„Man kann alles malen, was man will, oder?“, fragt mich das Eiliensche, während es sich Zeichenblock und Stifte zurechtgelegt.
„Ja“, erwidere ich. „Das ist ja gerade das Schöne am Malen. Dass du alles zu Papier bringen kannst, was du im Kopf und im Herzen hast. Wenn ich nur stur abmalen will, was vor mir auf dem Tisch steht, kann ich gleich ein Foto machen.“
(Ihr merkt schon: Ich bin nicht so der Freund von fotorealistischen Gemälden.)
„Aber wenn man gar nicht weiß, wie etwas aussieht, ist es schon echt schwer zu malen“, sinniert das Eiliensche weiter und kräuselt die Stirn. „Den lieben Gott zum Beispiel. Der schaut doch bestimmt nicht so aus wie auf den Bildern in den Kirchen und so, oder?“
„Keine Ahnung. Ich schätze mal, von Haus aus hat er gar keine fixe Gestalt. Vielleicht sieht er für jeden Menschen anders aus.“
Vor Kurzem hat sie mich schon mit einer ganz ähnlichen Frage ins Schwitzen gebracht. Da fragte sie, warum an Weihnachten das ChristKIND kommt, obwohl Jesus doch als erwachsener Mann gestorben ist.
„So richtig wissen kann man das wohl erst, wenn man tot ist“, sagt das Eiliensche nüchtern. Sie zuckt mit den Schultern. „Nur blöd, dass es im Himmel kein Papier gibt.“
Dazu fällt mir ein Dialog ein (ungefähr):
-Was habt ihr in der Schule gemacht?
– Wir sollten uns selbst malen, dabei male ich mich nicht gerne selbst.
Also habe ich das Meer gemalt.
– Das Meer?
– Ja, meinen Kopf im Meer schwimmend…und weil ich lieber Fische male, habe ich eben dann meinen Kopf im Meer schwimmend und viele viele Fische gemalt ;).
Das klingt auch nach einem wundervollen Bild. Ich mag diese Art, wie Kinder denken, sehr. 🙂