglich erschien – und ziemlich anpassungsfähig.

Es wäre wohl auch ganz zweckmäßig, wenn mich mein Brotjob kognitiv und zeitlich nicht mehr so fordert wie früher. Es gab Jahre, da habe ich es gerade noch zum (Nicht)Pennen nach Hause geschafft, um dann frühmorgens wieder im Büro zu sitzen.

Und wofür?

Ich war damals voll am Arsch und meine musische, lebensspendende Quelle komplett versiegt.

Apropos Wasser: Nach einem deftigen Wasserschaden aufgrund unserer maroden Kupfer-Wasserleitungen – die waren ungefähr so alt wie ich – mussten wir in den sauren Apfel beißen und diese tickenden Zeitbomben eliminieren und in diesem Zusammenhang auch das gleichaltrige Bad erneuern. Für gut einen Monat haben wir hier nun eine Dauerbaustelle, keine Dusche und keine Badewanne.

Einige Tage lang hatten wir auch kein warmes Wasser im Haus und da hab ich es wie bei Oma gemacht und für die Körperwäsche Wasser gekocht und in die Spülwanne gegeben. (Okay, Oma war nicht der Luxus eines Wasserkochers vergönnt.) Irgendwann war das jedenfalls auch normal. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit wurde dem Menschen dereinst also durchaus in die Wiege gelegt.

Und dieses Wissen verleiht mir Kraft und Zuversicht.

Solange es mir körperlich und mental gut geht, vermag ich auch mit unerwarteten und schwierigen Situationen umzugehen und zuzupacken, wenn es nötig ist.

Bin ich hingegen komplett schlaflos und ein nervliches Wrack, weht mich schon der kleinste Pups um.

Ergo sorge ich dafür, dass es mir gut geht.

Warum habe ich ausgerechnet einen Husky?

Weil er uns gut tut und weil mir die täglichen 10km-plus-Märsche gut tun. Tatsächlich laufen wir in der Woche im Schnitt um die 100km. Das erdet mich und hilft mir beim Schlafen. Dies wiederum macht mich wesentlich erträglicher – auch für mein Umfeld.

Warum spiele ich so viel Gitarre?

Weil sie mir so, so, so gut tut!

Warum mache ich YouTube-Videos?

Weil es mir Freude bereitet und diese Freude mir natürlich gut tut.

Meinem Eiliensche übrigens auch. Wohldosiert. Und das ist okay. Ich dränge mein Kind zu nix.

Dies ist der Argentinische Tanz von Tatiana Stachak, den wir bereits vor Längerem angekündigt hatten:

„Boat on the River“ und Thrillerupdate oder „Passionen brennen auch ohne (Hinter)Sinn“

Als ich mir vor einigen Monaten am rechten Mittelfinger einen Kapselriss nebst Knochenfraktur zugezogen habe, war mein erster Gedanke: „Oh nein – jetzt kann ich wochenlang nicht mehr Gitarre spielen. Bitte, bitte, bitte – das darf nicht sein!“

Für mich ist da echt eine Welt eingestürzt. Die Schmerzen waren erträglich. Die übrigen Einschränkungen auch. Nicht aber der Verzicht auf dieses geliebte Instrument, das mich mit so ungemein viel Glück erfüllt und mir so viel Halt gibt.

Das klingt ultrakitschig, ist aber die Wahrheit.

Mit meinem Eiliensche habe ich mich heute über Passionen unterhalten. Wenn man ehrlich ist und sein Bauchgefühl sprechen lässt, gibt es bei echten Leidenschaften immer eine Rangliste. Oft eine insgeheime, die man nach außen hin gerne verleugnet. Denn nicht selten entbehrt sie Sinn und Verstand. 

„Bei dir steht ganz klar die Gitarre an erster Stelle, Mama“, konstatierte meine Erstgeborene knallhart. „Das Schreiben kommt erst danach.“

Und sie hat (leider) recht. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Dabei schreibe ich um so vieles besser als ich Gitarre spiele. Kein Wunder. Das Schreiben begleitet mich ja schon mein Leben lang. Ebenso wie der Traum von der Schriftstellerei als Brotjob.

Ein utopischer Traum. Doch nach der Veröffentlichung meines Debüts schien er plötzlich zum Greifen nah. 

Auch wenn ich davon nicht reich werde: Mit dem Schreiben kann ich tatsächlich Geld verdienen. Mit der Gitarre nicht.  Niemals.

Trotzdem greife ich, sobald ich ein wenig Zeit habe, aktuell oft eher zur Gitarre als zum virtuellen Stift.

Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur. Manche kann ich rational fassen, andere nicht.  Und nicht nur die Gitarre per se, sondern auch das Leben selbst ist „schuld“ daran, dass mein Herzblut vermehrt in dieses Instrument fließt.  Denn die Gitarre ist eine sehr potente und sofort wirksame Seelenmedizin. 

