Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn Fingerkuppen sich sachte berühren und dabei Funken schlagen, die selbst noch die äußerste Spitze des kleinen Zehs durchdringen?
Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn weiche Lippen aufeinandertreffen und tief im Inneren einen Wirbelsturm aus orientierungslos herumtaumelnden Schmetterlingen erzeugen, die mit ihren abertausend Flügelschlägen jede einzelne Körperzelle zum Vibrieren bringen?
Wisst Ihr noch, wie es sich anfühlt, wenn der geliebte Mensch einem tief in die Augen schaut und man selbst nur noch aus einem Riesenhaufen Zuckerwatte zu bestehen scheint?
Gerade tauche ich ein, in das 3. Kapitel. Und ich genieße es, diese Gefühle, deren Flüchtigkeit nur frisch Verliebte nicht als solche wahrnehmen, wieder erwecken zu können.
Für die Dauer dieses Moments sind die geschwollene Lymphknoten, der schmerzende Hals und die vereiterten Nebenhöhlen vergessen. Anstelle von lodernden Herzen bin ich von Taschentuchbergen umgeben. Dennoch glühen meine Wangen nicht nur vom Fieber.
In jener Sternennacht, von der ich im letzten Beitrag schrieb, verspürte ich einen Anflug dieser wundervoll intensiven Emotionen, die durchaus noch irgendwo in mir rumoren und einen Teil von mir nicht altern lassen.
Als ich heute die leuchtenden Augen meines Eiliensche sah, als sie die Gaben entdeckte, welche der Nikolaus ihr vor die Tür gelegt hatte, da kam mir kurz in den Sinn, dass diese kindliche, unverderbt-arglose Vorfreude einer jungen Liebe doch sehr ähnelt. Die Kinder sind sich der Verletzlichkeit ihrer Seelen noch nicht bewusst. Umso offener und verwundbarer sind sie. Vorbehaltlos stürzen sie sich in ihre Freude. Genießen uneingeschränkt und ungebremst und ohne auch nur einen Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden. Auf diese Weise sind sie in der Lage, sehr tief und innig zu empfinden.
Sich mit all seinen Sinnen verlieben – das kann auch nur derjenige, der das Kind in sich ans Ruder lässt, sämtliche Bedenken und Zweifel über Board wirft und die Fahrt genießt, solange sie dauert.
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