Von jung und angejahrt in Wort und Bild

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Buchrezension: „Der Augenblick der Liebe“ von Martin Walser

Das Beste vorneweg: Ich liebe, nein, ich vergöttere Walsers Art, sich auszudrücken.

Neben seinem großen Interesse und Verständnis für die menschliche Natur, mit all ihren Stärken und Schwächen, ist es seine einzigartige Sprache, in der ich ein jedes Mal regelrecht schwelge, die mich dazu treibt, wieder ein weiteres seiner Werke in Angriff zu nehmen. 

Vermag die Handlung per se, sofern überhaupt vorhanden, auch nicht immer zu fesseln: Walsers ureigene und daher so herrlich unverbrauchten Wortkompositionen, seine Kunst, auch einfache Begriffe so zu arrangieren und zu nutzen, dass die daraus geformten Aussagen weitaus mehr Bedeutung(en) haben als die jeweiligen Sätze Buchstaben und natürlich der leise, oft in Selbstironie mündende Humor – all das packt einen dafür direkt an der Wurzel. Mich zumindest.

Und seien die Brocken, die er einem zum Fraß vorwirft, auch noch so schwer verdaulich: Man wird sie andächtig und mit Genuss verspeisen. Schon allein deshalb, weil sie so appetitlich angerichtet sind.

Viele seiner Aussagen, wie etwa jene über das „Gefangensein“ sind universell bzw. steht es einem jeden frei, sie so für sich zu interpretieren, dass sie Erkenntnis und persönlichen Nutzen stiften, obwohl sie vom Initiator dieser Gedankenanstöße womöglich ganz anders gemeint waren. Das ist für mich auch ein sehr reizvolles „Walser-Charakteristikum“.

Die ausufernden Passagen über La Mettrie hingegen fand ich irgendwann recht ermüdend. Sie wirkten auf mich wie eine Rechtfertigungsorgie. L‘ organisation. Les remords … Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht gebildet genug, um die Tragweite dieser Diskurse über unnötige Schuldgefühle vollumfänglich zu begreifen. Jedenfalls brummte mir nach dem Lesen der Schädel. Und ich bin nun auch nicht wirklich motiviert, mich mit La Mettrie eingehender zu beschäftigen. 

(Kurz streift Walser bzw. sein Alter Ego in diesem Zusammenhang auch den Holocaust. Für seinen Umgang mit dieser Thematik steht er ja nicht erst seit gestern im Kreuzfeuer der Kritik. Ich möchte mich dazu nicht näher äußern.)

Am Ende scheinen all diese präventiven Verteidigungsstrategien ohnehin obsolet. Weil das Herz sich nicht darum schert, was das Hirn für es austüftelt. 

Dieses ewige Bestreben, mit dem Verstand die Bedürfnisse des Herzens und die sogenannten niederen Triebe zu (er)fassen, ist mir dennoch wohlvertraut. Ebenso wie das zermürbende Hin und Her und die damit verbundene Zerrissenheit. Die vermeintliche Klarheit ist immer nur von kurzer Dauer. Was einem zunächst richtig erscheint, ist plötzlich von Grund auf falsch. Und wenig später verhält es sich wieder genau umgekehrt.

Anstrengend ist auch der in der Mitte des Buches vorherrschende Sprachmix aus  englischen, deutschen und französischen Versatzstücken. Zwar leuchtet mir durchaus ein, dass manches „unübersetzbar“ ist und bleibt, aber dieses Kauderwelsch ist für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten.

Hin und wieder stellt sich der plötzliche Wechsel vom Deutschen ins Englische aber auch als sehr passend heraus. Etwa, als Zürn nach einem Händedruck des „Quetschers“ konstatiert: „Nothing broken, so far.“ 

Sympathisch wiederum finde ich, dass Walser … äh … Gottlieb Zürn dem weiblichen Geschlecht so zugetan ist. Doch trotz all der Wärme schimmert manchmal auch der Chauvi durch. Dadurch, dass er Frauen z.B. abspricht, etwas in SEINEN Augen Herabwürdigendes um ihretwillen zu tun, setzt er sie selbst herab. Das hat was von Entmündigung. „Fellatio“ lautet hier auch das Stichwort.

Überhaupt haben die Darstellungen von Erotik in diesem Buch allesamt etwas von einem verkrampften Eiertanz, der mit echter Sinnlichkeit wenig gemein hat. Was eigentlich tragisch ist für jemanden, der sich doch so danach verzehrt – nach eben jener Sinnlichkeit.

Aber ebenso wie die Liebe selbst in jede ihrer schillernden Facetten niemals langweilig wird, werden mir auch Walsers Bücher niemals fad. 

Books and Coffee

[Unbezahlte Werbung, da Buchrezension]  Der Roman „Die grauen Seelen“ von Philippe Claudel wurde mir von einem literaturaffinen Menschen auf Instagram empfohlen.

Hintergrund dieses Buchtipps war die Liebe zu einzigartigen, humor- und kunstvollen Wortgemälden, die wir wohl beide teilen.
In dieser Hinsicht hat mich Philippe Claudel auch keineswegs enttäuscht. Seine grauen Seelen kommen auf verbaler Ebene in einem äußerst bunten Gewand daher und die messerscharfe Beobachtungsgabe sowie die teils karikativen, aber nichtsdestotrotz sehr warmherzigen und liebevollen Charakterbeschreibungen haben mich nicht nur einmal schmunzeln lassen.