Aber Herzblut ist auch die einzige Tinte für meine Geschichten. Ohne Herzblut keine Geschichte.

Nun sollen aber all die Erfahrungen, die ich im echten Leben sammele und auch das, was ich gerade über mich lerne – und das ist nicht wenig – meinem Roman nicht zum Schaden gereichen. Im Gegenteil: Schlussendlich profitiert die Geschichte  davon. Dessen bin ich mir gewiss.

Und voran geht es ja. Wenn momentan auch wieder nur im Schneckentempo.

Ursprünglich hatte ich mir selbst als Deadline für die Fertigstellung Mai 2023 gesetzt. Aber mir dünkt, dieses Ziel ist doch zu sportlich gesetzt.

Die Wartezeit wollte ich nicht nur mit ein paar Textschnipseln, sondern auch mit einer kleinen Online-Lesung hie und da verkürzen.

Und ich hatte mir ausgemalt, dass solche Mini-Lesungen vielleicht auch auf YouTube in Kombination mit Gitarrenclips und Huskyvideos ganz gut kämen.

Die Federfarbenfee steht schließlich schon von jeher für eine bunte Mischung, doch YouTube hat offensichtlich für wild durcheinander gewürfelte Inhalte wenig übrig. 

Gehört habe ich schon häufiger davon, dass der ominöse Algorithmus eher Kanäle mit spezifischen Inhalten bevorzugt.

Gut, bei YouTube-Stars drückt er beide Augen zu bzw. öffnet er die der Zuschauer für die großen Kanäle extrabreit – Stichwort „Sichtbarkeit“.

Das YouTube-Fass aufgemacht habe ich ja überhaupt erst für mein Eiliensche. Und ja, sie ist nach wie vor daran interessiert, dort Gitarrenaufnahmen einzustellen. Aber inzwischen hat sie eine Ahnung davon, wie viel Arbeit das bedeutet und sagen wir mal so: Bei ihr steht die Gitarre nicht konstant auf Platz 1 der Passionsliste. Und ich dränge sie auch nicht. Das Ganze ist ja in erster Linie ein Spaßprojekt.

Dennoch ist es frustrierend, wenn sich YouTube in Sachen Sichtbarkeit mal sehr großzügig und dann wieder total knausrig zeigt. Aber um Willkür handelt es sich hierbei nur auf den ersten Blick. Tatsächlich leuchtet es ein, dass es zwar eine Schnittmenge zwischen Huskyliebhabern, Bookies und Gitarrenfreunden gibt, aber man muss auch verstehen, dass nicht jeder, der ein Video mit Hund und Kind herzig fand, gleichzeitig auch total auf meine Gitarrendarbietungen oder meinen Buchtrailer abfährt. 

Für Autoren ist YouTube ohnehin ein steiniges Pflaster. Das sehe ich auch an den Kanälen anderer Schreiberlinge und sogar an den Buchteasern renommierter Verlage. Buchvorstellungen, noch dazu in deutscher Sprache, erreichen hier nur ein Nischenpublikum. Es sei denn, man heißt Sebastian Fitzek. Zum Beispiel.

Also habe ich mich aller Laienhaftigkeit zum Trotz dazu entschieden, mich youtubetechnisch, abgesehen von dem ein oder anderen Short, fürs Erste auf die Gitarre zu fokussieren. Das kommt dann auch dem Eiliensche zugute, sobald sie bereit ist, wieder Energie in eine Aufnahme zu investieren.

Einstweilen tobt sich Mama ordentlich aus. Zuletzt mit „Boat on the River“, einem Styx-Cover.

Bisher habe ich mich zu diesem Lied mit der Westerngitarre begleitet. Aber ich finde, auch meine Hanika Grand Konzert macht sich sehr gut als instrumentale Begleiterin und harmoniert wunderbar mit Stück und Stimme.

Von Worten und Noten, Sätzen und Melodien, Geschichten und Liedern

Das Schreiben und das Musizieren sind für mich Manifestationen ein und derselben unsichtbaren, schöpferischen Quelle.  

Zwei Kinder einer Mutter, um es mal pathetisch auszudrücken. 

Und wenn sich diese beiden Musengeschwister zusammenraufen, statt ihre Energie darauf zu verschwenden, einander anzukeifen und sich gegenseitig die Aufmerksamkeit zu stehlen, können sie sich auf wundersame Weise unterstützen und fördern.

