Feuerhimmel oder Höllenfeuer? Aber was hat dann der Kirchturm da verloren?
Bevor es einen mit Haut und Haar verschlingt, sollte man das Feuer in sich vielleicht eine Weile auf Sparflamme halten und es nicht noch zusätzlich anfachen.
Wobei gerade kreative Kräfte sich oft im Rausch entfesseln.
Hinzu kommt, dass ich schon immer ein Mensch war, der sehr intensiv wahrnimmt. Intensiv schön oder intensiv schrecklich. Je nachdem.
Allerdings ist mein Bedürfnis nach Ruhe, Gelassenheit und SCHLAF nun, da ich schon wieder geraume Zeit am Rande der Erschöpfung entlangtaumele, exorbitant.
Passion und innere Ruhe.
Für mich geht das leider nicht zusammen.
Zumindest nicht gleichzeitig.
Höchstens abwechselnd.
Rhythmisch.
Phasen der Anspannung werden von solchen der Entspannung abgelöst.
So soll das sein.
Sympathikus und Parasympathikus als gleichwertige Gegenspieler.
Lehrbuchmäßig.
Aber in mir ist inzwischen nur noch Aufruhr. Und gar keine Entspannung mehr.
Rastloses Getriebensein.
Sich Treibenlassen nur in einer dekadenten Form.
Ich neige dazu, mich von dunklen Strudeln betören und mitreißen zu lassen.
Wenn ich alltagstauglich und handlungsfähig bleiben will, sollte ich um diese Strudel tunlichst einen großen Bogen machen. Wenn ich jedoch in meine eigenen Abgründe schauen will … dann nicht. Und ich bin durchaus dankbar für diese Offenbarungen und tiefen Empfindungen.
Auch die Sinnfrage treibt mich an und um … aber wenn ich zu lange auf ihr herumkaue, zerfasere ich die potentielle Antwort bis hin zur Unkenntlichkeit und zum totalen Geschmacksverlust.
Ich hatte das als Jugendliche ganz extrem: Dass ich alles und jedes nach seinem tieferen Sinn hinterfragt habe. Mit der Folge, dass alsbald meine Lebensfreude komplett auf der Strecke blieb.
Denn die Krux bei der ganzen Sinnsuche ist die, dass ausgerechnet jene Dinge und Aktivitäten, die rational betrachtet am wenigsten Sinn machen, einem zumindest kurzfristig oft die größte Freude und Erfüllung bescheren.
Womit wir auch beim Schreiben und beim Lesen wären. Die ständige Frage, ob das Lesen und Schreiben von Romanen Sinn macht, hat mich gerade seit Coronabeginn regelrecht blockiert.
Zerstreuung und Unterhaltung erschienen mir nicht mehr als sinnvolle Motive. Ja, ja, ich weiß … gerade in solchen Zeiten giere der Mensch nach Ablenkung … nach Popcornkino … und Geschichten, in denen die Welt noch in Ordnung sei … blablablub.
Ich nicht.
Im Gegenteil.
Friede, Freude, Eierkuchen, stereotype 0815-Illusionen, verklärte und verkitschte Kochrezeptgeschichten, Gut und Böse, schwarz und weiß, sowie moralinsaure, genormte Happy Ends – all das finde ich inzwischen unerträglich.
Als jemand, der selbst schreibt, fällt es mir schwer, unvoreingenommen an Texte und Geschichten heranzugehen.
Immer sehe ich den Autor dahinter, die Konstruktion statt des fertigen Gebäudes. Was nach Schema F errichtet wurde, fällt binnen kürzester Zeit in sich zusammen. In Plotholes plumpse ich sofort und ward dort auch auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Logikschwächen und leere Phrasen kicken mich im Nullkommanichts in eine andere Umlaufbahn.
Ja, ich weiß. Ich bin furchtbar. Und ich behaupte keineswegs, dass meine eigenen Geschichten nicht ebenfalls gespickt sind mit solchen unschönen Stolperfallen.
Aber wisst ihr was?
Mittlerweile gelingt es mir wieder immer öfter, mich von Geschichten gefangennehmen zu lassen. Und das wiederum motiviert mich auch selbst vermehrt zum Schreiben.
Theoretisch.
Praktisch fehlt mir die Muse.
Ihr Kinderlosen, bitte unterschätzt nicht die Anstrengungen, die Homeschooling und parallele Betreuung eines Nochkindergartenkindes mit sich bringen.
Bei aller Liebe – und ihr wisst, die Liebe ist für mich etwas, das immer Sinn macht – auf Dauer ist das schon echt eine Herausforderung.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass unser gemeinsames Mutter-Kind-Gemeinschaftsprojekt, Seifenblasen zu Eis werden zu lassen – eine Anregung seitens des Kindergartens – leider zum Scheitern verurteilt war. Dennoch hat es Spaß gemacht, Seifenblasen in den Schnee zu pusten. Und es ist so herrlich sinnbefreit.
Wobei das daraus resultierende herzliche Kinderlachen wiederum unendlich sinnvoll ist.
Auch Stricken mag dem ein oder anderen als stupide und spießig erscheinen. Aber gerade diejenigen, welche das Spießertum aufs Schärfste verurteilen, sind oft selbst die größten Spießer.
Ich jedenfalls liebe das Klappern der Nadeln, die Haptik der Wolle, die schönen Farben, die meditative Monotonie und das Wissen, dass daraus etwas Eigenes entsteht, an dem ich mich hoffentlich lang (er)wärmen kann. Im Gegensatz zum Schreiben, reichen hier aber schon wenige Minuten aus, um voranzukommen.
Trotzdem ist für mich das Stricken weder das alte Schreiben noch das Schreiben das neue Stricken.
Nachtrag: Letzte Nacht habe ich trotz all des Feuers – im Moment wird es noch durch einen grippalen Infekt angeheizt, sehr gut geschlafen. Endlich mal wieder. Die Zeilen oben habe ich im Fieberdelirium verfasst. ; )
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt war 2020 eines der intensivsten Jahre meines Lebens. Im negativen wie im positiven Sinne.
Ich wurde und habe mich ständig an meine selbsterrichteten Grenzen getrieben und die ein oder andere riss ich auch nieder.
Und das alles ganz unabhängig von Corona.
2020 hielt so einige Lektionen für mich bereit und trotz meines fortgeschrittenen Alters stehe ich erst am Anfang dieses essentiellen Lern- und Entwicklungsprozesses, der diesmal direkt an den Wurzeln ansetzt anstatt sich darauf zu beschränken, das, was an der Oberfläche sichtbar ist, in „Form“ zu trimmen.
2020 hat Insomnia neuerlich ein Ausmaß angenommen, welches mir sehr deutlich vergegenwärtigte, dass der seit Jahrzehnten andauernde unfreiwillige Schlafentzug einem Selbstmord auf Raten gleichkommt.
Und ich hab mich tatsächlich nicht nur einmal gefragt, ob ich mich damit nicht unbewusst selbst zu bestrafen versuche.
Dafür, dass ich meinen eigenen Erwartungshaltungen und jenen, die von außen an mich herangetragen werden, nach meinem eigenen Empfinden nicht einmal ansatzweise gerecht werde.
2020 war von ständigem Hinterfragen geprägt. Was ist richtig, was ist falsch? Und lässt sich das überhaupt so pauschal festlegen?
Ab wann macht Selbstverleugnung krank, und ab wann schadet Selbstverwirklichung dem Umfeld?
Wo kollidieren die eigenen Bedürfnisse mit denen der anderen? Welche sind wichtiger? Wo ist (Ver)Einigung möglich, wo nicht?
Wo endet die gesunde Selbstfürsorge und wo beginnt der ungesunde Egoismus?
Kontrolle versus Los- und Zulassen ist ein sehr großes, wenn nicht sogar ein Schlüsselthema. Gerade im Hinblick auf meine Schlaflosigkeit.
Das Bedürfnis nach Ich-Zeit und Alleinsein ist nun auch ausgeprägter denn je, muss ich gestehen. Rund um die Uhr von Menschen umgeben zu sein, macht mich echt fertig. Auch wenn es sich hierbei um die Liebsten handelt.
