Manchmal sind die spontanen Entscheidungen eben doch die besten. Als es heute zwischen all den heftigen Regenschauern und Gewittern kurzzeitig aufgerissen hat, habe ich mir flugs meine Kinder geschnappt und bin mit ihnen zum See im Nachbarort gefahren. Unsere Gemeinde verfügt zwar über einen eigenen Baggerweiher, aber der war mir noch nie sonderlich sympathisch. Ich habe immer das Gefühl, dass ich dort dreckiger herauskomme als ich reingegangen bin. Außerdem trifft man da Hinz und Kunz und es ist eben nicht der See meiner Kindheit.
Das ist nämlich dieser hier – den Namen werde ich aber natürlich nicht nennen und wer den See erkennt, den bitte ich ebenfalls darum, Stillschweigen zu bewahren.
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Jedenfalls lag ich mit meiner Vermutung, dass sich nur Hartgesottene und echte Wasserratten bei diesem unbeständigen Wetter, das wahrlich nicht zum ausgedehnten Sonnen-, sondern nur zum echten Baden einlädt, an dieses schöne Fleckchen trauen, richtig. Wir hatten heute den See tatsächlich fast komplett für uns. Himmlisch!
Das Wasser war noch warm vom Vortag und hin und wieder streichelte auch die Sonne, sobald sie sich mal gegen die Wolken durchsetzen konnte, unsere Gesichter.
Früher bin ich immer mit dem Fahrrad zum See gefahren – auch die Kinder hatte ich, als sie noch kleiner waren, häufig mit im Anhänger. Seit ich Mutter bin, hatte ich allerdings leider keine Gelegenheit mehr, den See komplett zu “durchschwimmen”. Danach sehne ich mich schon sehr, muss ich zugeben. Vor allem nach der Ruhe weiter draußen. In der Seemitte ist man so gut wie immer mit sich, dem Wasser und dem Himmel allein. Ich lege mich dann gerne auf den Rücken, schließe die Augen und lasse mich einfach treiben.
Zwar mache ich das auch hin und wieder in Ufernähe, aber das Gefühl ist nicht wirklich das Gleiche. Folgenden Schnappschuss hat das Eiliensche vorhin von mir angefertigt – Stichwort „Insel mit zwei Bergen“:
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Und dieses Foto hier geht auch auf ihr Konto. Dazu meinte mein Ämmale:
„Oh Mama, neben dir ist ein Hai! Guck da – die Flosse!“
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Tatsächlich ist das aber mein Fuß. : D Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich auch im Wasser Ballettposen einnehme und die Zehen wohl automatisch strecke. Bitte entschuldigt meinen „Begossener-Pudel“-Look. Aber Mama taucht halt auch sehr gerne unter. Jene Frauen, die immer ganz verkrampft ihren Kopf über Wasser halten, damit ja der Frisur nichts passiert, sind mir total suspekt. Die bringen sich doch um den ganzen Badespass.
Früher habe ich den See häufig mit meinem Vater zusammen durchquert. Und das sind sehr schöne Erinnerungen. Wir haben uns gut unterhalten, aber auch zusammen schweigen können. Hin und zurück ist man ungefähr eine halbe Stunde unterwegs und ich freue mich schon darauf, dieses kleine Abenteuer mal mit meinen Töchtern in Angriff zu nehmen. Aber das wird noch dauern. Obwohl mein Eiliensche mit jedem Tag sicherer, schneller und kräftiger wird und auch unser Ämmale hat den Dreh bald endgültig raus.
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Einstweilen wird gerne nach Steinen oder unter dem Schwimmreifen hindurchgetaucht.
Gestern hatten wir auch schon einen kurzen Ausflug hierher unternommen, wurden aber noch im Wasser von einem Gewitter überrascht.
Natürlich sind wir schnell raus aus dem See, aber trotzdem spüre ich noch immer den warmen Sommerregen auf meiner Haut und das weiche, schmeichelnde Seewasser, das mich weiter unten umfing. Eine trügerische Geborgenheit, die man keinesfalls ausreizen sollte.
In diesem Zusammenhang fällt mit „Der Trafikant“ ein. Da wurde auch einer im See vom Blitz erschlagen. Gerade als er sich so lebendig wie nie fühlte.
Aber es stimmt schon: Im Wasser fühle auch ich mich besonders vital. Vielleicht liegt das daran, dass ich Skorpionin bin und Skorpione sind bekanntlich Wasserzeichen. Und sie haben etwas übrig für Mystik und Magie.
Gestern mussten wir uns übrigens auf den seeeigenen Parkplatz stellen und da auch einen Parkschein lösen. Mit dem Fahrrad konnten wir weder gestern noch heute anrücken. Man ist mit „selbst fahrenden“ Kindern einfach schon 40 Minuten unterwegs und das war mir definitiv zu unsicher.
Der Parkautomat war allerdings nicht gewillt, meinen Parkschein auszuspucken. Neben dem Kasten saßen zwei Jungs auf einem aufblasbaren Kanu. Vielleicht acht und zehn Jahre alt. Der Ältere sprang sofort auf, als er sah, dass ich verwirrt auf das leere Fach starrte.
„Da hilft nur Gewalt!“, rief er und platzierte zwei gezielte Fausthiebe zwischen Münzeinwurf und Ausgabeschacht. Und da war er dann auch schon – der Parkschein. Noch während ich mich bedankte, erschien der Vater der beiden Jungs auf dem Plan.
„Manchmal ist es schon echt gut, einen Mann in Reichweite zu haben“, sagte ich zu ihm.
Meiner hatte sich beide Male strikt geweigert, mitzukommen. Er ist leider nicht ganz so wassernarrisch wie wir Mädels. Dafür hat er heute gekocht. Es gab selbstgemachtes Grillhendl.
Am vergangenen Freitag hatte ich es aber immerhin geschafft, ihn zu einen kleinen Abstecher an den schönen Brombachsee zu bewegen. Und den hat er nicht bereut. Das ist M.s alte Heimat und wir waren dort, weil mein Schwiegervater im Krankenhaus ist.
Aufgrund der Coronavorsichtsmaßnahmen konnte allerdings nur M. in die Klinik mit hinein.
Ich habe mir derweilen mit den Kindern die Zeit an einem Abenteuerspielplatz in der Nähe vertrieben. Der war wegen 35 Grad im Schatten total ausgestorben. Aber mit dem Fahrtwind auf der Seilbahn ließ es sich wenigstens für die Mädels gut aushalten.
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