Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Buchprojekt (Seite 5 von 6)

Am Anfang war Lila: Prolog

»Nun geh! Und denke stets daran: Was ich ersehne, ist bereits mein. Brich diesen Pakt und ich werde Dich und die Deinen heimsuchen. Ich werde nicht ruhen, ehe Ihr alle der Dunkelheit anheimgefallen seid.«

Ihre betörende Stimme, die ihn eben noch schmeichelnd umhüllte wie kostbare Seide, rauschte in seinen Ohren. Binnen Augenblicken schwoll sie zu einem gewaltigen Tosen an. Er taumelte und stolperte unbeholfen einige Schritte zurück.

War dies dasselbe Weib, welches sich kurz zuvor warm in seine Arme geschmiegt und ihn in einen nie gekannten Garten Eden entführt hatte? Vergeblich suchte er nach einem Rest von Güte in den amethystfarbenen Augen. Doch ihr Blick war hart und bohrte sich einem Eiszapfen gleich in sein schutzloses Herz.

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Böser Logikschnitzer in Kapitel 5

Einen der zahlreichen Nachteile am Blogromanformat habe ich gestern Abend zu spüren bekommen. M. und ich frönten gerade einer Folge „Lost“ auf DVD.  Da schossen mir quasi aus dem Nichts zwei Gedanken in den Schädel, die meinen Puls augenblicklich in schwindelerregende Höhen trieben.

„Machen die bei der Bergrettung nur einen Crash-Kurs?“

Und:

„Würden sie wirklich einen Anwärter mit Hirntumor aufnehmen?“

In beiden Fällen drängt sich doch sofort die Frage auf, wer bereit wäre, solch ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Die Antwort konnte ich mir innerhalb von Sekundenbruchteilen selbst geben: Keiner.

Fröhlich, frisch und frei bin ich tatsächlich gleich zweimal in die Deppenfalle für betriebsblinde, hin und wieder aus der Hüfte feuernden Möchtegernautoren getappt.  Doppelt hält bekanntlich besser.

Warum ich mir dieses Fauxpas nicht bereits während des Schreibens gewahr wurde, ist mir ein absolutes Rätsel, welches durchaus mit den in „Lost“ aufgeworfenen Mysterien mitzuhalten in der Lage ist.

Besonders tückisch bzw. logikfehleranfällig sind wohl gerade solche „Nebenschauplätze“, die für das weitere Geschehen nicht weiter von Belang sind und daher nicht unbedingt bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet werden. Doch das ist keine Entschuldigung. Ich selbst HASSE Logikfehler in Geschichten. Sie trüben meines Ermessens den Lesegenuss beträchtlich, gerade, wenn es sich um gröbere Schnitzer handelt.

Wahrscheinlich musste ich das Geschriebene wirklich erst sacken lassen, bevor der gesunde Menschenverstand so gütig war, mir die Scheuklappen abzunehmen.  Das ist ja tatsächlich ein Punkt, der immer und immer wieder als Schreibtipp bemüht wird: Entwurf für einige Zeit beiseite legen. Abstand gewinnen. Dann erst überarbeiten.

Nur ist dies bei einem Blogroman nicht so ohne Weiteres umzusetzen. Zumindest ich habe damit erhebliche Probleme. Mein Schreibtempo ist aufgrund der äußeren Umstände  stark verbesserungswürdig. Wenn ich jedem Kapitel nach dem Schreiben erstmal eine gewisse Ruhezeit gönne, geht pro Monat nur ein Kapitel online. Das möchte ich den Lesern nicht antun. Allerdings werde ich zukünftig zwischen Schreiben und Veröffentlichen zumindest einen Tag Zwangspause einlegen und damit hoffentlich das Risiko für einen weiteren Lapsus dieser Art mindern.  Andernfalls steht das gestrenge Gespenst, welches diesen Eintrag ziert, schon bereit.

Das 5. Kapitel habe ich nun folgendermaßen abgeändert:

 

Versonnen strich Ranieri mit seinen Fingerkuppen über ihre Wangen. »Ich wollte mich der Bergrettung anschließen«, informierte er sie.

»Wie bist Du denn auf die Idee gekommen?« Priska war ein wenig verblüfft angesichts dieses abrupten Themenwechsels.

»Sie suchen immer händeringend nach Leuten und guten Kletterern.« Er machte eine kurze Pause und wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger.