So haben sich einige jener Buchszenen, die es laut Aussage meiner Leserschaft ohne Umwege direkt unter die Haut schafften, in meinem Geist ausgeformt, während mein Herz gerade von Musik erfüllt war. Etwa, als ich im Keller vor mich hintanzte … : )

Daher wird es auch kaum jemanden Wunder nehmen, dass ich davon träume, eine Tages auch eigene Songs zu schreiben und damit zwei große Lieben miteinander zu vereinen.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Während ich unermüdlich meine beiden Gitarren bearbeite und zunehmend mehr Mut und Gespür dafür entwickele, wie ich bereits existente Stücke meinem Spiel und meiner Tonlage anpassen kann, taste ich mich auch langsam an die Musiktheorie heran. Für mich ad dato ein Buch mit sieben Siegeln. Doch spätestens jetzt bin ich mehr als froh darüber, den Schritt vom Spielen nach Akkorden und Tabulatur zum Spielen nach Noten gewagt zu haben.

Obendrein sind Noten viel ästhetischer und damit der Schönheit dieses Instruments und seines Klangs würdiger. Ich weiß, das klingt nicht vernünftig. Aber in musischen Angelegenheiten spielt die Ratio bei mir nie die erste Geige. ; )

Dass ich nicht nur auf der Konzertgitarre, sondern auch auf der Westerngitarre und bei der Liedbegeleitung Fortschritte mache und peu à peu freier werde, stelle ich gerade anhand von Stücken fest, die ich schon geraume Zeit übe.

„Streets of London“ war für mich lange schon allein der recht komplexen Begleitung wegen eine ziemliche Herausforderung. Doch ich mag das Stück sehr, ebenso wie das Folkpicking. Daher habe ich das Lied nie aufgegeben. Obwohl ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte, wie ich die Begleitung flüssig spielen und dazu auch noch überzeugend singen sollte. Zumal das Stück mit dem Kapodaster im zweiten Bund sogar für mich viel zu tief war. 

Nach einigem Herumprobieren habe ich aber herausgefunden, dass ich den Song mit dem Kapo im fünften Bund wirklich bequem singen kann und die Begleitung auch mit dieser Abwandlung sehr gut funktioniert und sich stimmig anhört. Tja, in Babyschritten wackele ich vorwärts.

Auf Instagram wird das Video nach exakt einer Minute eiskalt gekappt. Hier ist nun auch der Refrain komplett mit drauf. Das Interludium habe ich vorgezogen. Es würde normalerweise erst nach dem Refrain folgen, aber ich war so … frei. : )

Auch mein Text zum Thema „Seelenklänge“ (- ebenfalls im Rahmen einer Aktion auf Instagram entstanden -) ist an dieser Stelle gut aufgehoben, schätze ich: 

Musik hören,

Musik machen,

mit Körper und Herz spüren, wie sie durch mich hindurch fließt und mich im tiefsten Inneren erreicht,

mich von den schönen Klängen tragen lassen,

mich in ihnen auflösen,

singen und tanzen,

die Vibration der Gitarre auf meinem Schoss und an meiner Brust fühlen,

die Saiten,

den Genuss,

wenn ich ihnen schöne Töne entlocken kann …

All das ist

Medizin,

Therapie,

Trost,

Geborgenheit,

Vertrauen,

Halt,

Abtauchen,

Fallen- und Loslassen,

Inspiration,

Intimität,

Sinnlichkeit,

echtes Glück,

Liebe,

Suche und Sucht,

Ausdruck meiner Persönlichkeit und auch eine der schönsten Formen der

Kommunikation.

Ich lasse mich von Musik berühren und

will auch selbst mit Musik berühren.

Ich liebe es, wenn Musik Geschichten erzählt.

Und wenn sie gepaart ist mit Gesang, hallen oft nicht nur die Klänge, sondern auch die Texte für immer in mir nach.

Musik hat mich stets begleitet – durch sämtliche Höhen und Tiefen meines Lebens.

Viele prägende Erlebnisse und Menschen sind untrennbar mit bestimmten Musikstücken verwoben.

Ihr seht: Musik bedeutet mir unglaublich viel. Gerade in diesen Zeiten ist sie eine enorme Stütze für mich. Und ich denke, für viele andere auch.

Update zum Psychothrillerprojekt „FSK 40“

Auch an der Romanfront gibt es Fortschritte zu vermelden. Zwar komme ich nicht ganz so flott an wie erhofft, aber meine Mindesthürde von 500 Worten pro Tag packe ich meist schon. Wenn auch teils mit Ach und Krach, weil das entsprechende Zeitfenster oft nicht mehr als ein bis zwei Stunden beträgt und ich ja nicht irgendetwas hinrotzen, sondern Inhalt von Format produzieren will. ; )

Apropos Format: Ad dato habe ich meine verbalen Appetithäppchen ja ausschließlich in Textform präsentiert. Obwohl ich bereits beim Kauf meines Mirkrofons damit liebäugelte, das ein oder andere Zitat zu vertonen. Ein ganzes Hörbuch ist derzeit noch reine Utopie. Ich muss mich da erst step by step rantasten. Zumal ich über keinerlei Ausbildung in dieser Richtung verfüge.

