Manches klingt in der Theorie super und in der Praxis erweist es sich dann – bei inadäquater Umsetzung – als kompletter Fail. Wie Abnehmen zum Beispiel. Oder unser Besuch im Beerencafé gestern.
Während M. einen freien Tisch in strategisch günstiger Lage auskundschaftete, versuchte ich, das rosa Sonnenhütchen – also known as Eiliensche, welches in einem Irrsinnstempo zwischen den Strohballen auf- und abhüpfte, nicht aus den Augen zu verlieren. Der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgabe wurde durch das Ämmale, das sich gerade anschickte, im Streicheltiergehege unterzutauchen, massiv erhöht. Effektive Tarnung inklusive. Die Pampe aus Matsch und Stroh erwies sich als äußerst anhänglich.
Endlich hatte mein Mann uns eine halbwegs passende Sitzgelegenheit erkämpft. Doch die Kinder interessierte das wenig. Mit Eis konnten wir sie vorerst auch nicht locken: Die Schlange vor der Essensausgabe war gefühlte fünf Kilometer lang. Stattdessen wollte das Ämmale zu den Spielzeugpferden neben dem Lagerfeuer und das Eiliensche in die entgegengesetzte Richtung zum Wasserspielplatz.
Irgendwie schaffte ich es, die beiden zum Sandkasten in der goldenen Mitte zu dirigieren. Enthusiastisch drückte ich meinen Töchtern ein paar bunte Sandformen in die Hände. Prompt krakeelte neben mir ein kleines Mädchen, das mir glaubhaft versichterte, die Spielsachen wären ihre. Mit Engelszungen beschwor ich das Eiliensche und das Ämmale, die Förmchen zurückzugeben. Trotzdem endete die ganze Misere in einem dreistimmigen Heulkonzert.
M. meinte, es sei ihm hier zu heiß – ob das auf die hochsommerlichen Temperaturen bezogen war, sei mal dahingestellt. Jedenfalls gedachte er, seine Zeit sinnvoller mit Beerenpflücken zu verbringen. Und fort war er. Unseren Tisch hatte zwischenzeitlich eine andere Familie in Beschlag genommen. Was aber nicht weiter schlimm war. Wir hätten uns dort sowieso nur maximal fünf Minuten niederlassen können.
Ich wanderte mit den Mädels zum Bobbycar- und Dreiradparcours. Während die beiden einen auf Crashtest-Dummies machten, dachte ich kurz an M., der gerade in nahezu meditativer Andacht Beere für Beere vom Strauch klauben und das Umfeld dabei völlig ausblenden durfte. Für ein paar wenige kostbare Minuten fuhren die beiden geliebten Terrorurscheln dann tatsächlich sittsam hintereinander statt gegeneinander. Hierbei entstanden die Art von Fotos, die man später wehmütig betrachtet und dabei den guten, alten Zeiten hinterhertrauert.
Dass das Ämmale zehn Sekunden später einen Salto rückwärts von ihrem schnieken Auto gemacht hat, habe ich natürlich nicht festgehalten.
Ja, all diese leckeren und vornehmlich gesunden Sachen esse ich. Allerdings jeweils mindestens zwei Portionen und darüber hinaus noch viel, viel mehr. Leider auch nach wie vor Unmengen von Süßkram. Der Tag beginnt meist top und endet dann als Flop. Ernährungstechnisch gesehen.
Jeden Morgen schlürfe ich brav einen EL von meinem „selbstgebrauten“ Antibiotikum, das ich nach dem Rezept vom Zentrum für Gesundheit zubereitet habe. Tatsächlich bin ich überzeugt von den Immunbooster-Qualitäten dieser Mischung. Meine Infektrate hat sich merklich verringert. Moment, ich brauche Holz zum Beklopfen. Toi, toi, toi.
Mittlerweile mache ich zudem wieder mindestens zweimal die Woche Sport. Und stolz kann ich verkünden, dass das Ämmale und ich auch die Hürde mit dem interimsmäßigen Kinderbetreuerwechsel genommen haben.
Ich merke durchaus, dass ich stärker und fitter werde. Letzte Woche bin ich versehentlich in das Zirkeltraining von Olga, der „Heftigen“, wie ich sie heimlich bezeichne, hineingeraten. Aber ich konnte den Anweisungen dieses liebenswerten Drill-Instructors tatsächlich standhalten und bin nicht einfach unter ihrem strengen Blick zerbröselt.
Apropos Brösel: Während ich das hier schreibe, vernichte ich gerade eine Tafel „Milka Joghurt“.
Mein Rücken dankt mir das intensive Krafttraining. Und sogar meine Venen arbeiten wieder tadellos, wie ein entsprechender Belastungstest gezeigt hat. Das ist erstaunlich. Denn nach der Thrombose letztes Jahr schien eine OP unausweichlich.
Das alles sind zweifelsohne große Fortschritte. Aber schlanker bin ich noch nicht. Und das nimmt mich auch nicht Wunder. Schließlich kann ich es jedes Mal kaum erwarten, die verbrannten Kalorien sofort wieder in Form energiereicher Nahrung nachzuladen. Ich bin einfach zu wenig fokussiert und konsequent. Im einen Moment möchte ich unbedingt meine alte Figur zurück, im nächsten schon gibt es für mich nichts Nebensächlicheres.
Doch vom ästhetischen Aspekt einmal abgesehen, kann ich die Sorge um die Langzeitfolgen meiner Zuckersucht nicht von mir schieben. Es ist bekannt, dass Zucker Entzündungen und Zellschädigungen fördert. Und gerade mit Entzündungen hatte ich ja seit der Geburt des Ämmale permanent zu kämpfen. Zwar baue ich mittlerweile vermehrt solche Lebensmittel in meine Ernährung ein, die reich an Antioxidantien sind, aber wenn ich diese kurz darauf im Schokoladenmeer ertränke, bringt das wahrscheinlich auch nicht viel.
Für den notwendigen Tritt in den wohlgenährten Allerwertesten, lese ich gerade folgendes Buch:
Und als Kontrastprogramm und Einschlaflektüre dient mir dieses hier:
Nein, ich trinke Nachts um 01.30Uhr keinen Kaffee.
Und nein, ich lese nicht gemütlich beim Frühstück. Obwohl ich gerne würde.
Im Gegensatz zu unserem Abstecher ins Beerencafé war unser Besuch im Augsburger Zoo verhältnismäßig entspannt.
Und vor allem unterhaltsam:
Eiliensche: „Da ist ein Kamel drin.“
Papa: „Nein, ein Chamäleon.“
Eiliensche: „Sag ich doch.“
Ich: „Woher weisst Du das überhaupt, Eiliensche? Zu sehen ist da nämlich gar nichts. Typisch Chamäleon.“
Papa: „Das steht doch da, auf dem Schild.“
Ich: „Sie ist 3,5. Ich glaube nicht, dass sie schon lesen kann.“
(Wie sich anschließend herausstellte, hat sie sich den Inhalt des Terrariums vom letzten Aufenthalt gemerkt.)
Ämmale: „Schau mal! Atze“ (Katze):
Ämmale zum Alpaka: „Da! Wauwau!“
Suchbilder: Wo ist der Tiger?
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