»Aber sie erklärten mir, dass die Ausbildung mindestens zwei Jahre dauert. Doppelt so lange, wie ich voraussichtlich noch leben werde.« Er lachte bitter auf. »Außerdem ist es fraglich, ob sie mich mit meinem… Handicap …überhaupt aufgenommen hätten. Doch es wäre eine Möglichkeit gewesen, die Zeit, die mir noch bleibt, sinnvoll zu nutzen. Und mich hätten sie gerne zu den riskantesten Einsätzen beordern dürfen. Wäre ich dabei drauf gegangen, hätte ich nicht auf den Tod warten müssen. Das ist nämlich ein echt ätzendes Gefühl und es wird noch schlimmer werden. Oft denke ich, es wäre besser, ich würde gleich abkratzen. Dann hätte ich es wenigstens hinter mir.«

 

Vielleicht ein wenig holprig, aber immerhin ist der Logikfehler ausgemerzt.

Am Anfang war Lila: Kapitel 5

Im Anfang das Ende

»Seit wann weißt Du es?«

Ihre Stimme bebte und sie spürte, wie der Schmerz ihr Herz bereits flutete und jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer augenblicklich ertränkte.

Er wirkte unversehrt. Nichts an Ranieris attraktiver Erscheinung deutete auf das Monster hin, das sich durch seinen Kopf fraß. Doch die Hand, mit der er sich zerstreut über das dichte Blondhaar strich, zitterte.

»Die Diagnose steht seit einer Woche.«

Beinahe zwanzig Jahre ist jenes Gespräch nun her. Und doch hat Priska das Gefühl, es habe erst gestern stattgefunden. Sie kann sich an jedes einzelne Wort erinnern.

Es war ein sonniger Maientag, der sich mit verheißungsvollen Frühlingsdüften und dem bunten, pulsierenden Leben selbst tarnte, dabei jedoch in Wirklichkeit den Tod mit sich trug. Das Grauen erscheint noch unerträglicher, wenn es in schöner Gestalt daherkommt. Am Himmel tummelten sich luftige Wattewolken, die Bienen summten, die Kinder machten Hüpfspiele auf dem warmen Asphalt, die Amseln sangen ihre fröhlichsten Melodien, die kleinen Schaumkronen auf dem Eisack glitzerten.

Und Ranieri würde sterben.

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Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 2

In den vergangenen Monaten wurde ich schon mehrere Male mit der Frage konfrontiert, warum um alles in der Welt, ich meine Geschichte online und noch dazu in Form eines kostenlosen Blogromans veröffentliche.

Bereits mein ursprünglicher Plan, den Roman als Kindle-Ebook herauszubringen, bereitete einigen Leuten Bauchschmerzen. Nach wie vor sind viele der Ansicht, dass ausschließlich Verlagsautoren ernstzunehmende Schriftsteller seien und ich zumindest hätte versuchen sollen, mein Manuskript nach Fertigstellung einem renommierten Verlag anzudienen statt es im elektronischen Format und auf eigene Faust zu „verscherbeln“ oder  gar für lau anzubieten.

Diese klassische Variante wäre natürlich auch ein gangbarer Weg gewesen, aber die Frage ist, ob er tatsächlich jemals ans Ziel geführt hätte. So träumerisch ich auch veranlagt sein mag: Der Illusion, ausgerechnet mein Roman würde aus der gewaltigen Flut an täglich eingesandten Manuskripten gefischt werden, kann ich mich nicht hingeben. Diese wenig rosigen Aussichten, nur für mich und die Schublade zu schreiben, hätten meine Motivation sofort im Keim erstickt.

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Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 1

Drei Anglizismen allein in der Überschrift. Es scheint schlimmer um mich bestellt zu sein, als ich dachte.  Allerdings kommt ein debütierender Autor heutzutage um diese Begriffe kaum noch herum.

Früher bin ich gerne der romantisch-verklärten  Vorstellung anheim gefallen, als Schriftstellerin könne ich abgeschottet  in meinem imaginären Turm vor mich hinschreiben und mich ohne jegliche störenden, ablenkenden Einflüsse von außen in meine Geschichten vertiefen.  Kaum hätte ich dann irgendwann die Fensterläden aufgestoßen und mein Näschen kurz an die frische Luft gehalten, wäre auch schon ein Ritter alias Verlag meinem leisen Ruf gefolgt und hurtig auf einem weißen Schimmel dahergaloppiert.