Heute Früh habe ich mir spontan ein Herz gefasst und eine kurze Passage aus „FSK 40“ vor- bzw. eingelesen.

Und es hat mir tatsächlich Spaß gemacht. Die Resonanz ist bislang auch recht positiv. Daher wird ich jetzt wohl öfter mal eine solche Minilesung zum Besten geben.

Kürzlich wurde ich außerdem für eine „Erste-Seite-Challenge“ nominiert. Meine erste Seite in „FSK 40“ ist natürlich noch nicht in Stein gemeißelt. Aber aktuell steht dort Folgendes geschrieben:

„Fenja fühlte sich wie lebendig begraben. Und vielleicht war sie es auch. Ihr Schädel dröhnte, ihre Kehle war völlig ausgedorrt, und als nun das Blut in die tauben Gliedmaßen zurückschoss, verwandelten sich die Wände um sie herum in Nagelbretter.

Sie war eben zu sich gekommen und kauerte wie ein Embryo in dieser engen Kiste, deren Begrenzungen sie zwar nicht sehen, dafür aber nun deutlich spüren konnte: an ihrem Kopf, ihrem Rücken, ihren Knien und ihren Fußspitzen.

Vorsichtig versuchte sie, sich ein wenig auszustrecken. Doch das harte Holz war nicht gewillt, auch nur einen einzigen Millimeter nachzugeben.

Ihr fehlte jegliche Erinnerung daran, wie sie in diese überaus missliche Lage geraten war. Die nebulösen Gedächtnisfetzen, welche vereinzelt durch ihr Hirn waberten, lösten sich in nichts auf, noch bevor Fenja sie greifen konnte.

Es war ihr, als sei sie aus einem Traum erwacht, dessen Handlung sie bereits vergessen hatte, wohingegen die damit verknüpften Emotionen noch sehr präsent waren.

Normalerweise würde diese Ahnung einer akuten Bedrohung, von etwas Bösem, das ihr nach dem Leben trachtete, einem Gefühl der Erleichterung Platz machen, sobald sich ihre Sinne wieder in der Wirklichkeit verankert hatten.

Doch Fenjas Benommenheit wich stattdessen nackter Angst.

Sie war von einem Albtraum direkt in den nächsten gestürzt. Und dieser hier war womöglich noch schlimmer als der vorherige.“

Und zum Abschluss noch eine kleine Schnipselparade im Alltagsgewand. Meine Zitate sind übrigens nicht chronologisch geordnet. Aber das dachtet ihr euch bestimmt schon. ; )

Intuitiv versus strukturiert: Schreib-, Zucker- und Schlafupdate und ein Haufen Fotos

Gefühlt jeder zweite Beitrag in den sozialen Medien dreht sich derzeit um Neujahrsvorsätze, um Ziele und Pläne für 2022.

Da ich so gut wie alle Vorsätze, die ich speziell zu diversen Jahreswechseln geschmiedet hatte, unverzüglich wieder gebrochen habe, sind Neujahrsziele für mich eine ambivalente Kiste.

Grundsätzlich bin ich aber schon auch jemand, den Pläne und Deadlines sehr motivieren und mir dabei helfen können, fokussierter und beständiger an meinen Vorhaben zu arbeiten.

Oft stellen sie sich als regelrechter Turbo für meine Produktivität heraus. Wie ja auch der letzte Nanowrimo wieder sehr anschaulich demonstriert hat, obgleich ich die 50K nicht erreicht habe.

Die Schwierigkeit in der Formulierung von erreichbaren Zielen liegt meiner Ansicht nach darin, dass sie auf der einen Seite realistisch sein müssen, nicht zu viel Druck generieren dürfen und auch dann nicht zur Utopie mutieren, wenn die Unwägbarkeiten des Lebens mal wieder so richtig derbe dazwischen grätschen.

Andererseits sollen sie einen auch herausfordern, einem nicht zu viel Raum zum „Herumsandeln“ und stattdessen bereits kurzfristig kleine Erfolgserlebnisse bieten, die einen bei der Stange halten.

Im Hinblick auf das Schreiben hat mir einst Wattpad diesbezüglich sehr gute Dienste geleistet. Meinen Debütroman hatte ich dort ja zuerst als Fortsetzungsgeschichte hochgeladen. Und das Feedback der Leser sowie das Bestreben, sie nicht allzu lange auf das nächste Kapitel warten zu lassen, hat meinem Schreibprozess sehr gut getan.

Aber Wattpad ist nicht mehr das, was es einmal war und ich weiß auch nicht, ob es so günstig (- für mich und mein Autorendasein -) ist, jeden meiner Romane vorab kostenlos ins Netz zu stellen.

Doch zurück zu meinen Zielen für 2022:

Das erste Ziel lautet: Weniger verzetteln! 

Demzufolge gibt es im Hinblick auf meine Schriftstellerei lediglich ein großes Ziel: „FSK 40“ fertigzustellen und veröffentlichen.

