So schnell ist ein Monat rum. Seit 30 Tagen ernähre ich mich nun fast komplett haushaltszuckerfrei.
Warum fast?
Nun, ich bin ein ehrlicher Mensch. Deshalb möchte ich meinen kleinen Ausrutscher, der zum Glück nur zu einem vorübergehenden Schlingern und nicht zu einer Bruchlandung geführt hat, nicht verheimlichen.
Binnen dieser gut vier Wochen gab es exakt zwei Tage, an denen ich mit Heißhunger auf Süßes zu kämpfen hatte. Und zwar so vehement, dass mir meine gesunden Alternativen mit einem Mal völlig unattraktiv erschienen. Ganz anders als in den Tagen zuvor fühlte ich mich müde und energielos. Zusätzlich gab es dann noch einen emotionalen Supertrigger. Die auslösende Situation war keine weltbewegende. Nicht einmal meinen eigenen Mikrokosmos hätte sie erschüttern dürfen.
Dennoch beschwor sie einen Haufen negativer Gefühle herauf, die ich auch in der jüngeren Vergangenheit noch direkt mit Süßkram mundtot gemacht hätte. Nun war ich aber mit meiner Zuckerreduktion bereits so weit fortgeschritten, dass ich mein emotionales Unwohlsein nicht sofort unter einem Süßigkeitenberg begraben habe. Doch es gärte in mir – zusammen mit meiner vorübergehenden Abgeschlagenheit.
Zu dieser Zeit ergab es sich – klingt märchenhaft, ist es aber nicht – dass ein Supermarkt eine spezielle Sorte Vollmilch-Kokosschokolade im Angebot hatte. Der Name ist identisch mit dem einer verstorbenen deutschen Schauspielerin. Die Verpackung ist blau und ummantelt kompakte 200g.
Ein einzelnes Stück dieser Schokolade wartet mit einem stolzen Brennwert von 70kcals auf.
Und was ist schon ein einzelnes Stück? Nada!
Im vollen Bewusstsein darüber, dass es sich um adrett verpacktes Gift handelte, das dort im Angebotskorb auf Leute wie mich lauerte und mich diese Sorte jahrelang überhaupt nicht angemacht hatte und ich sie jetzt nur wollte, weil ich sie als Jugendliche fatalerweise mit Wohlbefinden verknüpft hatte und sie mir jetzt förmlich ins Gesicht sprang, bin ich am ersten Tag tapfer daran vorbeigelaufen.
In der nachfolgenden Nacht habe ich aber tatsächlich von dieser verdammten Schokolade geträumt und nachdem das Zuckermonster sich noch nicht verkrümelt hatte, sondern immer noch geduldig darauf wartete, mich in einem schwachen Moment zu catchen, bin ich am nächsten Tag wie ferngesteuert zu besagtem Laden gelaufen und hab gleich 5 Tafeln mitgenommen. Wenn schon, denn schon.
Ich habe versucht, die ersten Stücke nur zu lutschen, um länger etwas davon zu haben, aber das habe ich nicht lange durchgehalten. In Windeseile war die halbe bzw. eine reguläre Tafel von 100g verspeist.
Und dann?
Tja, dann habe ich die angebrochene Packung einfach zusammen mit den restlichen vier Tafeln hier in meinem Kabuff ins Regal gelegt und dort liegen sie jetzt noch immer.
Mit Absicht habe ich die Schokolade nicht weggeworfen. Sie soll mir nunmehr nicht als Verlockung, sondern als Mahnmal dienen.
Ich weiß nicht genau, was es war, das den Bann gebrochen hat. Plötzlich sah ich statt zarter, vollmundiger Kokosschokolade nur noch einen unappetitlichen, schon ein wenig gräulich anmutenden Klumpen aus Zucker, Palmfett und ein wenig Alibikakao vor mir.
Und ich wollte und will das nicht mehr.
Den Geschmack hatte ich anders in Erinnerung. Und auch das Hochgefühl während des Naschens und der kurzfristige Energieschub danach blieben aus. Ich fühlte mich genauso ausgekotzt wie zuvor. Auch nicht schlimmer, ehrlich gesagt. Schließlich sind 100g Schokolade für mich gar nichts. Und dass ich die angebrochene Packung einfach so beiseite legen konnte, hat mich wesentlich glücklicher gemacht als die Schokolade selbst.
Da ich den Geschmack von Kokos aber sehr liebe, habe ich mir pure Kakaobutter besorgt. Ebenso wie Kokosflocken. Mal sehen, was ich damit anstelle.
Im Moment experimentiere ich viel mit Nussmusen, Datteln, Kokosöl, Mandel- und Kokosmehl. Und natürlich auch mit dunkler, zuckerfreier Schokolade. Siehe unten.
Das also war die nervenzerreißende Story zu meinem einzigen echten Stolperer in diesem Monat.
Der Vollständigkeit halber möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, dass ich mir nach wie vor hin und wieder ein Glas Rotwein oder einen Whisky gönne. Obwohl Alkohol ja im Grunde auch Zucker ist und obendrein ein hohes Suchtpotenzial in sich birgt. Aber interessanterweise bin ich diesbezüglich schon von jeher null gefährdet. Ich war noch nie in meinem Leben richtig blau, weil es mir einfach vorher schon längst reicht.