Allerdings befinden wir uns hier mit Haus und Garten in einer privilegierten Situation, und unsere Kinder gehen wirklich großartig und positiv mit den der Pandemie geschuldeten Einschränkungen um.
Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mädels.
Und nicht minder stolz bin ich auf meinen Mann. Meinen klugen, starken und gelassenen Mann, der mich nimmt, wie ich bin und der mir meine Freiräume zugesteht.
Meine sonstigen persönlichen Kontakte waren schon vor Corona handverlesen. Nun habe ich sie auf ein absolutes Minimum reduziert. Dennoch hat sich gerade 2020 viel getan an der zwischenmenschlichen Front und ich bin trotz aller Querelen unendlich dankbar für diese tiefgehenden Bindungen, die mein Leben auf einzigartige Art und Weise bereichern.
Lange Spaziergänge helfen ein wenig dabei, das Bedürfnis nach Ruhe zu stillen und das Gedankenkarussell für eine Weile anzuhalten.
Es ist nichts Neues, aber immer wieder interessant und irgendwie auch magisch, dass Flammen in tiefster Dunkelheit am stärksten strahlen. Licht ist nichts ohne Schatten. Und (Kerzen)Schein ist manchmal nicht weniger als Sein.
„Jetzt kann er sich nicht einmal im Grabe umdrehen“, meinte M. nach der Beerdigung. G.s Asche befindet sich nun unter dem gleichen Baum, den auch seine Frau vor zweieinhalb Jahren mit ihrer Asche nährte.
Das war in G.s Sinne und auch wir finden das schön.
Dass es jedoch vorab eine Urnenpräsentation, eine kleine Trauerrede sowie Blumen gab, das hätte G. nicht gewollt. Damit konnte er nichts anfangen. Darauf war M.s Spruch bezogen.
Aber wir wussten, dass es den meisten Hinterbliebenen ein starkes Bedürfnis war, Abschied nehmen zu können und deshalb haben wir uns in diesem Falle über G.s Wunsch hinweggesetzt. Wie sagte die Dame vom Beerdigungsinstitut so passend: Eine Beerdigung ist ohnehin in erster Linie etwas für die Angehörigen, nicht für die Verstorbenen.
Gut, ich muss zugeben, dass ich zu Friedhöfen kaum Bezug habe. Ich gehe da auch nie hin. Der geliebte Mensch ist dort eh nicht mehr. Und leider glaube ich auch nicht wirklich an ein Leben nach dem Tod, obwohl ich mir wünschte, ich könnte es.
Mit der Institution Kirche habe ich ebenfalls massive Probleme, aber da ich auf meinem Blog nicht über Religion und Politik diskutieren will – ich muss ohnedies schon mehr als genug Minenfelder überqueren – touchiere ich solche Themen höchstens.
Doch gerade beim Singen der Weihnachtslieder merke ich zunehmend, wie es in mir drin ganz heftig protestiert und rebelliert.
Deshalb singe ich vielleicht aktuell vornehmlich englische Christmas Carols. Obwohl gerade die deutschen Melodien oft besonders schön sind und zudem sehr viele heimelige Erinnerungen wecken.
Aber im Englischen ist aufgrund der Sprache – trotz Verständnis – einfach mehr Distanz gegeben.
Anders etwa, als wenn ich im deutschen „Still, still“ singen muss, dass Maria dem Jesus Kindlein ihre keusche Brust darbietet. Da dreht sich bei mir, ebenso wie bei der unbefleckten Empfängnis, der Magen um.
An irgendwas glaube ich schon. Aber nicht an das.
„Hark! The Herold Angels sing!“ hat außerdem den Vorteil, dass ich die Begleitung zupfen kann. Sobald ich schlage, wird meine Stimme fast komplett von der Gitarre verschluckt, obwohl ich gar nicht soooo leise singe.
Tatsächlich hätte ich die Möglichkeit, bei S., der über ein Profiequipment verfügt, Aufnahmen in Studioqualität zu machen (- tausend Dank nochmal! -), aber zum einen wäre das wie Perlen vor die Säue werfen (also, ich bin die Sau ; D) und zum anderen will ich meine 100.000 Wiederholungen, bis ich halbwegs mit meinem Gequäke und Geklampfe zufrieden bin, auch niemand anderem als mir selbst zumuten.
Inorbits Idee, die Tonspur meiner Stimme mit einem separaten Mikro abzunehmen, das ich mit Hilfe einer Spinne vor meinem Kopf befestige, hat auch was. Mal sehen, ob es sich lohnt, da in Zukunft ein wenig zu investieren.
Im Grunde habe ich aber mit meinem Tascam DR-05X (Schleichwerbung) schon ein sehr gutes Aufnahmegerät, das für meine Ansprüche und für mein Laienkönnen völlig ausreicht. Und wenn ich zupfe, harmoniert die Lautstärke der Gitarre auch super mit der meiner Stimme:
Nachdem ich halt einfach lieber Gitarre als Gesellschaftsspiele spiele, lehrt M. jetzt dem Eiliensche das Schachspiel. ;D
Nein, es war schon ihr ausdrücklicher Wunsch, Schach zu erlernen. Und sie schlägt sich gut.
Auch ich möchte weiterhin die ein oder andere Partie spielen. Ich finde Schach wie gesagt sehr klug, faszinierend und ästhetisch, aber ich hege keine echte Passion dafür. Daher fehlt mir auch die Energie, um richtig gut darin zu werden oder es gar als regelrechten Sport zu betreiben. Obgleich ich jenen, die das tun, meinen höchsten Respekt zolle.
Wahrhaft Begehrens- und Erstrebenswertes ist meist auch mit viel Anstrengung verbunden – und ob man diese Anstrengung als lohnenswert erachtet und sie dauerhaft aufzubringen vermag, hängt davon ab, wie groß die eigene Motivation und Leidenschaft jeweils ist.
Außerdem hat der Tag einfach zu wenig Stunden und oft bleibt nur Zeit für „entweder oder“ statt für „sowohl als auch“.
Die Beziehung zwischen dem Eiliensche und ihrer Gitarre hat ad dato eher etwas von unvermittelt hochzuckenden Stichflammen. Aber ich kann mir schon gut vorstellen, dass mit der Zeit ein kontinuierlich brennendes Feuer daraus wird.
Es gäbe noch mehr Themen, aber für die ist hier kein Platz.
Und wenn ich mir ansehe, wie in Venedig die Menschen durch hüfthohe Wassermassen waten und im Libanon die syrischen Flüchtlinge ums nackte Überleben kämpfen, erscheint mir mein eigenes Gewäsch ohnehin als noch irrelevanter als sonst.
Immerhin bin ich in der Lage, große Dankbarkeit zu fühlen – für all das Großartige in meinem Leben!
Triggerwarnung für zartbesaitete und/oder eher asexuell ausgerichtete Gemüter: Meine Aufklärungsmission ist vollbracht und ich nehme hier ebenso wenig ein Blatt vor den Mund wie daheim bei meinen Kindern. Aber keine Sorge: Im Hause Federfarbenfee sind alle quietschfidel und keiner wurde traumatisiert.
„Und das sind der Mann und die Frau, wie sie ineinanderstecken“, kommentiert das Ämmale ihre Zeichnung.
Da bei ihr die Männer grundsätzlich so aussehen, als hätten sie soeben in die Steckdose gegriffen – also die, aus der der Strom kommt – liegt der Kerl hier unten und das Weib obenauf. Die Ausgestaltung der Genitalien mag dem ein oder anderen verwirrend erscheinen, aber sobald man/frau das Augenmerk auf den dicken Strich oben richtet, dürfte die Sache klar sein.
Das links am Rand ist vielleicht auch erklärungsbedürftig: Da geht es nicht um exzessiv praktiziertes „Ineinanderstecken“, sondern um eine Geburt: Das unten ist der Babykopf.
Besonders schön finde ich die Spermien, wie sie auf das erwartungsfrohe Ei zuschwimmen.
Drumherum gibt es noch ein paar gutgelaunte Föten in Fruchtblasen zu bestaunen.