So funktioniert das natürlich nicht. Zumindest, was das Gros der Autorenfrischlinge angeht.

Bei mir zerplatzt diese schillernde Seifenblase bereits regelmäßig an dem Punkt, der endlose, ungestörte Schreiborgien voraussetzt.  Mit zwei kleinen Kindern öffnet sich nur selten bis gar nicht ein entsprechend großes Zeitfenster. Die Nächte durchzuschreiben, hat sich auf Dauer auch nicht als alltagstauglich erwiesen.  Als chronische Insomnikerin bin ich es gewohnt, mit wenig Schlaf auszukommen, aber ganz ohne geht es leider auch nicht.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 4

Zeichen

»Heute Nacht hat er mich nicht besucht.« Elena stellt diesen Satz betont beiläufig in den Raum, während sie naserümpfend und scheinbar hochkonzentriert die Rosinen aus der bis zum Rand gefüllten Müslischale klaubt. Sie kann jedoch die in ihrer Stimme unterschwellig mitschwingende Enttäuschung nicht verbergen. Priska überlegt, ob sie diese Situation als so surreal empfindet, weil ihre graue Zellen noch in der flaumigen Zuckerwatte festkleben, mit der sie die Schlaftablette vor einigen Stunden fürsorglich umhüllt hat. Oder liegt es daran, dass ihre Tochter beim Frühstück im Plauderton von einer Geistererscheinung erzählt, als handle es sich hierbei um einen neuen Kindergartenfreund? Während Elena unter dem Tisch die buntbestrumpften Beine schlenkern lässt, schützt sie ihre Augen mit einer Hand vor dem gleißenden Sonnenlicht, das kraftvoll und ungebremst die gegenüberliegende Fensterfront durchdringt. Im Gegensatz zu Priska selbst wirkt das Kind alles andere als ängstlich. Fakt ist, dass es sich bei dem unheimlichen Besucher ganz offensichtlich um keine Eintagsfliege handelt und dass Priska noch etwas Anlaufzeit benötigt, bevor sie sich imstande sieht, adäquat auf ihre Tochter einzugehen. Zumindest, was dieses Thema anbelangt. Da Elena den geheimnisvollen Gast gestern mit keiner Silbe mehr erwähnt hatte, wollten Priska und Luis zunächst versuchen, das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Ein Fehler, wie sich nun herausstellt.

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Der Blogroman bekommt ein Gesicht

Dies wird eher eine technische Notiz denn ein emotionsgeladener Tagebucheintrag. Als Ausgleich folgt im nächsten (,morgigen) Post ein eben solcher.

Kapitel 4 allerdings wird noch ein paar Tage auf sich warten lassen.  Der Wille ist stark, aber die Kinder sind stärker.

Da meine ureigene Natur eine eher chaotische ist, bin ich erst sehr spät auf den Trichter gekommen, dass es für die Leser meines Blogs und/oder auch nur meines Romans nicht gerade komfortabel sein kann, wenn sie sich die wild verstreuten Kapitel einzeln zusammensuchen müssen. Zudem birgt es für Neueinsteiger eine gewisse Spoilergefahr, wenn sie unwillentlich und ohne Vorwarnung sofort mit dem neuesten Kapitel konfrontiert werden.

Daher habe ich nun im Hauptmenü unter „Geschriebenes“ die Kategorie „Blogroman“ und dort wiederum den Punkt „Kapitelübersicht“ angelegt.  Dieses Inhaltsverzeichnis ist mit bisher 3 Kapiteln noch nicht sonderlich umfangreich, aber das wird sich (hoffentlich) bald ändern.

In der Sidebar auf der rechten Seite gelangt Ihr durch einen Klick auf das Bild mit dem Schriftzug „Am Anfang war Lila“ ebenfalls direkt zur Kapitelübersicht.

Die einzelnen Kapitel werden dennoch weiterhin in der aktuellen Beitragsübersicht zu finden sein, da es tatsächlich auch Leute geben soll, die jeden meiner Einträge verfolgen und die es begrüßen, alle neuen Posts auf einen Blick erkennen zu können. Ich werde jedoch unter das Titelbild ab sofort einen Link zum Inhaltsverzeichnis setzen und den Text erst nach dem „Weiterlesen-Tag“ starten lassen. Es ist also nahezu unmöglich, unabsichtlich in ein neues Kapitel hineinzustolpern.