In gesundheitlicher Hinsicht steht eine erneute Zuckerentwöhnung auf dem Programm. Leider hat sich in den letzten Monaten mein Süßigkeitenkonsum wieder drastisch erhöht. Zunächst ging es schleichend und dann war es bzw. ich plötzlich wieder out of control.

Ich weiß, ich weiß … Ihr müsst nur ein paar Beiträge zurückgehen, um die Widersprüchlichkeit in meinen Aussagen zu erkennen.

Aber so bin ich nun einmal: Konsequent inkonsequent.

Im Großen und Ganzen habe ich meinen Frieden mit meinen Kurven gemacht und mit einem stürmischen Kraftpaket von Hund an meiner Seite ist es auch nicht direkt von Nachteil, kein Fliegengewicht zu sein. 

Ich habe mein Gewicht in den letzten paar Jahren auch gut gehalten –  ohne Kalorienzählen und tägliches Wiegen. Keine Frage: Darüber freue ich mich. Aufrichtig. Es gab Jahre in meinem Leben, in denen ich um 30kg nach unten und nach oben geschwankt bin.

Und ich ballere mir auch nicht mehr zig tausend Kalorien auf einen Schlag rein. Heißhungeranfälle habe ich kaum noch und auch den emotionalen Hunger vermag ich inzwischen schon oft auf mit etwas Anderem als Essen zu stillen.

Insofern funktioniert das intuitive Essen nach Gefühl für mich schon in gewisser Weise.

Dennoch sind die alten Muster stark und wenn es hart auf hart kommt, greifen sie nach wie vor. Ich denke auch nicht, dass ich jemals von meiner Esstörung geheilt werden und so unbedarft mit Nahrung umgehen kann wie ein „normaler“ Mensch.

Daher bin ich sehr dankbar dafür, dass meine Kinder wirklich nur nach Essen verlangen, wenn sie Hunger haben. Gleichwohl schwelt in mir immer die Angst, dass auch sie irgendwann in die Essstörungsspirale geraten könnten. Deshalb achte ich auch penibel darauf, dass sie von meinen diesbezüglichen Kämpfen nichts mitbekommen.

Nun ist Chinook seit gut einem halben Jahr bei uns und ich muss zugeben, es wurmt mich schon ein wenig, dass ich mir die Energie, die ich bei den täglichen 10-15km-Märschen verbrate, umgehend wieder zuführe. Und wenn ich mich dann mal ein paar Tage lang weniger bewege, ist der Appetit trotzdem ungebremst. Das gibt mir zu denken. Denn im Grunde bedeutet das, ich würde schneller aufgehen als ein Hefekloß, würde ich die viele Bewegung reduzieren (müssen).

Mein „Nur-faul-herumsitzen-Umsatz“ betrüge auch nur um die 2.000kcals, mein reiner Grundumsatz sogar noch weniger. Lediglich durch die hohe körperliche Aktivität verbrauche ich meine 3.000 bis 3.500kcals. Und die esse ich. Nicht nur aus Hunger – ob echt oder emotional, sondern auch aus Gewohnheit.

Wenn ich nach Lust und Laune und rein nach Gefühl esse, bin ich also im „best case“ gewichtsstabil – was in meinem Fall aber schon einige Kilos über der Wohlfühlgrenze impliziert. Lange habe ich das nun als gegeben hingenommen und es gibt tatsächlich Wichtigeres im Leben.

Doch als M. vor ein paar Tagen (unabsichtlich? ; )) ein furchtbar unvorteilhaftes Foto von mir geschossen hat, war das der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat und vernehmlich geklickt hat es auch.

„Fit und fett – das geht also doch gleichzeitig“, war mein erster Gedanke, als ich das Bild gesehen habe.

Und nein, ich werde es hier nicht zeigen. Nicht nur deshalb, weil beide Kinder auf dem Foto neben/vor mir stehen und frontal in die Kamera blicken.

Seit 01.01. habe ich den Haushaltszucker auf 0 heruntergefahren und behalte meine Kalorienbilanz im Blick. Strikte Pläne bringen bei mir wie gesagt nicht viel. Aber ich weiß, dass mein Fett schmilzt wie Eis in der Sonne, wenn ich es schaffe, nicht mehr als 2.000kcals täglich zu mir zu nehmen. Sofern ich wie gehabt körperlich aktiv bin.

Das montägliche Fasten hatte mir gesundheitlich auch sehr gut getan. M, hat auch eine Weile mitgemacht, aber irgendwann haben wir es dann einschlafen lassen. Wahrscheinlich um den Zeitpunkt herum, als Chinook bei uns eingezogen ist. Und ganz ehrlich: Ich kann keine 15km laufen, wenn ich faste. Das macht mein Kreislauf nicht mit.