Als literarische Unterstützung hatte ich diesen Aufklärungsklassiker zur Hand:
Natürlich ist dem Buch anzumerken, dass es schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. So ist zum Beispiel die Fließbandaufbewahrung der Babys auf der Säuglingsstation nicht mehr zeitgemäß. Und darüber war ich nach meinen Geburten auch sehr froh.
Charmant finde ich, dass das Babymachen hier herrlich unaufgeregt und natürlich in den Familienalltag und die Vorfreude auf das Geschwisterchen integriert wird und durchaus auch gezeigt wird, dass die Bedürfnisse der kleinen und größeren Familienmitglieder bisweilen schon kollidieren können. Weil wir eben alle Menschen sind und es halt auch mal nicht so perfekt läuft.
Unbefriedigend erschien mir allerdings die Reduzierung des eigentlichen Geschlechtsaktes auf das mechanische Prozedere. So liebevoll das Buch auch ansonsten gestaltet sein mag; Ausgerechnet an dieser entscheidenden Schlüssel(-Loch)-Stelle war von Liebe nicht sonderlich viel spürbar. Und wenn man miteinander schläft, hat das halt schon nochmal eine andere Qualität, als wenn man zusammen Kuchen backt.
Hier war also in Sachen Erzählen und Erklären viel Eigeninitiative von meiner Seite gefragt. M. hat zwischendurch auch immer mal vorbeigeschaut und sich zu uns gesetzt. Doch auch wenn er sonst um keinen Spruch verlegen ist, hat er sich, als es ans Eingemachte ging, extrem zurückgehalten. Er war da ähnlich schweigsam wie letzte Weihnachten, als meine beste Freundin mit ihrem Partner zu Besuch war und wir nur auf Englisch kommunizieren konnten. ; )
Jedenfalls habe ich versucht, das Ganze mit ein wenig mehr Gefühl zu unterfüttern.
„Wenn Mann und Frau sich wahnsinnig liebhaben, dann wollen sie irgendwann so nah beieinander sein, dass sie quasi miteinander verschmelzen. Und das passiert dann auch.“
So in der Art habe ich das formuliert und das kam auch sehr gut an.
Mit Absicht habe ich nicht nur von Mama und Papa gesprochen und auch das Thema Verhütung bereits vorsichtig touchiert. Denn es soll ja auch Sex ohne Kinderwunsch geben. ; )
Trotzdem waren meine Kinder vor allem vom Wunder des Lebens fasziniert – also davon, wie aus Samen-und Eizelle ein Baby wird.
Ja, soweit, so gut. Ich hab mir das irgendwie heikler vorgestellt. Aber es kam nicht einmal ein „Ihhh …“ oder „Bähhh …“ und sie hatten nachher trotzdem noch Bock darauf, mit dem Nachbarsjungen zu spielen oder vom Papa gefoppt zu werden.
Trotzdem ist mir gerade gestern wieder aufgefallen, wie groß meine Mädels inzwischen sind. Ich kann die jungen, selbstbewussten Frauen, zu denen sie heranwachsen, bereits jetzt erahnen. Meine Gefühle dazu sind ambivalent, aber überwiegend positiv.
Normalerweise fotografiere ich für den Blog ja eher von der Seite oder von hinten, da ich solche Zensurherzen doof finde, aber diese Bilder hier sind heute Morgen spontan entstanden. Wer sich nun darüber wundert, dass ich das Eiliensche im letzten Blogpost trotzdem vollfrontal gezeigt habe: Auf jenem Bild schaut sie so untypisch drein, dass ein Fremder sie wohl nicht ad hoc erkennen würde. Daher war das für mich okay. Und für sie auch.
Schöner wäre es gewesen, der Springer – ein echtes Meisterstück – hätte in die Kamera geguckt statt ihr eiskalt den Rücken zuzukehren. Tja, mein Fehler.
Doch ich denke, es ist trotzdem zu erkennen, wie wunderschön dieses Schachbrett und die zugehörigen Figuren sind. Beides hat M. gestern von hier https://www.holz-leute.de/ mitgebracht. (Unbezahlte Werbung)
Er ist schon von jeher ein begeisterter Schachspieler. Ich hingegen kann meine bisherigen Schachpartien an zwei Händen abzählen. Aber er wünscht sich schon lange, dass ich öfter mit ihm spiele. Also, Gesellschaftsspiele. Leider bin ich nicht so die Spielernatur. Doch Schach ist von all den Spielen, die ich bisher kennenlernen durfte, eines der reizvollsten.
Es ist klug. Es ist ästhetisch. Es ist anspruchsvoll. Und es wird niemals langweilig.
Bei unserer ersten Partie gestern Abend hat M. immerhin eine Dreiviertelstunde gebraucht, um mich schachmatt zu setzen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er mich schon in den ersten 5 Minuten plattmacht.
„Nein, mir war klar, dass das nicht so schnell geht. Du bist nämlich schon eine gute Strategin“, sagte er.
Bin ich das?
Ich glaube nicht. Allerdings muss ich zugeben, dass sich bei mir Kopf und Bauch meist im Krieg miteinander befinden statt zusammen die Friedenspfeife zu rauchen.
M. jedoch ist in der Tat ein ausgezeichneter Stratege. Nicht nur beim Schach.
In diesem Zusammenhang noch ein kleiner Serientipp:
Wer diese Serie noch nicht kennt, dem kann ich sie nur wärmstens ans Herz legen:
Mitte der 50er-Jahre: Die neunjährige Beth wird im Waisenhaus von Hausmeister Mr. Shaibel in die Geheimnisse des Schachspiels eingeführt. Der Beginn einer großen Passion und Karriere. Doch Schach ist nicht einzige Sucht, die sie von nun an begleiten wird: Medikamenten- und Alkoholmissbrauch stehen ebenfalls ganz oben auf der Tagesordnung.
Exzellente Schauspieler, ein spannender und origineller Plot und eine wunderschöne und edle Ausstattung – mit alledem glänzt „Das Damengambit“.
Gerade das 60er-Jahre-Flair in den späteren Folgen hat es mir unheimlich angetan. Diese Epoche zählt für mich persönlich in Sachen Mode und Eleganz zu den stilsichersten.
In all den Teasern ist davon die Rede, wie Beth sich in der von Männern dominierten Schachwelt schlägt. Und ja, das tut sie. Keine Frage. Aber das ist hier keineswegs ein „Mann-gegen-Frau-Ding“, sondern in erster Linie ein sehr inspirierendes und vielschichtiges Miteinander.
Ich hatte ja auch mal die Ehre, ein paar Jahre als einzige Frau unter lauter Männern zu arbeiten. Und wie gesagt: So ein gutes Arbeitsklima hatte ich nie wieder.
Die ganze Palette. Und was steht über alledem? Was eint sogar die widersprüchlichsten Aspekte?
Die Liebe.
Wenn ich auch sonst nicht viel kann: Lieben kann ich.
Und wie!
Manchmal denke ich, das ist meine Bestimmung: Zu lieben.
Komme, was wolle. Sei es, wie es ist.
Doch nicht immer ist Liebe die Rettung.
Ein geliebter Mensch ist in der Nacht vor M.s und meinem Geburtstag in den Tod gegangen. Freiwillig. Selbstbestimmt.
Das Damoklesschwert hing schon lange über ihm. Aber in den letzten Wochen schien sich etwas zum Positiven zu verändern. Gerade war zaghaft ein wenig Hoffnung in uns unwissenden Naivlingen gekeimt.
Auch wenn folgendes – gleichermaßen bekannte wie verstörende – Kuriosum durchaus in unseren Hinterköpfen herumspukte: Ein Mensch, der den Freitod gewählt hat, wirkt kurz vor dem Ende oftmals gelöst, glücklich und mit sich im Reinen.
Und dieses letzte Aufblühen ist ja nicht nur jenen zu eigen, die Gevatter Tod herbeisehnen, sondern auch jenen, die Angst vorm Sterben haben.
Mehr noch: Es betrifft alle Lebewesen. Mensch, Tier und sogar Pflanze.