Wie Ihr sehen könnt, habe ich nun ausserdem ein Titelbild für den Roman erstellt. Für den ein oder anderen mag es gewöhnungsbedürftig erscheinen. Ich bin mir selbst noch nicht so ganz im Klaren darüber, ob ich diese Zeichnung mag und ob sie der Geschichte gerecht wird. Einstweilen habe ich aber meinen Frieden mit diesem – nennen wir es – „Arbeitscover“ geschlossen. Als Erkennungszeichen ist es in jedem Falle ausreichend, denke ich.

Am Anfang war Lila: Kapitel 3

Das alte Haus

Ranieri ist am Leben. Lachend kämpfen sie sich fernab des ausgetretenen Wanderweges durch das dichte Geäst und können die nahe Lichtung bereits erahnen. Der Endorphinrausch verleiht Priska ungeahnte Kräfte. Geschmeidig wie ein Panther erklimmt sie die teils mannshohen Felsbrocken, die von Riesenhand auf dem weichen, von Fichtennadeln übersäten Waldboden versprengt worden zu sein scheinen. Ranieri ist ihr dicht auf den Fersen. Sie spürt seinen warmen Atem in ihrem Nacken. Priska befindet sich in jenem prickelnden Schwebezustand sehnsüchtiger und bangender Vorfreude, den sie so lange wie möglich auszukosten beabsichtigt. Sobald der Zauber der ersten Nacht vorüber wäre, würden flüchtige Berührungen nur mehr eine angenehme und geborgene Wärme erzeugen, sich treffende Fingerspitzen keine explosiven Funken mehr schlagen, heiß-kalte Wechselbäder bei verstohlenen Blicken ausbleiben. Ein uraltes Spiel, dessen Ausgang zwar vorgezeichnet ist, das aber in diesem Stadium noch vom Hauch des Ungewissen umweht wird. Ein rares Lebenselixier, das nicht verschwendet werden darf.

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Kindliche Vorfreude & erste Verliebtheit

Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn Fingerkuppen sich sachte berühren und dabei Funken schlagen, die selbst noch die äußerste Spitze des kleinen Zehs durchdringen?

Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn weiche Lippen aufeinandertreffen und tief im Inneren einen Wirbelsturm aus orientierungslos herumtaumelnden Schmetterlingen erzeugen, die mit ihren abertausend Flügelschlägen jede einzelne Körperzelle zum Vibrieren bringen?

Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn der geliebte Mensch einem tief in die Augen schaut und man selbst nur noch aus einem Riesenhaufen Zuckerwatte zu bestehen scheint?

Gerade tauche ich ein, in das 3. Kapitel. Und ich genieße es, diese Gefühle, deren Flüchtigkeit nur frisch Verliebte nicht als solche wahrnehmen, wieder erwecken zu können.

Für die Dauer dieses Moments sind die geschwollene Lymphknoten, der schmerzende Hals und die vereiterten Nebenhöhlen vergessen. Anstelle von lodernden Herzen bin ich von Taschentuchbergen umgeben. Dennoch glühen meine Wangen nicht nur vom Fieber.

In jener Sternennacht, von der ich im letzten Beitrag schrieb, verspürte ich einen Anflug dieser wundervoll intensiven Emotionen, die durchaus noch irgendwo in mir rumoren und einen Teil von mir nicht altern lassen.

Als ich heute die leuchtenden Augen meines Eiliensche sah, als sie die Gaben entdeckte, welche der Nikolaus ihr vor die Tür gelegt hatte, da kam mir kurz in den Sinn, dass diese kindliche, unverderbt-arglose Vorfreude einer jungen Liebe doch sehr ähnelt.  Die Kinder sind sich der Verletzlichkeit ihrer Seelen noch nicht bewusst. Umso offener und verwundbarer sind sie. Vorbehaltlos stürzen sie sich in ihre Freude. Genießen uneingeschränkt und ungebremst und ohne auch nur einen Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden. Auf diese Weise sind sie in der Lage, sehr tief und innig zu empfinden.

Sich mit all seinen Sinnen verlieben – das kann auch nur derjenige, der das Kind  in sich ans Ruder lässt, sämtliche Bedenken und Zweifel über Board wirft und die Fahrt genießt, solange sie dauert.

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