Federfarbenfee

Von jung und angejahrt in Wort und Bild

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Am Anfang war Lila: Kapitel 11

Ein schmaler Grat

»Als Hans mir sagte, was sie im Labor herausgefunden haben, war mir klar, dass ich Dich nicht aufhalten kann.« Luis wirkt erstaunlich gefasst. Priska schiebt den Laptop aus der Sonne und stranguliert sich dabei fast mit dem Kopfhörerkabel. Luis nimmt ihr mit seiner Reaktion den Wind aus den Segeln. Sie hat eher mit wüsten Beschimpfungen denn mit Akzeptanz oder gar Verständnis gerechnet. Verwirrt setzt sie sich. Ursprünglich wollte sie ihm noch nicht einmal mitteilen, in welcher Pension sie abgestiegen sind. Aber er hätte es ohnehin herausgefunden. Und gleich, wie sehr sie sich in den letzten Tagen in die Wolle bekommen haben: Wenn es um seine Tochter geht, wird sie Luis nie ihm Ungewissen lassen. Das hat er nicht verdient.

»Hallo Papa!« Elena, die im Schneidersitz auf dem Bett hockt und glitzernde Elfen in ihr Stickeralbum klebt, wedelt mit ihrer Rechten gen Bildschirm. Luis kann sein Kind zwar nicht hören, aber sehen. Lächelnd winkt er zurück.

»Darf ich auch mit Papa sypen?«, wendet sich das Mädchen an Priska. Die Nonchalance, mit der sich Elena auf unvorhergesehene Situationen einläßt, muss sie von ihrem Vater geerbt haben. Sobald jedoch ein Lieblingshaargummi verschollen ist oder die Butter an der falschen Stelle im Kühlschrank deponiert wird, hat das jeweils Katastrophenpotential.

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Tagesnotizen #15: Der Kuschelfaktor

Brauchen Buch und Leser ein gewisses Ambiente, um sich vollends entfalten und das Lesen zu einem Fest für alle Sinne machen zu können?

Oder sind Umgebung, Medium und sonstige Dreingaben völlig gleichgültig, da man sowieso nichts mehr von alldem wahrnimmt, sobald das Buch einen verschluckt hat?

Vor einigen Jahren noch hätte ich, ohne zu zögern, die zweite Antwort gewählt. Selbst stehend, in einer vollgestopften S-Bahn, konnte ich ohne Weiteres binnen Sekunden in die Buchwelt abtauchen. Den Bieratem meines Hintermanns im Nacken und den Rucksack des Typen vor mir im Magen. Links neben mir eine Clique schnatternder Teenager und rechter Hand ein brüllendes Kleinkind. Alles kein Problem. Solange noch genügend Platz war, mein Buch aufzuschlagen und umzublättern.

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Tagesnotizen #14: Zuckerjunkie im Wolkenkuckucksheim

Mein Wolkenkuckucksheim liegt nicht im Verborgenen. Es gibt eine Leiter. Sie gaukelt eine gewisse Bodenhaftung zumindest vor. Außerdem gibt sie interessierten Mitmenschen die Möglichkeit, sich in meinem Luftschloss umzusehen. Manch einer versucht jedoch, klammheimlich an der Leiter zu sägen.  In der Hoffnung, mir den Aufstieg zu verwehren und die vermeintliche Utopie zum Platzen zu bringen.  In solchen Momenten frage ich mich, warum ich die Leiter nicht ein für allemal umwerfe. Ich brauche sie nicht. Ebenso wenig wie all jene, die wie ich, den Kopf zumindest zeitweise in den Wolken haben.

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Tagesnotizen #12: Alles außer Schnee

Was macht Ihr, wenn die Kinder rumschnupfen, der Gatte bereits mit fieser Männergrippe flachliegt und Ihr auf keinen Fall auch noch krank werden wollt?

Ihr flieht vor den Viren innerhalb der geschlossenen vier Wände und legt es direkt darauf an, in einen Wolkenbruch zu kommen. Um dann erstaunt festzustellen, dass Schuhe innerhalb weniger Sekunden so voller Wasser laufen können, dass es bei jedem Schritt lustig schwappt und knatscht. Richtig?

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Am Anfang war Lila: Kapitel 10

Zwischen Wahn und Sinn

»Elena, wo willst du mit meiner Orchidee hin?«

»Esmeralda braucht sie.«

Priska legt einen beherzten Sprint ein, doch das Kind ist bereits durch die Tür entschwunden. Den Blumentopf mit der hochsensiblen Miltonia moreliana unterm Arm. Die Pflanze war ein Geschenk gewesen. Prikas Qualitäten als Blumenflüsterin sind nur rudimentär ausgeprägt. Dennoch hatte sie sich sofort in die Orchidee mit den zart lila Blüten und dem anspruchsvollen Pflegebedürfnis verliebt. Tatsächlich schaffte es die fragile Schönheit, in Priskas Obhut zu überleben und zu sogar zu blühen. Bis jetzt.