Meine Mutter erwähnte diese „Angstblüte“ in unserem letzten Telefonat.
Das gleichnamige Buch von Martin Walser habe ich noch nicht gelesen. Den Titel finde ich grandios und an sich bin ich ja ein großer Freund von Walsers Schreibkunst. Doch das Hauptmotiv in seinen Werken ist doch immer wieder das gleiche. Aktuell bin ich da etwas übersättigt. Diese stete Beschäftigung mit ein und demselben Thema scheint vielen großen Literaten gemein zu sein. Da ich selbst nicht in dieser Liga spiele, steht es mir jedoch nicht zu, dieses Faktum zu bewerten.
Wir haben uns in unserem Gespräch auch eher auf das klassische botanische Phänomen konzentriert: Kurz bevor ein Baum stirbt, mobilisiert er noch einmal all seine verbliebenen Lebenssäfte. Er bildet unzählige neue Triebe und blüht schöner als je zuvor.
Meine Eltern und auch wir hier haben gerade jeweils einen Apfelbaum in der Angstblüte erlebt. Hier ist es unsere Goldrenette von Blenheim. Der Stamm fault bereits von innen, aber dennoch hat uns dieser Baum jetzt reich mit Früchten beschenkt, die aromatischer schmecken denn je.
Nun aber von endenen zu erst beginnenden Leben:
Es ist mal wieder an der Zeit für etwas Kindermund, oder was denkt ihr?
Vor einigen Tagen haben wir uns ein Gruselschloss-Fensterbild vorgeknöpft. Die Malvorlage ist goldig (Schleichwerbung: ALDI) und bisweilen kann Ausmalen ja auch sehr entspannend sein. Da meine Kinder aber lieber frei zeichnen, ist so ein größeres Ausmalprojekt meist zum Scheitern verurteilt. Naja, vielleicht schaffen wir es ja noch bis Weihnachten mit der Halloweendeko. ; )
Während des Ausmalens fällt dem Ämmale auf, dass ein spezieller Kürbis aus dem „Vorschaubild“ auf dem „echten“ Schloss fehlt.
Sie: „Das ist bestimmt als Vorspiel gedacht.“
Wir: „Du meinst wahrscheinlich „Beispiel“. Ein Vorspiel ist etwas anderes. „
Eiliensche: „Ja, wenn ich auf der Bühne etwas vorspiele – das ist dann ein Vorspiel!“
Alles klar …
Ich glaube, ich muss jetzt allmählich doch mal das Thema Aufklärung in Angriff nehmen. Das peile ich schon länger an, aber ich möchte das unbedingt mit Muse und kindgerecht machen.
Meine eigene Aufklärung war fürchterlich. Die hatte meine Oma spontan übernommen und in fünf Minuten abgehandelt. Während einer Nachrichtensendung. Da wurde gerade von einer Vergewaltigung berichtet und das hat meine Großmutter zum Anlass genommen, mir Sex als etwas sehr Böses zu verkaufen. Ich war damals zehn und ich habe ihr bis heute nicht verziehen. Sie selbst war in dieser Hinsicht übrigens keineswegs ein Kind von Traurigkeit. Und ich hatte glücklicherweise noch andere Informationsquellen. Aber gewundert hätte es mich nicht, wenn ich da einen bleibenden Schaden davongetragen hätte.
Zurück zum Zeichnen: Diese Bilder von unserem baldigem Familienzuwachs hat das Ämmale gemalt und ich finde sie echt stark:
Und weiter geht`s mit Selbstgemachtem …
Die Gipsgeister haben wir nach dieser Anleitung hier angefertigt:
Und wo wir gerade bei den Tipps sind: Diesen Nusskuchen habe ich heute gebacken und er schmeckt wirklich göttlich.
Vor allem die frisch gemahlenen und im Anschluss angerösteten Haselnüsse geben dem Ganzen einen besonders vollmundige Note. Das Ursprungsrezept stammt von Küchengöttin Sally.:
Ich habe es allerdings ein wenig abgewandelt und außerdem das Weizen- durch Dinkelmehl und den Zucker durch ein Stevia-Erythritgemisch ersetzt. Trotzdem ist der Kuchen aufgrund der Schokolade und des Haselnusskrokant-Toppings nicht zuckerfrei. Aber ich weigere mich, das weiße Gift separat zu kaufen. Mir kommen hier keine Zuckertüten mehr ins Haus.
In mir brodelt es derzeit gewaltig. Aus diversen Gründen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Deckel in hohem Bogen vom Dampfkochtopf fliegt.
Und wieder einmal stehe ich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen vor der uralten Frage:
Was ist besser in Sachen Selbstschutz?
Abgrenzen, Mauern hochziehen, sich gar nicht erst angreifbar machen und endlich ein LMAA-Gefühl entwickeln?
Oder sich weiterhin öffnen – für die Emotionen anderer und die eigenen, seine Verwundbarkeit mutig zeigen und sich auch wehren dürfen, wenn es angebracht ist?
Was gar nicht geht: Sich zu entblößen und dann noch auf sich herumkloppen zu lassen.
Das bin ich nicht. Ich hau zurück. Nicht sofort, aber gnadenlos, wenn eine gewisse Toleranzschwelle überschritten ist. Und ich merke deutlich, wie ich die Latte von Tag zu Tag, von Woche zu Woche niedriger lege.
Ich mag vielleicht auf den ersten Blick lieb und nett wirken. Aber meine Überfreundlichkeit ist antrainiert und allmählich habe ich keine Kraft mehr, diese Maskerade aufrecht zu erhalten. Außerdem finde ich es zum Kotzen, wenn ich meine eigene Authentizität in Frage stellen muss.
Gestern habe ich eine weitere 2-Sterne-Bewertung erhalten. In letzter Zeit hagelt es ja einige davon. Aber der aktuellen Kritikerin muss man zugute halten, dass sie tatsächlich eine Rezension verfasst hat und sogar eine recht ausführliche. Dafür zolle ich der Dame auf jeden Fall meinen Respekt. Feigheit muss sie sich definitiv nicht auf die Fahnen schreiben. Insofern ist sie mir schon mal lieber als die ganzen anonymen „One-Tapper“.
So, bei dieser Äußerung sollte ich es bewenden lassen und mich nun vornehm zurückhalten – als professionelle, coole und souveräne Autorin, die ich aber halt leider nicht bin.
Damit wären wir wieder beim „Auge-um-Auge“, „Zahn-um-Zahn“-Thema. Das Mädel attackiert. Ich soll schlucken. Mach ich schon hin und wieder, aber nicht diese Soße da. Tut mir herzlich leid.
Vielleicht werden potentielle Leser ja schlau aus diesem wirren Sammelsurium an völlig aus dem Kontext gerissenen Fragmenten. Die hohe Dichte an Rechtschreibfehlern tut ihr Übriges, um mich ein wenig ratlos zurückzulassen.
Was mich allerdings schon getroffen hat, war ihr Statement, dass Ava nicht authentisch ist. Wenn sie es nicht ist, bin ich es auch nicht. Denn gerade im zweiten Teil dieses Romans steckt unheimlich viel Persönliches drin. Aber vielleicht hat sie recht. Das sag ich völlig ohne Ironie. Insbesondere im Zusammenhang mit dem, was bei mir aktuell privat so alles abgeht. Diesen Kritikpunkt werde ich auf jeden Fall für mich als Denkanstoß nehmen. Danke dafür.
Ebenso werde ich über die Erwartungshaltungen nachdenken, die mein Cover und die Klappentexte scheinbar bei manchen Leuten wecken. Es sind ja schon einige sinnliche Szenen mit drin, die mit ihrem hohen Detailgrad hart an der Grenze der Pornographie entlangschrammen. Das gebe ich unumwunden zu. Dennoch ist das hier kein Erotikroman.
Wer gerne von milliardenschweren BDSM-Meistern liest, die kleine, mausgraue, schüchterne Subs knallen, ist hier falsch.