Manch einem mag dieses spontan geplante (höhö) Vorhaben im Hinblick auf die Essstörungsthematik als Rückschritt erscheinen, aber Maßhalten tut jetzt meiner Meinung nach echt Not.

Sonst läuft das Boot nicht nur aus dem Ruder, sondern droht zu kentern.

Zu der Methode, auf die sich meine Hauptprotagonistin in FSK 40 einlässt, werde ich allerdings niemals greifen. Und ob sie das bewirkt, was Fenja sich wünscht, lasse ich an dieser Stelle auch offen.

Tja, nun bin ich selbst wieder dabei, Realität und Fiktion zu verquicken, nicht wahr? Obwohl ich mich noch kürzlich heftig darüber beschwert habe, wenn Leser zu viel von mir in meinen Romanen sehen.

Schuld daran bin ich selbst und gerade befinde ich mich wieder in einer Phase, in der ich mir denke: „Was soll`s? Es steht doch jedem frei, zu denken, was er will.“

Und ich muss zugeben, dass es mich bisweilen schon echt mächtig triggert, in Fenjas essgestörtes Ich hineinzuschlüpfen. Aber der Authentizität wird es sicherlich zugute kommen.

In Sachen Insomnia – ein Problem, unter dem Fenja nicht leidet, dafür hat sie so einige andere im Gepäck, die ich nicht geschenkt haben möchte – gibt es nicht viel Neues. Unterm Strich zeichnet sich nach wie vor eine Verbesserung ab.

Highlightnächte mit sechs Stunden Gesamtschlaf sind kein Ausnahmeereignis mehr und pro Woche wache ich höchstens zwei Nächte komplett durch. Trotzdem ist das noch immer nicht genügend Schlaf, um mich konstant ausgeruht zu fühlen. Dazu sind die Nächte zu zerrissen und die guten noch zu selten.

Würde ich so wenig schlafen wie noch vor einem Jahr, wäre ich wahrscheinlich schon Futter für die Würmer. Doch dieses üppige Festmahl gönne ich ihnen (noch) nicht. : )

So, nun langt es mit den Worten. Ab hier lasse ich die Bilder sprechen:

Dieses Foto hier hatte ich zunächst als Titelbild ausgewählt, aber nun möchte ich doch noch ein paar Takte dazu sagen.

Es wirkt wie ein verunglückter Schnappschuss, aber ich mag gerade diese unerwartete Dynamik in dem Bild.

Und es gibt mir auch beim wiederholten Betrachten Rätsel auf: Worüber ist das Ämmale im Hintergrund gesprungen? Über die Hundeleine etwa?

Hüpfen und Springen ist des Ämmales beliebteste Fortbewegungsart. Sie muss überall drauf-, drüber- und runter- springen. 😀

Und ich glaube, das gefällt mir an dem Bild am besten: Dass es diese „Passion“ einfängt, obwohl ich beim Fotografieren nicht im Geringsten darauf geachtet habe.

Gitarre und Schreiben … und ein neuer Thrillerschnipsel

Ja, Gitarre spiele ich auch noch. Und es gibt mir unendlich viel. Die Gitarre und alles, was ich mit ihr verknüpfe, vermag mich tief zu berühren und meine Seele zum Schwingen und Klingen zu bringen.

Sie lässt mich – ähnlich wie der Hund – das Hier und Jetzt sehr intensiv und sinnlich erleben und ermöglicht es mir, mich ganz dem Moment hinzugeben. Zumindest dann, wenn ich in meinem Kämmerlein vor mich hinklampfe und meine Aufmerksamkeit sich ausschließlich auf mich und das Instrument richtet.

Allerdings regt mich das Gitarrenspiel auch zum Träumen an. So ich mich denn nicht gerade mit schweren Griffen wie etwa all den Barrés in „Windy and Warm“ – ein wundervolles Stück, das ich gerade übe –  abmühe, zapft das Spielen und Singen mein Unterbewusstsein und meine kreativen Quellen an und bringt sie zum Sprudeln und Fließen. Insofern ist die Gitarre die perfekte Ergänzung zum Schreiben.

Anders als beim Schreiben stehe ich bei der Gitarre auch nach 3 Jahren noch am Anfang. Es wird lange dauern, bis ich hier das „Handwerk“ soweit beherrsche, dass sich die Kunst entfalten kann. Wenn überhaupt …

Ist es so, wie es scheint – oder doch ganz anders?

Und falls der Schein nicht trügen sollte,  so hieße das nicht zwingend, dass er jedem Leser dasselbe erzählte. ; )

Gestern habe ich mehr recherchiert als geschrieben und mich zunächst sehr darüber geärgert, dass ich mich in Fachliteratur verbissen habe statt die rare, kostbare Schreibzeit auch wirklich ausschließlich fürs Schreiben zu nutzen.

Recherche betreibe ich normalerweise eher Abends, vorm Zubettgehen.