An dieser Stelle übrigens noch ein Filmtipp: „Der Rausch“ ist ein grandiose Sozialsatire, in der vier befreundete Lehrer im Selbstexperiment die These von Finn Skårderud überprüfen . Angeblich behauptet dieser norwegische Psychiater und Hochschullehrer, dass ein konstanter Alkoholpegel von 0,5 Promille bewusstseinserweiternd, kreativitätsfördernd und selbstbewusstseinssteigernd wirkt. Ich schreibe „angeblich“, weil ich diese Aussage nicht mittels der entsprechenden Primärliteratur verifiziert habe. Und wir wollen hier ja nicht zwingend politisch, aber wissenschaftlich korrekt bleiben, nä?
In diesen Kontext passt auch die Kalorienthematik: Die ersten Wochen habe ich durchgehend getrackt und wirklich ziemlich akribisch darauf geachtet, die 2.000kcals pro Tag nicht zu überschreiten.
Inzwischen meine ich jedoch wieder ein besseres Gefühl dafür zu haben, wie viel Brennstoff ich mir zuführe und tracke nicht mehr ganz so regelmäßig.
Abgenommen habe ich inzwischen 3,5kg. Auch an der Gewichtsfront geht es also voran. Wenngleich gemächlich.
Wie es in den kommenden Tagen mit der körperlichen Ertüchtigung aussehen wird, die sich in meinem Falle ja vor allem in exzessiven Spaziergängen mit dem Hund niederschlägt, muss man sehen.
Unser Ämmale wurde gestern positiv getestet und es hat sie ziemlich heftig erwischt. Mit Kopf- und Halsweh und penetrantem Fieber. Das war aber nur eine Frage der Zeit. In ihrer Klasse sind in den letzten Wochen immer wieder diverse Fälle aufgetreten und neuerdings auch sehr gehäuft.
Wir hätten sie prophylaktisch in Quarantäne schicken können, doch ehrlich gesagt bin ich der Überzeugung, dass kaum jemand mit schulpflichtigen Kindern von Corona verschont bleiben wird und das Unvermeidliche höchstens hinausgezögert werden kann.
Und ich bin auch gegen Schulschließungen. Irgendwann langt es einfach und den Familien wurde in den letzten 2 Jahren schon echt eine Menge zugemutet.
Das Eiliensche ist nun vorsorglich ebenfalls in Quarantäne, auch wenn sie ad dato „negativ“ ist. Meine Kinder sind noch nicht geimpft. Und natürlich wird sich die Schwester mit anstecken. Aber dann sind wir wenigstens fürs Erste und auf einen Rutsch durch mit dem Thema.
Ein krankes Kind zusätzlich noch mit Isolation innerhalb der Familie zu bestrafen, halte ich für ein Unding. Wir kuscheln weiterhin mit unseren Töchtern und sperren sie nicht in ihre Zimmer.
M. und ich sind zweifach geimpft und geboostert und nicht in Quarantäne, solange wir symptomfrei und negativ sind.
Allerdings gehe ich davon aus, dass wir Erwachsenen in Kürze auch positiv testen werden und dann sitzt die ganze Familie in Quarantäne.
Lebensmittel kann man sich liefern lassen. Kein Problem.
Aber Spazierengehen mit dem Hund, das wird ein Problem. Denn das dürfen wir nicht, wenn wir in Quarantäne sind.
Und Gassigehdiensten möchte ich unseren ungestümen Wolf, der nur selten lammfromm neben einem herdackelt, auch nicht zumuten. Zudem würden die Hundesitter wohl blöd schauen, wenn ich ihnen eine 10km-Strecke vorschlage.
Immerhin haben wir einen großen Garten. Da trifft es andere weitaus härter.
Nun aber wieder zurück zum weitaus erfreulicheren Zuckerfrei-Thema:
Abgesehen von jenem kleinen Tief geht es mir formidabel.
Ich bin fit, meist recht ausgeglichen – von ein paar hormonellen Querschlägern hin und wieder abgesehen – und Insomnia ist derzeit auch gezähmt. Allerdings ist in Sachen Schlaf trotzdem noch reichlich Luft nach oben.
Zum Abschluss folgen ein paar Impressionen meiner aktuellen zuckerfreien Kost.
Solch ein Linsen-Dal mit selbstgebackenem Naan-Brot lässt sich auch vorzüglich in der Quarantäne zubereiten ; ), denn rote Linsen, Passata, Gewürze, Mehl und Trockenhefe kann man gut auf Vorrat kaufen. Und es geht sauschnell.
Zwecks Zubereitung bitte ich darum, ggf. zu googeln. Da bin ich jetzt zu faul für, die Standardrezepturen abzutippen und ich koche ja eh meist nach Gefühl.
Zu diesen köstlichen Dattel-Erdnuss-Schokoladenriegeln habe ich euch unter meinem Foto das Originalrezept verlinkt. Statt Reissirup habe ich Stevia verwendet. Ich hab allerdings beim Boden irgendetwas falsch gemacht, denn der war zwar lecker, aber ein Superbrösler.
Eine Art Puten-Gemüse-Curry … Kein Rezept, da frei nach Schnauze gekocht.
Das Rezept für meine Erdnuss-Dattel-Schokoladen-Cookies muss noch optimiert werden. Bei der Aufbewahrung in der Keksdose wurden sie noch weicher als ohnehin schon. Und ich mag Cookies eher knusprig.
Ich mag die Kombination aus Erdnussmus und Datteln extrem gerne. Das Schokoriegel-Rezept weiter oben hat mich entsprechend inspiriert. Diese Paste schmeckt einfach göttlich.
Demnächst möchte ich daher auch mal Dattel-Mandel-Marzipan ausprobieren. Rosenwasser enthält keinen Alkohol. Folglich wäre dieses Marzipan 100 Prozent haushaltszuckerfrei und eine echte Nährstoffbombe.
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