Und auch wer eine Liebesgeschichte nach dem üblichen Kochrezept erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Eine Dreieckskonstellation in der Realität ist nun mal etwas ganz anderes als eine romantisierte Variante in einer 0815-Schnulze. Und mir war es wichtig, das alles so realitätsnah wie möglich abzubilden. Aber natürlich existieren auch hier, wie immer eben, verschiedene Wirklichkeiten. Jemand, der ganz anders tickt als Ava, für den werden wahrscheinlich ganz andere Szenarien wahr. Das mag schon sein.
Ein Mr. Trump schläft ja auch gut. Obwohl er sich in seinem Leben sicherlich weitaus mehr zu Schulden hat kommen lassen als ich kleiner Wicht bzw. unscheinbares Licht.
Und ich bin auch nicht dafür gemacht, in der Öffentlichkeit zu stehen. Weder in der analogen, noch in der digitalen Welt. Mit Anfeindungen jeglicher Couleur werde ich wohl nie adäquat umgehen können bzw. nicht so, wie man es von einer ernsthaften Schriftstellerin erwartet.
Und gerade zehrt und zerrt so viel an mir, dass mein Nervenkostüm dünner ist als Seidenpapier.
Das merkt sogar die Autokorrektur. Als ich vorgestern eine Auftragsbestätigung an den Gärtner mailte, der die Kronen unseres Kastanien- und Walnussbaums, die inzwischen bis weit auf die Straße und ins Nachbarsgrundstück hineinragen, einkürzen soll, schrieb diese schlaue KI tatsächlich „mit der Bitte um einen Terroranschlag“ statt „mit der Bitte um einen Terminvorschlag“.
Und folgende Szene spricht auch für sich:
Vor ein paar Tagen fragte mich auf dem Kindergartenvorhof eine Bekannte, ob mir denn nun das Hanföl beim Schlafen helfe.
Gerade als ich zur Antwort ansetzte, kam eine andere Mutter mit ihrem Baby auf dem Arm hinzu. Ihre und meine jüngere Tochter sind befreundet und das begrüße ich auch sehr. Sie selbst kennt mich zwar aus der Vergangenheit, aber nicht meine Hintergründe und dunklen Seiten.
Normalerweise hätte ich mich nun aus Gründen der Rücksichtnahme gezügelt, aber diesmal konnte ich es einfach nicht:
„Nein, nicht einmal Cannabis hilft. Es ist immer der gleiche Dreck. Und irgendwann werde ich dran krepieren.“
Tja. Aber in dem Öl ist ja nicht mal THC drin, bzw. nur eine verschwindend geringe Menge. Wahrscheinlich bräuchte ich genau das, um runterkommen zu können. Ich werde aber deshalb sicher nicht mit dem Rauchen anfangen. Beizeiten werde ich da auf jeden Fall nochmal meine Schlafärztin konsultieren, ob es das Cannabis mit THC auch irgendwie legal auf Rezept gibt. Ich bin ja offen für alles.
Ein weitaus größerer Knackpunkt in Sachen Insomnia ist aber wie gesagt das Selbstschutzthema, schätze ich. Ich kreise so oft um die Gefühle und Erwartungshaltungen anderer, dass ich regelmäßig viel zu spät checke, dass ich mich selbst schon völlig ausgeliefert habe. Und ich schaffe es tatsächlich immer noch, mich darüber zu wundern, dass andere es mit der Empathie nicht so genau nehmen.
Jedenfalls werde ich jetzt auf dem Blog und in den sozialen Medien mal ein Päuschen einlegen. Mir tut das alles einfach nicht gut momentan. Und es lähmt mich beim Schreiben.
Ich denke, langfristig ist es besser, mich da als Person mehr und mehr zurückzuziehen und lieber meine Bücher sprechen zu lassen. Sobald da zumindest in der Außenwahrnehmung eine gewisse Entkopplung zwischen mir und meinen Geschichten vorhanden ist, werde ich mich vielleicht auch nicht mehr so verletzlich fühlen.
Trauben und Ziegenkäse – keine innovative, aber köstliche Zusammenstellung.
Die vergangenen Tage waren leider wieder etwas zuckerlastiger. Wenn ich in Gesellschaft unterwegs bin, möchte ich ungern mit irgendwelchen Sonderwünschen aus der Reihe tanzen. Und selbst wenn die Giftspritzen tagsüber gering dosiert sind, verpasse ich mir dann Abends oft eine Überdosis. Dabei bin ich aber schon lange nicht mehr so eskaliert wie anno dazumal.
Trotzdem merke ich recht schnell, dass mir viel Zucker nicht gut tut, und ich reduziere meinen Konsum nach solchen Eskapaden mittlerweile tatsächlich intuitiv.
Was das Gewicht anbelangt, pendele ich immer um 1 bis 2kg rauf und runter. Beim Körperfettanteil hingegen kann ich nach all den Monaten intensiven Trainings signifikante Veränderungen feststellen. Der ist definitiv gesunken.
Mit dem Sport geht es mir wie mit der gesunden Ernährung. Ohne laufe ich nicht rund. Und ich gehöre tatsächlich zu der abartigen Kategorie Mensch, dem Sport Spaß macht. Außerdem hilft er mir sehr beim Stress- und Aggressionsabbau.
Etwa, wenn wieder mal ein Hater um die Ecke biegt und mir einen Stern reindrückt. So (erneut) geschehen vor ein paar Tagen. Bei meinem dritten Band.
Diesmal habe ich mich aber schon weniger aufgeregt als bei der Ein-Stern-One-Tap-Premiere. Trotzdem hat es verdammt weh getan, das muss ich zugeben. Ich weiß, ich sollte da drüber stehen, aber ich stehe generell nur selten über den Dingen.
Keine Ahnung, ob es sich um einen Wiederholungstäter bzw. jene Person handelt, der/die mich schon bei Teil 1 mit einem Stern „beglückt“ hat. Dass es ein echter Leser ist, kann ich mir kaum vorstellen. Wer bereits Teil 1 und 2 durch hat, den erwarten in Bezug auf meine schreiberischen Qualitäten auch bei Teil 3 keine großen Überraschungen.
An dieser Stelle übrigens nochmal herzlichen Dank an all die wunderbaren Menschen, die sich aufrichtig in meine Geschichte verliebt und mir in Form von Rezensionen, Weiterempfehlungen und privaten Mails so viel unglaublich schönes und motivierendes Feedback dagelassen haben! Ihr seid es, für die ich schreibe!
Und ich möchte keinesfalls, dass das Aufmerksamkeitspendel nun dauerhaft zugunsten der paar Hanseln ausschlägt, die mich diskreditieren wollen. Das ist weder in meinem noch im Sinne meiner echten Leser.
Falls es sich um einen frustrierten Autoren“kollegen“ handelt, der darauf abzielt, die Konkurrenz auszuschalten, dann sei ihm Folgendes gesagt: Dieses erbärmliche und feige Gebaren disqualifiziert dich nicht nur menschlich, sondern auch als Schriftsteller. Wer so etwas nötig hat, der kann nicht schreiben. Punkt.
Investitier dein Geld lieber in ein gutes Buch, das dich wirklich anspricht und aus dem du noch lernen kannst. Den betreffenden Autor wird es freuen. Make love, no war!
Und vom Schreiben wird man mich eh nicht abhalten können.
Apropos: Ich habe vor allem der Abwechslung und der Übung wegen nun nach langer Zeit doch mal wieder einen Texterauftrag angenommen. Es handelt sich um einen Artikel mit 1.500 Worten – ein recht stattlicher Umfang also. Und da man hier pro Wort bezahlt wird, sollte auch jedes einzelne sitzen.
Zudem ist es mir ein Bedürfnis, dem Text trotz aller Sachlichkeit eine individuelle Note zu verpassen. Gerade vor dem Hintergrund, dass zu diesem Thema bereits unzählige Beiträge im Netz kursieren. Meine bisherigen Auftraggeber wussten es zu schätzen, dass ich versuche, mich mit meinen Texten vom Einheitsbrei abzusetzen und ich hoffe, dass das auch diesmal wieder der Fall sein wird.