Aber so sehr mein Roman auch mit den Grenzen zwischen Wahn und Realität und mit verschiedenen subjektiven Wahrheiten spielt: Er soll auf einem starken, glaubwürdigen Fundament aufbauen.

Und bei der Szene gestern wäre ich ohne zusätzliche Recherche nicht weitergekommen.

Als ich heute morgen aufwachte, quoll mein Hirn über vor Ideen. Mein Kopfkino zeigte gleich mehrere Filme parallel und ich wusste gar nicht, in welchen Saal ich zuerst hüpfen sollte.

Offensichtlich hat mein Unterbewusstsein über Nacht das Futter von gestern sehr effektiv verwertet und Puzzlestückchen, die mein Verstand als unvereinbar erachtet hatte, mühelos zusammengesetzt.

Dass ich diese Nacht auch wirklich mal geschlafen habe, war natürlich auch sehr hilfreich.

Bilanz NaNoWriMo 2021, Novemberimpressionen und FSK40-Schnipsel

❄✒18.001 Worte✒❄

Mehr war schlussendlich nicht drin in diesem November 2021. Ein für mich persönlich sehr intensiver Monat. Völlig unabhängig vom NaNoWriMo.

Und meine persönliche Schatzkiste mit all den bunten Emotions-, Gedanken- und Erlebnisbausteinchen wurde ordentlich aufgefüllt. Unendlich viele Mosaike lassen sich daraus legen, die ihrerseits immer wieder neue Geschichten erzählen.

In jedem dieser Puzzle-Gemälde steckt viel von mir und doch ist keines davon ein Abbild meiner selbst.

An dieser Stelle hatte ich bereits angesetzt, mich wieder zu erklären.

Aber wie heißt es so schön: „Show, don`t tell.“

Wer meine Zitate und Textstellen aus FSK 40 weiter unten studiert, der wird verstehen, warum sich meine privaten Anekdoten zunehmend mit meinen Romanprojekten „beißen“.

Ich bin zufrieden mit meinem NaNo-Ergebnis, zumal dieser Roman wesentlich rechercheintensiver ist als meine „Zartherbe Liebe‘.

Und mein Hauptziel, tief in die Geschichte einzutauchen und sie in meinem Kopf als Parallelwelt zu etablieren, habe ich erreicht.

„Wie geht es weiter?“, lautet die Abschlussfrage im Rahmen der NaNo-Challenge 21.

Nun, es zeichnet sich ab, dass dieses Buch ein ziemlich umfangreicher Schmöker bzw. hoffentlich ein 600-Seiten-Pageturner werden wird. 😀

Daher werde ich noch ein Weilchen damit beschäftigt sein.

Und … Cut!! :D:

Es folgen ein paar Schnipsel und Szenenausschnitte in nicht chronologischer Reihenfolge:

Szenenausschnitt 1:

Einen Gang weiter wanderten gesalzene Erdnüsse, scharfe Salsa und Taco Chips in den Einkaufswagen. Leider war die Sorte mit Käse-Geschmack gerade ausverkauft.

Es gab wahrlich Schlimmeres – auch in Fenjas Leben – aber trotzdem fühlte sie sich beraubt. Um was, war ihr selbst nicht ganz klar. Um den ultimativen Genuss vielleicht? Aber spätestens, nachdem sie die Schokolade verspeist hatte, würde ohnehin alles Weitere nach Pappe schmecken.

Wie immer nahm sie sich vor, mit dem Essen aufzuhören, sobald ihre Geschmacksknospen keine Signale mehr empfingen. Und wie immer würde sie weiteressen …

»Das ist aber eine seltsame Diät. Schokolade und Magerquark«, ertönte es an der Kasse hinter ihr.

Fenja drehte sich um und sah sich mit einem Mann in ihrem Alter konfrontiert. Selbst nicht gerade der Dünnste. Aber das war ja mal wieder typisch.

»Wie kommen Sie darauf, dass ich Diät halte?«, erwiderte sie selbstbewusster, als sie sich fühlte. Innerlich wappnete sie sich bereits gegen einen dreisten Spruch à la »Weil Sie es nötig haben.«

Doch er ließ seinen Blick nur vielsagend über ihren Körper wandern.

Fenja revanchierte sich, indem sie penetrant auf seine Wampe starrte.

Er brummte ungnädig, wandte sich schließlich von ihr ab und seinem Sechserpack Bier auf dem Fließband zu.

Nicht nur seiner unangenehmen Gesellschaft wegen verließ sie den Laden in Windeseile, nachdem sie es endlich fertiggebracht hatte, ihre Habseligkeiten zu verstauen. In ihrer Gier und fiebrigen Unrast hatte sie die Hälfte der Lebensmittel fast neben statt in die beiden Papiertüten gepackt.

Inzwischen war der Essdruck wirklich enorm.

