Als ich mir vor einigen Monaten am rechten Mittelfinger einen Kapselriss nebst Knochenfraktur zugezogen habe, war mein erster Gedanke: „Oh nein – jetzt kann ich wochenlang nicht mehr Gitarre spielen. Bitte, bitte, bitte – das darf nicht sein!“
Für mich ist da echt eine Welt eingestürzt. Die Schmerzen waren erträglich. Die übrigen Einschränkungen auch. Nicht aber der Verzicht auf dieses geliebte Instrument, das mich mit so ungemein viel Glück erfüllt und mir so viel Halt gibt.
Das klingt ultrakitschig, ist aber die Wahrheit.
Mit meinem Eiliensche habe ich mich heute über Passionen unterhalten. Wenn man ehrlich ist und sein Bauchgefühl sprechen lässt, gibt es bei echten Leidenschaften immer eine Rangliste. Oft eine insgeheime, die man nach außen hin gerne verleugnet. Denn nicht selten entbehrt sie Sinn und Verstand.
„Bei dir steht ganz klar die Gitarre an erster Stelle, Mama“, konstatierte meine Erstgeborene knallhart. „Das Schreiben kommt erst danach.“
Und sie hat (leider) recht. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
Dabei schreibe ich um so vieles besser als ich Gitarre spiele. Kein Wunder. Das Schreiben begleitet mich ja schon mein Leben lang. Ebenso wie der Traum von der Schriftstellerei als Brotjob.
Ein utopischer Traum. Doch nach der Veröffentlichung meines Debüts schien er plötzlich zum Greifen nah.
Auch wenn ich davon nicht reich werde: Mit dem Schreiben kann ich tatsächlich Geld verdienen. Mit der Gitarre nicht. Niemals.
Trotzdem greife ich, sobald ich ein wenig Zeit habe, aktuell oft eher zur Gitarre als zum virtuellen Stift.
Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur. Manche kann ich rational fassen, andere nicht. Und nicht nur die Gitarre per se, sondern auch das Leben selbst ist „schuld“ daran, dass mein Herzblut vermehrt in dieses Instrument fließt. Denn die Gitarre ist eine sehr potente und sofort wirksame Seelenmedizin.
Aber Herzblut ist auch die einzige Tinte für meine Geschichten. Ohne Herzblut keine Geschichte.
Nun sollen aber all die Erfahrungen, die ich im echten Leben sammele und auch das, was ich gerade über mich lerne – und das ist nicht wenig – meinem Roman nicht zum Schaden gereichen. Im Gegenteil: Schlussendlich profitiert die Geschichte davon. Dessen bin ich mir gewiss.
Und voran geht es ja. Wenn momentan auch wieder nur im Schneckentempo.
Ursprünglich hatte ich mir selbst als Deadline für die Fertigstellung Mai 2023 gesetzt. Aber mir dünkt, dieses Ziel ist doch zu sportlich gesetzt.
Die Wartezeit wollte ich nicht nur mit ein paar Textschnipseln, sondern auch mit einer kleinen Online-Lesung hie und da verkürzen.
Und ich hatte mir ausgemalt, dass solche Mini-Lesungen vielleicht auch auf YouTube in Kombination mit Gitarrenclips und Huskyvideos ganz gut kämen.
Die Federfarbenfee steht schließlich schon von jeher für eine bunte Mischung, doch YouTube hat offensichtlich für wild durcheinander gewürfelte Inhalte wenig übrig.
Gehört habe ich schon häufiger davon, dass der ominöse Algorithmus eher Kanäle mit spezifischen Inhalten bevorzugt.
Gut, bei YouTube-Stars drückt er beide Augen zu bzw. öffnet er die der Zuschauer für die großen Kanäle extrabreit – Stichwort „Sichtbarkeit“.
Das YouTube-Fass aufgemacht habe ich ja überhaupt erst für mein Eiliensche. Und ja, sie ist nach wie vor daran interessiert, dort Gitarrenaufnahmen einzustellen. Aber inzwischen hat sie eine Ahnung davon, wie viel Arbeit das bedeutet und sagen wir mal so: Bei ihr steht die Gitarre nicht konstant auf Platz 1 der Passionsliste. Und ich dränge sie auch nicht. Das Ganze ist ja in erster Linie ein Spaßprojekt.
Dennoch ist es frustrierend, wenn sich YouTube in Sachen Sichtbarkeit mal sehr großzügig und dann wieder total knausrig zeigt. Aber um Willkür handelt es sich hierbei nur auf den ersten Blick. Tatsächlich leuchtet es ein, dass es zwar eine Schnittmenge zwischen Huskyliebhabern, Bookies und Gitarrenfreunden gibt, aber man muss auch verstehen, dass nicht jeder, der ein Video mit Hund und Kind herzig fand, gleichzeitig auch total auf meine Gitarrendarbietungen oder meinen Buchtrailer abfährt.
Für Autoren ist YouTube ohnehin ein steiniges Pflaster. Das sehe ich auch an den Kanälen anderer Schreiberlinge und sogar an den Buchteasern renommierter Verlage. Buchvorstellungen, noch dazu in deutscher Sprache, erreichen hier nur ein Nischenpublikum. Es sei denn, man heißt Sebastian Fitzek. Zum Beispiel.
Also habe ich mich aller Laienhaftigkeit zum Trotz dazu entschieden, mich youtubetechnisch, abgesehen von dem ein oder anderen Short, fürs Erste auf die Gitarre zu fokussieren. Das kommt dann auch dem Eiliensche zugute, sobald sie bereit ist, wieder Energie in eine Aufnahme zu investieren.
Einstweilen tobt sich Mama ordentlich aus. Zuletzt mit „Boat on the River“, einem Styx-Cover.
Bisher habe ich mich zu diesem Lied mit der Westerngitarre begleitet. Aber ich finde, auch meine Hanika Grand Konzert macht sich sehr gut als instrumentale Begleiterin und harmoniert wunderbar mit Stück und Stimme.
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