Diese Ansprüche, die ich da an mich stelle, kosten mich natürlich immens viel Zeit. Und selbst wenn ich die Recherchestunden völlig außen vor lasse, ist mein Stundenverdienst so niedrig, dass sogar der Mindestlohn im Vergleich dazu ein Spitzengehalt wäre.
Aber wie gesagt: Ich sehe das vor allem als exzellentes Schreibtraining und als Möglichkeit, vielleicht langfristig den ein oder anderen Stammkunden zu akquirieren. Da mein Auftragsvolumen ad dato verschwindend gering ist, werde ich mit meinen sporadischen Aktivitäten bei der Textbörse wohl etablierten Textern auch nicht den Markt kaputtmachen.
Anständige Preise kann halt nur der verlangen, der bereits über einen festen Kundenstamm und/oder entsprechende Referenzen verfügt.
Doch der enorme Lerneffekt ist auch ein großer Gewinn. Gerade, weil hier wirklich jedes Wort auf die Goldwaage – und das nicht einmal im übertragenen Sinne – gelegt wird.
Außerdem picke ich mir ausschließlich Themen heraus, die mich interessieren. Daher stellt bereits die Recherchearbeit eine super Wissenserweiterung dar.
Nachtrag: Die Ein-Stern-Bewertung bei Band 3 wurde entfernt oder geändert. Jetzt bin ich platt. Im positivsten Sinne.
Wehe, einer moniert den fehlenden Konjunktiv im letzten Satz! Dem ramme ich stante pede genannten Gabelringschlüssel zwischen die Zähne. ; )
„Wäre“ wäre grammatikalisch korrekter, ich weiß, aber das wäre … äh … ist mir zu lasch.
Und dies wird definitiv kein lascher Roman. Zwar macht meine Hauptprotagonistin zu Beginn nicht unbedingt eine(n) auf Superwoman: Sie ist geschieden, alleinerziehend, mitten in der Midlife Crisis, frustriert, essgestört und sich selbst ihr größter Feind.
Dies ändert sich jedoch, als sie online jemanden kennenlernt, der ihr eine unorthodoxe Methode vorschlägt, um ihre Zwänge und Süchte in den Griff zu bekommen. Fenja lässt sich darauf ein – und damit auch auf ein gefährliches Spiel, das bald einen weitaus höheren Einsatz fordert als ursprünglich angenommen.
Als Titel hätte ich am liebsten FSK 40 gewählt, aber ich glaube, damit wäre ich rechtlich in die Bredouille gekommen. Daher habe ich zu Trick 17 gegriffen und den Titel noch ein wenig ausgeschmückt. ; )
Eine Weile habe ich auch hin und her überlegt, ob ich den Namen meines neuen Buchbabys, mit welchem ich allerdings noch eine Weile schwanger gehen werde – sagen wir mal, ich befinde mich aktuell im ersten Trimester – überhaupt schon nennen soll.
Aber eigens der Geheimhaltung wegen wollte ich mir auch nicht irgendeinen depperten Arbeitstitel aus den Fingern saugen. Außerdem ist der Titel ja schon sehr speziell und für potentielle „Diebe“ daher wohl eher uninteressant. Sicherheitshalber habe ich trotzdem Titelschutz beantragt.
Die „Frau“ im Titel ist nach dem ganzen Vorgeplänkel selbsterklärend. Allerdings schreibe ich bei diesem Buch auch teils aus männlicher Perspektive. Bei der „Zartherben Liebe“ hatten sich das einige gewünscht, und hier werde ich dieser Bitte nun Folge leisten.
„Sucht“ steht sowohl für „suchen“ als auch für „die Sucht“.
„Krieg“: Was ist eine Geschichte ohne ordentliche Konflikte? Lasst euch überraschen!
„40“: Eh klar. : ) Buchverrückte unter 40 lesen auf eigene Gefahr. ; D
Heute war ja Schulbeginn in Bayern, und ich hoffe, dass ich es vor dem nächsten Lock Down (- der hoffentlich niemals kommen wird -) wenigstens noch ins zweite Trimester schaffe …
Mit „Moon River“ werde ich noch ein wenig länger beschäftigt sein, bevor mir jene spezielle Instrumental Version, die ich mir da einbilde, flüssig von der Hand geht.
Einstweilen habe ich ein vergleichsweise simples Stück einstudiert: „Scarborough Fair“. Da es einfach zu spielen ist, bekomme ich hier auch parallel den Gesang gehandelt. Sobald die Zupferei komplizierter wird, bin ich sofort überfordert, was das Multistasking angeht. Ich muss die Liedbegleitung normalerweise echt erst im Schlaf (… höhö, davon hab ich schließlich reichlich ; – / …) beherrschen, bevor ich den Song auch parallel singen kann.
Mit „Scarborough Fair“ hatte ich jetzt allerdings ein wesentlich schnelleres Erfolgserlebnis. Vorgestern habe ich damit angefangen und nun läuft es schon ganz ordentlich. Aber natürlich bin ich weder eine große Gitarristin, noch eine herausragende Sängerin. Das ist mir durchaus bewusst. Ich mache das aus reinem Spaß an der Freude und das Musizieren hilft mir gerade in solch schlaflosen Zeiten wie diesen sehr über emotionale Tiefs hinweg.
Da ich trotzdem stimmungsstechnisch nicht gerade auf der Höhe bin – stimmlich wahrscheinlich auch nicht : D – kann ich momentan allerdings noch schlechter als sonst mit irgendwelchen gehässigen Bemerkungen umgehen.
Daher bitte ich darum, auf etwaige Klugscheißerkommentare zu verzichten. Ich habe einen sehr guten Gitarrenlehrer. Der sagt mir schon, was ich falsch mache.
Ich stelle die Videos nicht ein, um Techniktipps von Laien oder meinethalben auch Semiprofis zu erhalten, sondern weil die Gitarre zu einem wichtigen Bestandteil in meinem Leben geworden ist und sich dieser Blog nun mal um mein Leben dreht. Wer darauf oder auf mein Spiel und meinen Gesang nicht klar kommt, muss sich das nicht antun.
In diesem Sinne: Alles klar? ; )
Dann wünsche ich jenen, die sich von diesem Vorwort nicht haben abschrecken lassen, mit meinem Video ein, zwei besinnliche Minuten.
Dies ist übrigens nicht die „Simon & Garfunkel“- Version. Aber mir gefällt der mittelalterliche Touch hier sehr.
„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragt mich eine mir unbekannte, ältere Dame. Ich habe mich erst wenige Sekunden zuvor auf dieser Spielplatzbank niedergelassen. Es ist nicht die einzige Bank und auch nicht die einzige im Schatten. Außerdem habe ich gerade eine kleine Fahrradtour mit den Kindern hinter mir und eigentlich keine Lust auf Gesellschaft. Vielmehr habe ich mich darauf gefreut, einige Momente lang nichts reden zu müssen und die Seele baumeln lassen zu können.
„Ich setze mich auch ganz an den Rand, ok?“ Offensichtlich hat sie mein Zögern bemerkt. „Und krank bin ich auch nicht.“
„Ja, ist schon in Ordnung“, erwidere ich und wende meinen Blick demonstrativ meinen Kindern zu, die direkt vor mir mit Sand und Wasser aus der Pumpe herummatschen. Innerlich wappne ich mich bereits. Ich weiß, dass ich um ein wenig Konversation nicht herumkommen werde.
In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder erlebt, dass gerade die älteren Menschen, Risikogruppe hin oder her, besonders auf Ansprache und soziale Kontakte angewiesen sind und viel daraus ziehen. Einige haben mir sogar gesagt, dass sie lieber an Corona sterben als an Einsamkeit.
Diese Aussagen und das offenkundige Bedürfnis nach ein wenig menschlicher Nähe lassen mich nicht ungerührt und so habe ich mir die Zeit sogar gerne genommen. Aber an diesem Tag bin ich völlig durch. Zudem hat diese weißhaarige Lady etwas – gar nicht mal so subtil – Penetrantes an sich.
„Schön ruhig hier, gell?“, nimmt sie das ad dato recht einseitige Gespräch wieder auf.
Ja, bis eben schon, denke ich.