Sie spürte noch, dass die von Tränensäcken umrandeten Augen ihres Hintermanns sich in ihren Rücken bohrten.

Doch kaum war sie wieder auf der Straße, übernahm der Tunnelblick. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als endlich herzhaft in die Vollmilchschokolade zu beißen, um sich gleich darauf eine Hand Schokolinsen in den Rachen zu werfen.

Ihre Umgebung nahm sie nur noch schemenhaft wahr. Und mit jedem Meter, den sie auf diesem sozialen Tretminenfeld zurücklegte und sich ihrer geschützten Trutzburg sowie ihrem Zucker-Eldorado näherte, wurde ihr gleichgültiger, was andere von ihr dachten.

Es war ihr mit einem Mal sogar egal, ob sie 100 oder 120kg wog. Was machte das noch für einen Unterschied?

Es gab nur eines, das jetzt zählte und das war ihr nächster Schuss. Sobald der Zucker ihre Zellen flutete, würde sie für kurze Zeit in seligem Vergessen baden können und sich einfach nur berauscht und glücklich fühlen.

Szenenausschnitt 2:

Sie spürte, wie sein Gesicht sich ihrem linken Ohr näherte.

»Je weniger du dich wehrst, desto schneller hast du es hinter dir. Das ist dir doch klar?«, säuselte er.

Sie wusste, dass sie jetzt schnell handeln musste. Und sie hatte nur diesen einen Versuch. Leicht neigte sie ihren Kopf nach rechts …

»Mach es dir doch nicht so …« …

… um ihn dann schwungvoll nach links und in seine hassenswerte Visage zu donnern.

Es knackte vernehmlich. Hoffentlich hatte sie ihm die Nase gebrochen.

Inzwischen war ihr völlig egal, wie alt er war. Seine Unschuld hatte er schon lange verloren.

»Au, verdammt«, kreischte er mit schmerzerfüllter Stimme. »Bist du irre?«

Das sagte der Richtige.

Ihre Kopfnuss ließ ihn wanken und er richtete sich ein wenig auf.

Doch er stieg nicht von ihr runter und ihre Arme hielt er auch weiterhin im eisernen Griff.

Lebenszeichen und Textschnipsel

Heute ist Donnerstag. Und damit Zeit für #einsatzziehtaus – einem inspirierenden Instagram-Vernetzungsprojekt von Autorin Ella Stein, an dem ich mich seit einer Weile auch (un)regelmäßig beteilige:

Diesmal sind es gleich mehrere Sätze, die bei mir ausziehen dürfen.

Wobei die Vorgabe, sich auf einen aussagekräftigen Satz fokussieren zu müssen, unzweifelhaft eine sehr schöne und sinnvolle Übung ist.

Ähnlich wie bei einem (Elevator) Pitch. Höllisch schwer, aber knallt richtig gut rein, wenn man es drauf hat. Wenn … 😉

Einer der Kommentatoren unter diesem Instagrampost ist jemand aus der Riege der Gitarristen, der im Rahmen meiner diesbezüglichen Videos auf mich aufmerksam geworden war.

„What does it mean …?“, erkundigte er sich.

Ich erklärte ihm, dass es sich um ein Zitat aus meinem aktuellen Romanprojekt handele.

„Are you a novel writer?“ fragte er.

Meine Finger schwebten für einen Moment etwas unschlüssig über der Tastatur.

„Yes, i am“, erwiderte ich endlich. Ohne wenn und aber. Nachdem ich mich einer ähnlichen Situation vor ein paar Wochen entsonnen hatte.

Da war ich mit S. auf einem Gitarrenkonzert. Mein erster Konzertbesuch seit vielen, vielen Jahren. Es war wundervoll. Eine grandiose, gleichermaßen virtuose wie berührende Darbietung. Der Künstler ein Ausnahmetalent. Da S. und er sich persönlich kennen, setzte man sich im Anschluss an das Konzert noch für ein Weilchen zusammen.

So kam es, dass mich dieser begnadete Musiker fragte, was ich denn so mache.

„Ich schreibe“, antwortete ich. Ein wenig ausweichend. „Letztes Jahr habe ich meine ersten Bücher veröffentlicht. Aber alles im kleinen Rahmen. Ich hab ja noch zwei Kinder daheim.“ Blablablub.

Später meinte S., dass ihn das sehr ärgere, wenn ich mich immerzu entwerte. Als wäre ich so ein Hausmütterchen, das halt ein bisschen vor sich hintippt.

Ja, ich weiß, dass ich mich so dargestellt habe. Absichtlich sogar.

Doch warum eigentlich?

Heute habe ich mich daran erinnert und mich entschieden, ohne Einschränkung zu dem zu stehen, was ich im Herzen schon war, lange bevor ich ein Buch veröffentlicht hatte: Eine Schriftstellerin.

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