Kaum hat Priska die Tür erreicht, fällt diese mit Schwung ins Schloss. In der Luft schwebt ein glockenhelles Kinderlachen. Ein leichter Luftzug streift kühl ihre Wange. Sie verschränkt fröstelnd die Arme. Wie hatte sie bloß Elenas glucksendes Gekicher mit dem Lachen des Geistermädchens verwechseln können. Nur scheinbar schwerelos ist es. Weht aus einem anderen Jahrhundert zu ihr hinüber und trägt des Todes Odem mit sich. Weitaus verstörender als das wächserne Gesicht auf der Fotografie.

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Kurzurlaub in Südtirol

Soeben sind wir von unserem Kurzurlaub in Südtirol zurückgekehrt. Wobei mit kleinen Kindern die Begriffe „Urlaub“ und „Erholung“ keinesfalls  synonym verwendet werden können.

Insbesondere unserem Ämmale ist durch den Overload an neuen Eindrücken nicht nur eine Sicherung, sondern gleich der ganze Kasten durchgebrannt. Solch eine Kumulation an Gebrüll und Gelächter hatten wir seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr. Zudem wollte sie sich partout nicht in den Kinderwagen verfrachten lassen, sondern alle Wege komplett selbst laufen. Ihre kurzen Beinchen konnten jedoch nicht mit ihren ehrgeizigen Ambitionen mithalten. Tragen war ebenfalls keine willkommene Option. Und auch die Diskrepanz zwischen Schlafbedürfnis und Schlafbereitschaft war groß.

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Tagesnotizen #11: Alltagskatastrophen

Die Nacht endet um 04.58Uhr. Immerhin sind die Kinder gut gelaunt. Noch.

Ich setze das singende Eiliensche auf die Couch und erst da werde ich mir ihrer seltsamen Frisur gewahr. Ein Büschel Haare hat sich zu einer betonharten Filzmatte verdichtet. Diese erhebt sich keck in der Mitte ihres Kopfes und verleiht ihr einen coolen Punkerlook. Sie faselt etwas von einem Lutscher, aber den kann sie höchstens im Traum ins Bett geschmuggelt haben. Die Haare kleben, die Bettwäsche nicht. Unter fließendem Wasser und mit Seife und Schampoo versuche ich, die Haare in mühseliger Kleinstarbeit wieder zu entwirren. Tapfer lässt das Eiliensche die Prozedur über sich ergehen. Uns beide eint die Sorge, einen Teil ihrer dunkelblonden Locken opfern zu müssen.

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Tagesnotizen #10: Sport oder so ähnlich

Zuerst hatte ich meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio gekündigt. Nur, um sie kurz darauf wieder zu reaktivieren. Eigentlich bin ich nicht unbedingt der Typ fürs Fitnessstudio, aber mit Kleinkindern ist nur ein Sport möglich: Sprinten. Und zwar hinterher. Ich merke aber inzwischen deutlich, dass es mehr braucht:  Zur Stärkung des Immunsystems, für die gute Laune,  die körperliche Leistungsfähigkeit und natürlich auch hinsichtlich meiner Figur. Ich hatte ja in dem ein oder anderen Post schon erwähnt, dass ich gerne abspecken möchte. Bisher ist das aufgrund meiner Inkonsequenz ein ziemliches Rumgeeiere. Zwar weist die Bilanz unterm Strich einen Hauch von Minus auf, aber effizient geht anders. Und da ich einfach gerne esse, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Zündschnur von beiden Seiten abzufackeln.

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Besuch im Märchenwald Wolfratshausen

Leider habe ich trotz intensiver Recherche nicht herausfinden können,  seit wann es ihn denn nun schon gibt  – den nostalgischen Märchenwald in Wolfratshausen.  Jedenfalls war ich selbst  als Kind schon oft dort zu Besuch.  Ergo ist er alt.  Und das ist ihm trotz ausgezeichneter und liebevoller Pflege auch anzusehen.  Doch das macht ihn nur noch authentischer und verleiht ihm eine Extraportion märchenhaften Charmes.

Weniger charmant erscheinen auf den ersten Blick die Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 13 Euro und ab 85cm Körpergröße werden auch die Stöpsel mit 12 Euro zur Kasse gebeten.  Unser Ämmale ist 15 Monate alt und misst 80cm. Schätzungsweise wird sie mit anderthalb die Zahlgrenze geknackt haben und 50 Euro sind schon ein stolzes Sümmchen für einen Tagesausflug.  Doch jetzt kommt das große, dicke ABER:  Die Fahrgeschäfte kosten nicht extra! Und der Park bietet jede Menge solcher Attraktionen, die beliebig oft genutzt werden können.  Ich muss sagen: Mein Eiliensche und ich haben dieses Angebot exzessiv ausgekostet. Die Warteschlangen sind auch sehr überschaubar. Sogar am Mutter(Sonn)tag mussten wir nur ein- bis zwei Fahrten lang anstehen. Manchmal konnten wir auch direkt durchgehen. Für Menschen, die wie M. mit solchen Vergnügungsfahrten wenig bis gar nichts anfangen können, ist der Park allerdings nur bedingt geeignet. Zwar gibt es zahlreiche andere schöne Dinge zum bestaunen und ausprobieren, doch die Fahrgeschäfte sind, neben den Märchen-Schaukästen, das Herz des Märchenwaldes.

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