„Ja, das stimmt“, sage ich.
Ich war schon lange nicht mehr hier und hab mich eh gewundert, warum der Spielplatz derart ausgestorben ist.
(Ungefähr fünfzehn Minuten später wunderte mich dann allerdings gar nichts mehr … )
„Es ist sogar so ruhig, dass ich bei mir daheim nicht einmal mehr die Fenster und Türen schließe“, spricht sie weiter. „Wenn mich einer mitnehmen will, dann soll er nur.“ Sie lacht krächzend.
„Wohnen Sie in dieser Siedlung?“, hake ich ein wenig alarmiert nach. Irgendetwas an ihrem Tonfall hat mich aufhorchen lassen. „Allein?“
„Ja, gleich da drüben.“ Sie macht eine vage Handbewegung hinter sich. „Und ich bin schon ewig allein. Mein Mann ist tot.“
„Das ist bitter“, erwidere ich.
„Mhhh“. Sie nickt. „Aber ich bin ja an der Uni und da werde ich gebraucht.“
„Ok …“ Ich runzle die Stirn und kapiere nada. Aber ich befürchte, dass entsprechende Nachfragen sie erst recht anstacheln werden.
„Bist du auch an der Uni?“, erkundigt sie sich.
„Schon lange nicht mehr.“
„Sind das deine Kinder?“ Sie deutet auf das Eiliensche und das Ämmale.
„Ja.“
„Wie alt sind sie?“
„Fünf und sieben“, antworte ich geduldig.
„Sind die beiden an der Uni?“
„Nein, sie sind im Kindergarten und in der Schule.“
„Der Bub auch?“
„Welcher Bub?“ Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass sie mich mit jedem zweiten Satz aus dem Konzept bringt.
„Na, der da!“ Sie deutet auf das Ämmale.
„Das ist meine jüngere Tochter.“
„Ach so.“
Inzwischen hat sich noch ein weiteres Kind zu meinen beiden geselllt.
„Gehört das auch dir?“, fragt mich meine Banknachbarin prompt.
„Nein, das wird ein Mädchen aus der Siedlung sein.“ Die Kleine lächelt mir zu. Ich lächle zurück. Aber ist da eventuell ein Funken Mitleid in ihrem Blick? Mitleid mit der weißhaarigen Lady? Oder Mitleid mit mir? Es scheint so, als würde sie die alte Frau kennen.
„Na schau, da hast jetzt noch eins gratis oben drauf“, kichert die Oma nun.
„Ich bin mit zweien schon ganz gut ausgelastet“, erkläre ich.
„Wie alt bist du?“, fragt sie mich nun unverblümt.
„Noch 43.“
„Echt? Ich hätte dich auf Anfang Dreißig geschätzt. Und so schöne schwarze Haare hast du. Ich wollte auch immer schwarze Haare. Nicht dieses dumme Blond.“
Sie klingt nicht so, als ob sie wirklich bedauern würde, dass sie einst blond war. Trotzdem sage ich:
„Jede Haarfarbe hat ihren Charme.“
Sie lächelt zufrieden.
„Wie viele Kinder hast du?“, fragt sie plötzlich.
„Na, die beiden dort.“ Ich weise erneut in Richtung Ämmale und Eiliensche. Wirklich überrascht bin ich nicht, dass sie Anzeichen von Demenz zeigt. Aber trotzdem wirkt der Umstand, dass sie mutterseelenallein lebt, nun noch verstörender auf mich.
„Und keines mehr daheim?“, hakt sie nach.
„Nur meinen Mann“, schmunzle ich. Aber ich glaube, der kleine Witz ist nicht bis zu ihr durchgedrungen.
„Ach, das ist schön. Dass du noch einen Mann hast.“ Sie seufzt. „Und, mögt ihr euch?“
„Ja, sehr. Sonst wären wir nicht verheiratet, schätze ich.“
„Sind das deine Kinder?“ Wieder zeigt sie auf meine Mädels, die nun auch schon etwas irritiert dreinblicken.
„Ja.“ Es macht wohl keinen Sinn, sie darauf hinzuweisen, dass sie mir diese Frage in den vergangenen Minuten schon mehrfach, wenn auch leicht variiert, gestellt hat.
„Wann bist du geboren?“
Nun bin ich es, die seufzt. Aber es erscheint mir zu unhöflich, nicht zu antworten.
„1976.“
„Ich weiß gar nicht, wann ich geboren bin. 1930 vielleicht. Kann das sein?“
„Ja, möglich ist es schon. Aber dann wären Sie 90.“ Ich mustere sie. Meine Beunruhigung wächst von Minute zu Minute. Ist es wirklich rechtens, dass sie allein lebt? Und habe ich das Recht, mich da einzumischen?
Abgrenzung ahoi. Dabei habe ich echt genug eigene Probleme.
„Nein, um Gottes Willen! So alt bin ich auf keinen Fall.“ Sie streicht sich mit einer beinahe eleganten Geste eine weiße Haarsträhne aus der Stirn.
Da sehe ich, dass etwas über ihren Kopf krabbelt.
„Darf ich? Sie haben da eine kleine Spinne im Haar.“ Ich pflücke ihr das Tierchen aus dem Schopf.
„Ach, glaubst du, die tut mir noch was?“ Sie lacht, aber es klingt traurig.
„Ist dein Mann auch schon tot?“, schiebt sie hinterher.
„Nein, zum Glück ist er gesund und munter.“
Ich überlege, ob ich jemanden fragen soll, ob er die alte Lady kennt. Aber wen? Hier ist keiner außer uns.
„Hast du Kinder?“
Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft sie mir die Frage mittlerweile gestellt hat.
„Ja.“
„Ich habe auch ein paar Kinder.“ Sie strafft die Schultern. „Aber meine Tochter, die ist kein guter Mensch. Und eine totale Egoistin. Und sie hat als Kind schon total komisch ausgeschaut.“
Ich fühle mich befremdet. Wer redet so über sein eigenes Kind?
„Am liebsten würde ich sie erschlagen“, fügt sie noch hinzu und ich zucke zusammen.
Auch wenn sie nicht weiß, was sie da eigentlich daherredet, hat sie meine Sympathie soeben verloren.
Und ich nehme sukzessive Abstand von dem Gedanken, jemanden zu informieren.
Ja, auch ich bin wohl kein guter Mensch. Aber ich bin schlaflos und todmüde. Ich kann gerade nicht mehr. Und soll ich wirklich für jemanden, der so abfällig über sein Kind spricht, einmal mehr über meine eigenen Grenzen gehen?
„Weißt du, wie das im Krieg war?“, greift sie nun ein anderes Thema auf. „Wir hatten nichts mehr. Aber meine Mutter meinte, das hätte auch sein Gutes. Da mussten wir wenigstens nicht so viel schleppen.“
„Da haben Sie bestimmt viel mitgemacht“, antworte ich und überlege fieberhaft, wie ich mich am besten aus der Affäre ziehe. Gleichzeitig schreit mich mein Gewissen an, dass ich doch nicht einfach abhauen kann.
„Sind das deine?“ Wieder deutet sie auf meine Töchter.
„Ja.“
„Zwei Mädchen. Das ist gut. Die können miteinander spielen. Ich habe einen Bub und eine Tochter. Die haben nicht miteinander gespielt. Aber meine Tochter ist eh ein Miststück. Sie besucht mich nicht einmal.“
„Das ist nicht schön“, gebe ich mich diplomatisch.
„Ich gehe nur einmal in der Woche etwas essen. Deshalb habe ich auch meine gute Figur behalten.“
„Hm.“ Mir fällt nichts mehr ein.
Stattdessen informiere ich meine Kinder darüber, dass wir in fünf Minuten aufbrechen.
„Ich wünsche Ihnen alles Gute!“, verabschiede ich mich von der Frau.
„Dir auch! Und ruf mich mal an!“, antwortet sie. Und weckt damit erneut mein Mitgefühl.
Ich überquere den Spielplatz, auf dem sich inzwischen auch eine andere Familie tummelt, die offensichtlich aus der Siedlung stammt.
