Bad Vibes.
Körperlicher Verschleiss und chronische Schlaflosigkeit.
Themen, die sich nicht einmal bedingt für einen allerersten Post eignen, der eigentlich Lust auf mehr machen und nicht statt dessen die Leser verschrecken soll.
Klingt eher nach dem Standardrepertoire eines Tattergreises. Aber es ist nunmal das, was mich gerade umtreibt. Und strenggenommen bin ich auch schon ein altes Mütterlein. Schließlich bin ich vor ein paar Tagen 39 geworden. Aber irgendwie kratzt mich das erstaunlicherweise nicht sonderlich. Viel schlimmer war zum Beispiel mein 17. Geburtstag. Damals habe ich in meinem (handschriftlichen) Tagebuch vermerkt: „Jetzt bin ich alt.“
39. Das ist sogar eine sehr schöne Zahl, finde ich. In sich rund. Runder noch als 40. Zumindest optisch. Ausserdem ist die 3 meine Glücksziffer. Und 3×3 ist 9. Also durchaus liebenswert, die 39. Doch ich schweife ab.
Hier sitze ich also. Mit Halsschmerzen. Ingwertee. Und Kaffee. Die Augen tränen. Frische, geriebene Meerrettichwurzel ist nur etwas für Hartgesottene. Aber andernfalls bekomme ich meine Nase nicht frei genug, um die Salzlösung durchjagen zu können. Und täglich abschwellende Nasentropfen – Nachts führt sowieso kein Weg daran vorbei – sind bei meiner Problematik auch nicht eben förderlich.
Apropos Nasenspülung: Ich tropfe. Auf die Tastatur. Was man nicht alles tut, um drohende Infekte abzuwehren. Bei mir hat das schon etwas paranoide Züge. Nicht nachvollziehbar, wenn man meine Geschichte nicht kennt. Fakt ist, dass ich um jeden Preis verhindern möchte, dass meine Nebenhöhlen schon wieder vereitern. Zum hundertsten Mal in diesem Jahr. Gerade jetzt, wo mein Geruchssinn sich endlich wieder zaghaft meldet.
Noch ein Löffelchen Honig in den Tee. Verbessert den Geschmack aber nicht wesentlich. Ingwer ist nicht meins. Scharf und seifig. Allerdings bin ich dankbar, dass ich sie schmecke, diese abartige, als Wundermittel angepriesene Knolle. Sogar bei den Stinkbomben meiner Kinder atme ich derzeit tief und befreit ein. Yippiyeah – ich rieche wieder etwas!
Sehr konfus, dieser erste Post.
Liegt unter Anderem daran, dass mein Ämmale nicht schläft, sondern um mich herumturnt. Ich lasse kurz die vergangene Nacht Revue passieren.
21.00Uhr: Gemecker
23.00Uhr: Gemecker.
01.40Uhr: Gemecker, Hustenanfall und Stillen
04.00Uhr: Muttern ist auch ohne Kindalarm wach, da das Ämmale um diese Zeit normalerweise trinken will. Ausser heute. Aber mein Körper ist ein Gewohnheitstier.
05.30: Stillen. Die Nacht ist endgültig zu Ende.
Wäre alles halb so wild, wenn ich nach den Unterbrechungen immer sofort wieder einschlafen könnte. Darum beneide ich M., meine bessere Hälfte, glühend. Der schnarcht eine Minute, sobald er wieder zurück ins Bett geschlurft ist. Aber ich liege, je nachdem, aus welcher Schlafphase ich gerissen wurde – Tiefschlaf ist ganz bitter – mindestens 30 Minuten wach. Und auch unabhängig von den Kindern schaffe ich es, jede Dreiviertel Stunde aufzuwachen.
Zudem bin ich eine geborene Nachteule. 05.30Uhr – das ist völlig gegen meinen persönlichen Biorhythmus.
Tja, so siehts aus. An mindestens 5 von 7 Wochentagen.
Meine geröteten Augen beobachten das erstaunlich fitte Ämmale, wie es den Windelpopo zum Schlumpflied kreisen lässt. Und ich muss schmunzeln.
Draussen lacht die Herbstsonne. Sie lässt die bunten Blätter leuchten und taucht alles in ein goldenes, verheissungsvolles Licht. Gleich holen wir das Eiliensche vom Kindergarten ab.
Good Vibes.
Heute ist wieder so ein Tag, an dem meine Stimmungen von einem Extrem ins andere kippen. Im einen Moment von Freude, Glück und Dankbarkeit durchflutet, könnte ich im nächsten der absoluten Verzweiflung nah von unserem baufälligen Balkon springen. Zweifelsohne sind diese Stimmungsschwankungen der explosiven Mischung aus meiner eigenen Schlaflosigkeit und den ebenfalls müdigkeitsbedingten Quengelarien meiner Kinder zuzuschreiben. Diese kommen und gehen in Wellen. Meine Launen auch. Der Ausschlag der Amplituden – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung – ist jeweils beachtlich. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich vor den Kindern derartige Gefühlswallungen hatte. Vielleicht, als ich selbst im Trotzalter war. Eventuell noch in der Pubertät. Und natürlich in Phasen akuter, frischer Verliebtheit. Hormone, die verrückt spielen. Am wahrscheinlichsten wären jetzt die Wechseljahre.
Seit August unternehme ich nun immer wieder Anläufe, diesen Blog zum Leben zu erwecken.
Die letzten Jahre habe ich anonym auf einer Tagebuchplattform unregelmäßig aus meinem Alltag berichtet. Ob ich diese Seite mit dem Blog hier verknüpfen werden? Ich bin unschlüssig. Unter Pseudonym lässt sich richtig schön hemmungslos die Sau rauslassen. Hier wird das nicht mehr so ohne Weiteres möglich sein.
So. Das Ämmale hat gerade das Puppenhaus ausgeräumt und zerlegt. Ihre Geduld wurde nun eindeutig überstrapaziert.
Daher schliesse ich diesen völlig sinnbefreiten, nichtssagenden Beitrag. Den ich trotzdem online stellen werde. Sonst wird das nie was. Zumindest ein Mahnmal, wie man es nicht machen sollte.
Jetzt kommt „Ich geh mit meiner Laterne“.
„Rabimmel, Rabammel, Rabumm, Bumm, Bumm.“
Liebe Mary,
ich liebe deinen ersten Post! Er ist einfach grundehrlich und zum kaputtlachen, dein Schreibstil ist klasse! Mach weiter so, ich freue mich sehr auch in Zukunft von dir zu Lesen :-).
Du Liebe, ich danke Dir ganz herzlich für Deinen supernetten Kommentar!! :-)) Mein Anblick eben war auch zum Lachen: Bin vor Freude wie Rumpelstilzchen im Kreis herumgehüpft.:-) Das ist übrigens etwas, das mich an Deinem Blog auch sofort angesprochen hat: Der trockene Humor gepaart mit ganz viel Mutterliebe. Wir lesen uns! 🙂