Dennoch konnte mich der Roman nicht genug fesseln, um ihn zu Ende zu lesen. Obwohl sogar ein Mordfall als Aufhänger oder eventuell auch nur als Vorwand für diese Geschichte dient. Bei nunmehr 60% – mir liegt das Buch als Ebook vor – habe ich die Erzählung abgebrochen.
Gelangweilt hat mich das Buch aufgrund des wunderbaren Erzählstils nicht, aber auch nicht genug Spannung erzeugt oder mir ausreichend interessante Erkenntnisse und Einblicke geliefert, um mehr Lesezeit zu investieren.

Erzählungen wie „Der Trafikant“ oder „Das fliehende Pferd“, die ich ebenfalls rezensiert habe, mögen auch nicht mit einem nervenzerfetzenden Plot glänzen, aber sie sind gespickt mit Lebensweisheiten und vermitteln einem zudem eine komplexere Sicht auf die Dinge, indem sie nur scheinbar den Mikrokosmos einzelner Personen beleuchten, tatsächlich aber auch die Weltanschauung der Autoren durchschimmern lassen oder zumindest genügend Identifikationspotential bieten, um die eigene Wahrnehmung zu ergänzen und ggf. zu bereichern.

Ich muss zugeben, dass ich inzwischen in einem Alter bin, in dem ich Romane nicht mehr nur um der Geschichte willen lesen kann und schon gar nicht, um mich lediglich „berieseln“ zu lassen. Sie müssen mir schon mehr geben. Und bei „die grauen Seelen“ weiß ich nicht so recht, was mir der Autor damit sagen will. Wobei die Lektüre alles andere als eine seichte ist. Damit würde ich Buch und Autor unrecht tun.

In Sachen Kaffee sind wir seit einer Weile übrigens vom Kaffeevollautomaten wieder auf ordinären Filterkaffee umgestiegen. Wir filtern allerdings nicht via Kaffeemaschine, sondern ganz altmodisch per Hand. Wie bei Oma. Dafür haben wir uns eine elektrische Kaffeemühle gegönnt, mit der wir die Bohnen vor jedem Brühvorgang frisch mahlen.

Zu den gesundheitlichen Vorzügen von Filterkaffee versus Espresso oder gar French Coffee liefert „der Ernährungskompass“ von Bas Kas sehr interessante Erkenntnisse. In diesem Werk wertet der Wissenschaftsjournalist diverse Metastudien zum Thema „gesunde Ernährung“ aus und vermittelt seine Schlussfolgerungen auch ernährungswissenschaftlichen Laien in ansprechender und leicht verständlicher Form. In diesem Fall eine klare Leseempfehlung meinerseits!

Leider hat unser Ämmale direkt im Anschluss an ihren Geburtstag ein grippaler Infekt ereilt. Statt Mama nachzueifern und auf ihrer Kindergitarre zu klampfen – sie gibt dabei ein wesentlich cooleres Bild ab als ich – liegt sie nun leider mit vom Fieber geröteten Bäckchen auf der Couch.

Weihnachtliche Lieder und Geschichten

Heute mal wieder eine Buchvorstellung – diesmal im Doppelpack.

Von „Let’s play Guitar“ habe ich schon drei weitere Bände. Die Reihe hat den Fokus auf der Liedbegleitung und ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet. Da vor allem mit Akkorden, Begleitrhythmen und Tabulatur gearbeitet wird, muss man nicht einmal Noten lesen können. ; )

Dieses Christmas-Songbook habe ich heute Vormittag erhalten und gleich losgespielt. : D Bei vielen Liedern hat man die Wahl, ob man sie lieber zupfen oder strummen möchte. Das finde ich super. Was mir allerdings weniger gefällt, ist, dass die meisten Zupfmuster schon extrem simpel gehalten sind. Wer also erwartet, hiermit komplexe Melodien spielen zu können, wird unweigerlich enttäuscht.

Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Begleitung!

Dafür können mit dem Buch auch Anfänger mit wenigen Monaten Gitarrenerfahrung sofort Erfolgserlebnisse verbuchen. Letztes Jahr um die Weihnachtszeit wäre dieses Buch daher ideal für mich gewesen. Ok, „Mary’s Boychild“ z.B. hätte damals aufgrund des Barré noch nicht funktioniert (- inzwischen klappt das  -), aber die meisten gängigen Lieder wie z.B. „Stille Nacht“, „Jingle Bells“ durchaus.

Trotzdem freue ich mich darüber, mit relativ wenig Aufwand ein paar Songs für Weihnachten vorbereiten und die dann gemeinsam mit der Familie trällern zu können. Und ich bin gespannt darauf, wie meine zweijährige Nichte wieder abgehen wird. Sie war letztes Mal ganz begeistert von meinem Geklampfe und hat dazu richtig enthusiastisch abgetanzt. : D 

Kaum, dass ich es gewagt habe, ein Päuschen einzulegen, rief sie sofort: „Weida spiele … weida spiele …“ 

Yeah, ich hab einen Fan! : D

Das zweite Buch haben wir letzte Woche auf dem Weihnachtsmarkt erstanden. Es enthält all die schönen Weihnachtsklassiker, die ich schon als Kinder geliebt habe und ist bezaubernd illustriert. Dazu Kerzen und Plätzchen und die stimmungsvolle Vorlesestunde ist gesichert. 

PS: Ich werde leider nicht bezahlt für diese Werbung. ; )

PPS: Mal sehen, ob der WP-Reader mir nun wieder wohlgesonnen ist und meine Beiträge in den Feed einspeist.

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