Ich postiere mich bei den Fahrrädern und verstaue unsere Sachen in der Seitentasche. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie die alte Frau nun zielgerichtet besagte Familie ansteuert.
Diese hatte sich eben noch auf Deutsch unterhalten, switcht aber nun um zu Englisch.
Offenbar kennen sie die Lady. Diese lässt sich von eventuellen Sprachbarrieren nicht abschrecken und spricht die Mutter an. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie sich nicht zum ersten Mal Kontakt haben und die abwehrende Körperhaltung der jüngeren Frau spricht Bände.
Ganz wohl ist mir nicht dabei, dass ich mich mit meinen Kindern aus dem Staub mache. Aber ich stopfe meinem schlechten Gewissen mit der Ausrede, dass ich nicht einmal aus diesem Ort bin und die alte Lady wohl den Anwohnern hier durchaus präsent ist, das Maul.
Ein paar Tage später wurde diese meine Vermutung von einer Freundin bestätigt. Die Oma ist dort wohl bekannt wie ein bunter Hund.
Ich hab zwar (noch) kein Alzheimer, aber trotzdem werde auch ich immer vegesslicher.
Als ich heute in der Radiologie gefragt werde, wann meine letzte Mammographie war, weiß ich es nicht mehr und an einen Überweisungsungsschein habe ich auch nicht gedacht. Wenigtens den Termin habe ich nicht versäumt – dem Handykalender sei Dank.
Aufgrund meines dichten Brustgewebes und diverser Fibroadenome, die sich heute allerdings als ordinäre Zysten entpuppten, werde ich halbjährlich zur Kontrolle einbestellt. Mal nur Ultraschall, mal Ultraschall plus Mammographie. Aufgrund von Corona ist ein Termin ausgefallen. Ich war also über ein Jahr nicht mehr zur Kontrolle und mir ist tatsächlich entfallen, wann die Brust zuletzt geröntgt wurde.
Als ich im Wartebereich das tue, was man in einem Wartebereich eben so tut, kommt irgendwann eine ältere Dame – ja zur Zeit ziehe ich betagte Ladys scheinbar magisch an – aus einem der Sprechzimmer. Sie setzt sich, wie sollte es auch anders sein, direkt auf den Stuhl neben mir. Und der ist natürlich keine 1,5m entfernt, obwohl überall in der Praxis mittels entsprechender Aushänge eindringlich auf das Abstandsgebot hingewiesen wird.
Gut, es gibt noch viel mehr Stühle. Wahrscheinlich geht das, im Übrigen sehr freundliche, Personal davon aus, dass die Patienten von sich aus einen Stuhl zwischen sich und Nebenmann auslassen.
Die Frau bemerkt meinen skeptischen Blick.
„Sitze ich zu nah?“, fragt sie mich prompt.
„Na, anderthalb Meter sind das nicht“, erwidere ich mit einem, meine harsche Bemerkung hoffentlich abmildernden, Lächeln. „Aber wissen Sie was? Ich rutsche einfach noch ein Stück nach links.“
Gesagt, getan.
„Sind Sie auch beim Herrn Dr. X?“, fragt sie mich.
„Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, bei wem ich bin“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Die vergangenen Male war ich immer in der Schwesterpraxis im Nachbarort.“ (Das Radiologiezentrum verfügt über drei Praxen.)
„Der Dr. X. hat mir gerade die Hand gegeben“, spricht sie nun weiter. „Wahrscheinlich hat er es einfach vergessen, dass man das nicht soll. Er ist schließlich auch schon Mitte Siebzig.“
Das kann ja heiter werden, denke ich.
Als ich nach der Mammographie, die von einer Arzthelferin vorgenommen wurde, barbusig im Sprechzimmer auf der Liege hocke, stelle ich mich mental bereits darauf ein, dass gleich ein Tattergreis in gebückter Haltung zur Tür hereinschlurft.
Stattdessen steht mir Augenblicke später ein Mann gegenüber, von dessen Spannkraft ich mir selbst noch eine dicke Scheibe abschneiden könnte. Die wachen, hellen Augen oberhalb der Maske blitzen. Außerdem – und ich weiß, das klingt jetzt sehr klischeehaft – strahlt seine ganze Haltung so viel Kompetenz und Erfahrung aus, dass ich mich auf Anhieb geborgen fühle. (Ich glaube, in dieser Hinsicht habe ich echt einen Knacks.)
Da ich meine Hände vorsorglich hinter mir und damit außerhalb seiner Reichweite platziert habe, fasst er mich zur Begrüßung an der Schulter. Aber Corona mal außen vor, werden bei einer Brustuntersuchung sowieso zwangsläufig noch viel intimere Stellen berührt als nur eine Schulter.
Im Grunde ist diese ganze aufgezwungene Distanz ohnehin wahnsinnig unnatürlich, wie auch meine „Vorgängerin“ im Wartebereich konstatierte. Und ich bin sogar dankbar dafür, wenn sich der ein oder andere – sofern es in Sachen Zwischenmenschlichkeit und Vertrauensfindung angebracht ist – darüber hinwegsetzt.
Dass mir selbst das Abstandhalten allerdings inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist, merke ich aber u.a. daran, dass ich sogar auf der Liege versuche, ordentlich Luft zwischen uns zu lassen. Aber so geht das natürlich nicht.
„Rutschen Sie noch ein bisschen näher zu mir“, fordert mich der Arzt auf. „Noch näher. Und noch ein Stück. Ich beiße nicht.“
Da muss ich dann doch lachen. „Das glaube ich Ihnen. Sie machen wirklich einen sehr vertrauenserweckenden Eindruck.“
„Das freut mich.“
Grotesk ist das aber alles schon.
Und das Bild dazu: Oben ohne, aber mit Mundschutz.
Sei`s drum. Mein Ersteindruck wird während der Untersuchung mehrfach bestätigt. Man kann sagen, was man will: So viele Jahrzehnte Erfahrung machen sich halt doch bemerkbar.
Er äußert sich sehr lobend über die Kollegin, die mich das letzte Mal untersucht hatte und schafft es, sie in dem ein oder anderen Punkt geringfügig zu korrigieren, ohne sie dabei in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.
Dass es sich bei den von ihr festgestellten Fibroadenomen um mit Flüssigkeit gefüllte Zysten handelt, die mir auch hin und wieder Schmerzen bereiten, macht unterm Strich auch keinen großen Unterschied. Dass er aber klipp und klar sagt, dass er in meinem Fall kein erhöhtes Brustkrebsrisiko sieht, schon.
Ich muss zugeben, ich hänge nicht nur an meinem Leben, sondern auch an meinen Brüsten.
Zum Gitarrenfoto, welches im Rahmen einer FB-Challenge entstanden ist: Mal abgesehen davon, dass auf dem Foto meine Nase glänzt und ich am Rocksaum scheinbar einen mysteriösen Fleck habe, der live und mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist, arbeite ich gerade an der Instrumentalversion von „Moon River“. Ich habe da ein sehr schönes klassisches Arrangement gefunden.
Auf Instagram, wo ich in der Story meine ersten Übungsversuche veröffentlichte, wurde ich gebeten, beizeiten auch die Audrey-Hepburn-Version mit Gesang zu performen, und ohne lange nachzudenken, sagte ich zu.
Aber ich klinge irgendwie schrecklich bei dem Lied und die Gitarrenbegleitung gefällt mir beim Original auch nicht so 100 pro. Sie ist irgendwie zu „dünn“, dabei aber gar nicht mal so easy und ganz anders als das von mir präferierte Klassikarrangement.
Naja, mal sehen.
In Sachen Zuckerfreiheit läuft es weiterhin gut. Auch wenn manches Küchenexperiment, wie z.B. diese zuckerfreien Gummibärchen, in die Hose geht. Optisch top, geschmacklich Flop. Ausgerechnet meinem Mann allerdings munden die Bärchen. Dabei mag er eigentlich gar keine Gummibärchen.
Der zuckerfreie Hefeteig dagegen ist wirklich eine Wucht. Er gelingt ein jedes Mal und schmeckt, gleich in welcher Variante, immer wunderbar.
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